Schmallenberg. Freie Parkplätze, kaum Autos, kaum Menschen: Seit Geschäfte wegen Corona geschlossen haben, ist Schmallenbergs Kernstadt kaum wiederzuerkennen.

13.30 Uhr am Donnerstag. Die Sonne scheint und auf den ersten Blick wirkt es, als wäre es ein ganz normaler Frühlingstag. Die Vögel zwitschern. Viele Parkplätze in der West- und Oststraße sind leer, einige Autos sind auf den Straßen unterwegs. Nur vereinzelt begegnet man auf einem Spaziergang Menschen, vor allem vor und an der Apotheke. Ansonsten ist es ruhig und still. Die Ruhe ist ein wenig gespenstisch. Die Eisdiele am Schützenplatz, in der jetzt eigentlich Hochbetrieb herrschen würde, hat den Schirm noch zugeklappt. Die Stühle stehen zwar auf dem Schützenplatz, aber kein einziger Platz ist besetzt. Auch am Bacio sind die Türen zu. Nein, es ist kein normaler Frühlingstag. Seit die Geschäfte wegen der Corona-Krise geschlossen haben und es ein Kontaktverbot gibt wirkt Schmallenberg wie eine Geisterstadt.

Weiße Zettel kleben an den Türen

13.40 Uhr: „Normal ist hier wirklich nichts“, denke ich. Normal wäre: Geöffnete Türen bei den Geschäften, ein Tratsch auf der Straße, Kleider-Ständer vor den Läden, Eis-Esser auf dem Schützenplatz, Touristen die Fotos von den Fachwerkhäusern knipsen und die Schaufenster bestaunen. Zwischendurch ein paar Holländer und gelbe Kennzeichen auf der Straße.

Leere Weststraße in Schmallenberg.
Leere Weststraße in Schmallenberg. © Laura handke

Heute gibt es auch kein freundliches „Wie immer?“ im Café König, wo ich sonst fast täglich Kaffee und belegte Brötchen hole. Normalerweise stehe ich dort in einer Schlange.

Bei der Sonne würden Besucher jetzt draußen an der Straße sitzen. Stattdessen ist die Tür abgeschlossen, weiße Jalousien vor den Fenstern runtergelassen. Ein weißer Zettel klebt an der Tür.

Ein Blick durch die Scheibe: Ein brauner Tisch mit grüner Tischdecke steht vor der Tür zum Besucherraum, in dem keine Besucher sitzen. Geschlossen wegen Coronavirus.

Überstehen die Geschäfte die Krise?

13.45 Uhr: Von Tür zu Tür begegnen einem die weißen Zettel.

„Corona, Corona, Corona….“. Das Virus schwebt über der Stadt wie ein Geist. Das ist wahrscheinlich gerade in vielen Städten so. Werden wohl alle Geschäfte hier das überstehen? Ich weiß es nicht. Viele wissen es selbst nicht und bangen um ihre Existenz. Statt Kundschaft in den Läden werden Produkte jetzt nur noch auf Bestellung geliefert. Eine kleine Hoffnung für die Geschäfte, die von einer offenen Tür leben. Sie haben sich zusammengeschlossen und an die Bürger appelliert, jetzt nicht online zu kaufen. Eine Grafschafter Familie hat einen Online-Shop eingerichtet, um ihnen durch die Krise zu helfen. Die Schmallenberger halten zusammen.

Aber wie lange können Geschäfte die finanziellen Einbußen verkraften? Voraussichtlich geschlossen bleiben sie bis zum 20. April. „Dieser Zeitraum ist für den Tourismus oder Einzelhandel verloren. Wenn es bei den vier Wochen bleibt, kann man das mit einem blauen Auge überstehen. Das Schlimme an dieser Situation ist jedoch die Ungewissheit: Denn es kann auch durchaus länger dauern“, sagte Bürgermeister Bernhard Halbe im Interview dazu. „Die Gelder müssen auch hier genutzt werden können“, sagte er zum Rettungsschirm der Landesregierung mit Blick auf die Sorgen der Einzelhändler. Das dürfe nicht lange dauern.

Kein Zutritt zum Rathaus

13.50 Uhr Weststraße 58, Hotel Störmann. Dort wird ein kleiner Bereich durch rot-weiße Baken abgesperrt. An der Ampel stehe ich alleine. Immerhin der bekannte Breybalg sitzt an seinem Platz mit einem Löffel in der rechten Hand am Tisch. Die Ampel schaltet auf grün.

Keine 200 Meter später stehe ich vor der Rathaus-Tür, mit mir ein Pärchen. Auch dort ein Zettel: „Das Rathaus ist aufgrund des Coronavirus für den öffentlichen Besucherverkehr bis auf weiteres geschlossen.“Bei wichtigen Anliegen sollen sich Bürger per Mail oder Telefon melden. „Wir rufen dann wohl mal im Rathaus an“, sagt die Frau zu ihrem Mann. Sie gehen wieder.

Gähnende Leere in der Ladenzeile

Auch der Schützenplatz ist leer.
Auch der Schützenplatz ist leer. © Laura Handke

14 Uhr: Zurück geht es über die Oststraße. Auch hier geschlossene Türen und weiße Zettel. Frühlingsmode und Deko in den Schaufenstern, die sich jetzt gut verkaufen würde. Aber es ist kein normaler Frühling. Bei dem schönen Wetter sitzen viele Leute zuhause.

Ein Spaziergänger auf der Straße, eine Postbotin wirft Briefe ein. Ein nettes „Hallo“ ist drin, allerdings mit dem nötigen Sicherheitsabstand. Ein Bus fährt vorbei. „Altenhundem ZOB“, steht in orangenen Buchstaben auf der Anzeige. Keine dicht gedrängten Menschen, nur einzelne Plätze sind besetzt.

14.10 Uhr: Vor dem Eiscafé Venezia stapeln sich silberne Stühle, die Türen sind zu. Die Gänge in der Ladenzeile sind leer. Selbst auf dem Burgess-Hill Platz und auf dem Hit-Parkplatz ist es vergleichsweise leer. Dann geht es zurück in die leere Redaktion in der Weststraße 26, die Nachbarn arbeiten im Homeoffice. Auch an der Tür der Redaktion hängt ein weißer Zettel an der Scheibe. „Wir schränken unseren Besucherverkehr bis auf weiteres ein“. Auch hier ist nichts wie sonst...