Meschede. Das öffentliche Leben steht still: Werden wir aber im Sommer wieder Schützenfeste feiern? Ein Interview mit dem Leiter des Gesundheitsamtes HSK.

Noch weitere drei Wochen wird das öffentliche Leben in Deutschland massiv heruntergefahren. Wie geht es danach weiter? Vor allem Veranstalter müssen jetzt planen für den Sommer. Ein Gespräch mit Dr. Peter Kleeschulte, dem Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Frage: Im Hochsauerland beginnt eigentlich in etwa einem Monat die Schützenfest-Saison. Was ist Ihre Einschätzung zum jetzigen Stand: Werden überhaupt Schützenfeste, Festivals und Großveranstaltungen stattfinden können?

Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des HSK Kreisgesundheitsamts.
Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des HSK Kreisgesundheitsamts. © Martin Reuther

Dr. Peter Kleeschulte: Wir können die Situation im Moment nur bis zum 20. April betrachten. Bis dahin gelten alle verschärfenden Maßnahmen wie die Einschränkungen von Kontakten und auch das Verbot von Veranstaltungen. Das betrifft viele Bereiche - Freizeit, Kultur, Sport und Vergnügungsstätten. Klar ist: Bis dahin kann es keine Treffen in irgendeiner Form geben.

Und danach?

Wenn wir das Geschehen epidemiologisch betrachten, kann keiner sagen: nach zwei bis drei Monaten sind wir durch. Das wäre reine Spekulation. Der Zeitpunkt dafür ist zu früh.

Können Veranstalter nicht irgendwie planen?

Wir müssen Schritt für Schritt denken und handeln. Der nächste Termin ist der 20. April. Man muss dann sehen, welche Wirkung die bisherigen Maßnahmen hatten. Nach 10 oder 14 Tagen kann man es ohnehin noch nicht sagen. Kurz vor Ostern sehen wir, wie es sich entwickelt - auch bundesweit. Wir sollten nicht spekulieren. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass durch Maßnahmen auch Effekte erzielt werden. Was weiterhin wichtig bleibt und wie wir auch im Hochsauerlandkreis vorgehen: konsequent alle Fälle verfolgen und Quarantäne für Kontaktpersonen, um die Infektionsketten zu unterbrechen.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Und was ist beispielsweise ab dem Spätsommer?

Auch dazu wäre eine Einschätzung reine Spekulation. Wir müssen in kleinen Schritten vorankommen. Aber ich verstehe die Erwartungen: Ich selbst möchte auch wieder Freizeit wie bisher haben.

Wie wird es weitergehen?

Wir müssen die Zahl der Infektionen reduzieren und die Kurve abflachen, damit wir nicht Verhältnisse wie in anderen Ländern bekommen. Es geht darum, Zeit zu gewinnen und die Krankenhäuser nicht über zu strapazieren - sehr gut wäre es, wenn wir bis dahin Medikamente haben, im besten Fall sogar einen Impfstoff.

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Sie selbst mussten in Quarantäne, weil es eine Infektion im Kreishaus in Meschede gegeben hatte. Wie ist es Ihnen in der Zeit ergangen?

Physisch hervorragend. Psychisch ist es schon eine Belastung - von 150 auf 0. Wir hatten gerade den Krisenstab einberufen, dann kam die Nachricht. Diese Situation musste ich auch erst mal akzeptieren.

Haben Sie einen Tipp für Menschen, die 14 Tage nicht ihre Wohnung verlassen können: Wie gestaltet man den Tag, ohne das einem die Decke auf den Kopf fällt?

Sie sollten sich einen klar strukturierten Tagesablauf gegeben. Ich bin weiterhin jeden Morgen um 6 aufgestanden, habe ab 7.45 Uhr am Laptop gearbeitet, telefoniert, Mails bearbeitet und den Kontakt zu meinen Mitarbeitern gehalten. Wichtig ist, eine Struktur für den Tag zu haben. Menschen mit vielen Hobbys können sich außerdem sehr gut beschäftigen, auch am Wochenende. Gegen die Langeweile kann es helfen zu überlegen, worauf man schon seit ein bis zwei Jahren daheim Lust gehabt hätte, es aber bisher nicht begonnen hat. Ich lerne gerade für einen speziellen Segelschein.