Meschede. Abseits von Corona: Das Klinikum Hochsauerland wird massiv in das St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede investieren.

Natürlich geht die Arbeit am Klinikum Hochsauerland auch unabhängig von der Corona-Krise weiter. Das Klinikum hat am Dienstag einen Ausbau seiner Onkologie im St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede bekannt gegeben.

Bislang müssen 40 bis 50 Prozent der Menschen mit Krebs-Erkrankungen zur Behandlung außerhalb des HSK fahren. Für sie entstehen jetzt neue Versorgungsangebote heimatnah in Meschede. Das Klinikum investiert dafür drei bis vier Millionen Euro. Künftig sollen die meisten der Krebserkrankungen vor Ort diagnostiziert und behandelt werden können. Das geschieht in der neuen Klinik für Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin und Stammzelltransplantation.

Viele Menschen aus dem HSK behandelt

Geleitet wird sie von Chefarzt und Klinikdirektor Dr. Mohammad-Amen Wattad (56) sowie von Elisabeth Lange (58) als geschäftsführender Oberärztin. „Ich bin durch und durch leidenschaftlicher Onkologe“, sagt Dr. Wattad. Beide suchten nach 30-jähriger Berufserfahrung neue Herausforderungen – und beiden ist an ihren letzten Arbeitsplätzen in Essen bzw. Hamm schon aufgefallen, wie viele Menschen aus dem Hochsauerlandkreis dort behandelt werden mussten.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Wattad kündigt an: „Wir wollen die Behandlung und Versorgung aus einer Hand anbieten.“ Statistisch wird im HSK mit 4600 Krebsfällen pro Jahr gerechnet. Davon sind 1500 Neuerkrankungen. Für diese Patienten wird das Spektrum der Versorgung ausgebaut. Entstehen soll ein übergeordnetes, zertifiziertes „Onkologisches Zentrum Hochsauerland“ mit einzelnen spezialisierten Zentren, wie dem Brust-, Darm-, Pankreas- und Prostatazentrum.

Neue Therapieform

Wattad war am Klinikum Essen-Mitte auch Leiter des Stammzelltransplantationsprogramms: Diese Erfahrungen bringt er zusätzlich mit und wird diese Therapieform auch in Meschede umsetzen. Dabei werden körpereigene Stammzellen entnommen, aufbereitet und nach einer Chemotherapie dem Patienten wieder zugeführt, um sein geschädigtes Blut-System wieder zu stärken. Für April/Mai kündigt er erste Transplantationen an; es seien bereits Stammzellen entnommen und auf Eis gelegt worden.

Ganzheitliche Betrachtung

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bereich der Hämatologie, also gut- und bösartiger Erkrankungen im Blut und Lymphen – also auch Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs.

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Seit Februar gibt es bereits eine palliativmedizinische Komplexbehandlung in Meschede – also für Menschen, deren Krankheit nicht mehr geheilt werden kann und die eine besondere Zuwendung brauchen. Beide Klinikleiter sind Fachärzte für Palliativmedizin.

Sie haben die Leitung in der neuen Klinik: Elisabeth Lange als geschäftsführender Oberärztin und Dr. Mohammad-Amen Wattad als Chefarzt und Klinikdirektor.
Sie haben die Leitung in der neuen Klinik: Elisabeth Lange als geschäftsführender Oberärztin und Dr. Mohammad-Amen Wattad als Chefarzt und Klinikdirektor. © Klinikum Hochsauerland

„Es geht um eine ganzheitliche Betrachtung“, betont Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums. Deshalb wird diese Versorgung auch, neben den Ärzten, durch Therapeuten, Seelsorger, Pflegekräfte und externen Partnern, wie den Palliativnetzwerken, durchgeführt. Am St.-Walburga-Krankenhaus entsteht eine eigene Palliativstation mit sechs Betten für Patienten, dazu kommen drei Betten für Angehörige. Sie soll in diesem Jahr gebaut werden.

Auch ambulante Therapie wächst

Neben der stationären Onkologie wird der Bereich der ambulanten Therapie ausgebaut. Das übernehmen die früheren Chefs der Onkologie, Dr. Martin Schwonzen und Dr. Karsten Schulmann, in Meschede bzw. in Hüsten. Diese Ergänzung soll zusätzlich eine heimatnahe Betreuung ermöglichen.

Neu ebenfalls in Meschede: Für Patienten die an Blutgerinnungsstörungen leiden, wird eine ambulante Sprechstunde eingerichtet. In der Gerinnungsambulanz (Hämostaseologie) werden sämtliche Störungen der Blutgerinnung diagnostiziert und therapiert sowie Behandlungskonzepte entwickelt.

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Gestärkt wird der Bereich der Studien: Dafür wird ein eigenes Zentrum für klinische Studien und medizinische Dokumentation eingerichtet. Diagnosen sollen künftig schneller vor Ort möglich sein.

>>>PERSONALIEN<<<

Dr. Mohammad-Amen Wattad (56) ist Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie, Labordiagnostik, Hämostaseologie und Palliativmedizin.

Er war 30 Jahre im Klinikum Essen-Mitte tätig.

Zuletzt war er Leitender Oberarzt der Klinik für Hämatologie/Onkologie und Stammzelltransplantation und Leiter des Stammzelltransplantationsprogramms.

Dr. Wattad ist Palästinenser und israelischer Staatsangehöriger.

Elisabeth Lange (58) ist Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie, Palliativmedizin, Hämostaeologie.

Sie arbeitete 30 Jahre für das Evangelische Krankenhaus Hamm. Seit 2013 war sie als Chefärztin der Abteilung für Hämatologie und Onkologie tätig.