Schmallenberg. Die Mitarbeitersicherheit steht bei Falke in Schmallenberg ganz oben auf der Agenda. Deshalb werden Reisen und Veranstaltungen abgesagt.
Falke beschäftigt weltweit mehr als 3000 Mitarbeiter. Dass solch ein Konzern aufmerksam aufs Coronavirus blickt, scheint verständlich. Andreas Heger, Mitglied der Geschäftsleitung, erläutert die Auswirkungen nicht nur auf Schmallenberg, sondern schaut im Interview auch auf die weltweite Entwicklung. Im Unternehmen ist er zuständig für Personal, IT und Recht.
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Gibt es zurzeit verstärkte Hygieneanforderungen bei Falke in Schmallenberg?
Andreas Heger: Bei Falke sind wir grundsätzlich auf ein hohes Hygieneniveau bedacht. Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen Desinfektionsmittel und in der Warenannahme auch Einmalhandschuhe zur Verfügung. Diese nutzen die Kolleginnen und Kollegen vor allem, wenn Pakete aus Risikogebieten eintreffen. Wichtig ist, durch gezielte Information deutlich zu machen, dass die Mitarbeiter hier selbst eine wichtige Rolle spielen. Mir geht es darum, dass ich auch auf die konkreten Fragen unserer Mitarbeiter eingehen kann. Ich erhalte regelmäßig Anfragen, weil jemand Sorgen hat, dass er einem Infektionsrisiko ausgesetzt war. Im Zweifel rate ich bei den Arbeitsplätzen, wo das möglich ist, zum Homeoffice. Damit lässt sich vieles auffangen.
Überall werden auch in der Region Veranstaltungen abgesagt, schränken Sie auch intern solche Versammlungen ein?
Ja. Wir haben zum Beispiel regelmäßige Dialogveranstaltungen mit unserer Belegschaft, bei denen aktuelle Themen besprochen werden. Dann kommen mehr als 200 Mitarbeiter in einem Raum zusammen. Das aktuelle Treffen haben wir erst einmal verschoben. Wir wollen die Entwicklung in den nächsten Tagen beobachten. Vor 14 Tagen hatten wir gefühlt in NRW zwei betroffene Karnevalisten und jetzt mehr als 500 Erkrankte. Ich würde es bereuen, wenn einer meiner 200 Kollegen zu einem späteren Zeitpunkt mitteilt, dass er bereits zu einer solchen Veranstaltung infiziert war und Maßnahmen ergriffen werden müssten, die eine empfindliche Auswirkung auf die Produktion hätten. Wir entscheiden tagesaktuell und mit Umsicht, ohne Panik und die Belegschaft akzeptiert das auch.
Falke hat viele Shops in Metropolen - welche Informationen zum Umgang mit Corona erhalten Sie von dort?
Wir haben eigene Shops und Geschäfte, die von Vertriebspartnern betrieben werden. Insgesamt sind es mehr als 80. In unseren Geschäften gelten erstmal die gleichen Hygienevorschriften wie in Schmallenberg. In den Risikogebieten merken wir, dass die Kundenfrequenz im stationären Handel zurückgeht. Die Menschen ändern ihr Verhalten, was verständlich ist. Menschen, die aus Sorge im Homeoffice arbeiten, gehen eben auch nicht einkaufen. Das ist eine Beobachtung, die wir bisher für die deutschen Geschäfte in dieser Deutlichkeit noch nicht machen. In den engeren Quarantäne-Gebieten, beispielsweise in Wuhan oder Italien, sind wir nicht mit eigenen Shops vertreten. Deshalb haben wir da auch keine Einschränkungen und keine Erfahrungen.
Schränken Sie Auslandsreisen oder Reisen allgemein ein?
Die Geschäftsleitung hat schon vor einiger Zeit beschlossen, Asien nicht mehr zu besuchen. Im Blick ist da nicht nur China, mittlerweile sind zum Beispiel auch Reisen nach Südkorea und Italien für uns bis auf weiteres tabu. Bei Geschäftsreisen innerhalb von Europa fragen wir vorher an, ob am besuchten Ort Corona-Fälle bekannt sind und orientieren uns insbesondere an den aktuellen Informationen des Robert-Koch-Institutes. Insgesamt versuchen wir, unsere Reisetätigkeit einzuschränken und kommunizieren, wo es geht, über digitale Kanäle, auch über Video-Chat. Die Möglichkeiten dafür sind im Unternehmen vorhanden.
In Mailand war die neue Kollektion des Modeschöpfers Giorgio Armani nur online zu sehen. Sind Sie davon betroffen, dass Messen abgesagt wurden?
Das ist für uns derzeit kein großes Problem. Die klassischen Modemessen gehören nicht zu unseren Leitmessen. Wir fokussieren uns gezielt auf für unsere Produkte relevante Fachmessen. Generell haben wir entschieden, Großveranstaltungen nicht zu besuchen, weder national, noch international.
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Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Konsequenzen durch das Virus für Ihr Unternehmen und für die Wirtschaft allgemein ein?
Bei der heutigen Ausbreitung des Coronavirus sind die Auswirkungen für Falke noch nicht abschätzbar. Sollte sich die Geschwindigkeit der Infektionsrate verändern und damit einhergehend das Konsumentenverhalten, kann sich das jedoch deutlich ändern. Unsere Verkaufsstellen sind breit gestreut. Das ist ein Vorteil für uns. Darüber hinaus sind wir nicht von Produktionen in Asien abhängig, weil wir einen extrem hohen Eigenfertigungsanteil in Europa in eigenen Werken haben. Unternehmen ohne eine Eigenfertigung und mit einer Produktion bei Partnern aus Asien, bekommen nach unserem Kenntnisstand bereits Probleme mit Blick auf das Herbst-Winter Geschäft. So lange unsere Mitarbeiter nicht im großen Maße krank werden, sind wir guter Hoffnung, genug Ware für Herbst-Winter zu haben. Ein noch größeres Risiko scheint mir aber zu sein, dass sich die deutsche Wirtschaft bereits in einem Abschwung befand und sich der „Corona-Effekt“ darauf verstärkend auswirkt. Ich denke, dass sich dieser Ende des Jahres auch in der deutschen und europäischen Wirtschaftsbilanz niederschlagen wird.
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>>>HINTERGRUND
1895 wurde Falke von dem ehemaligen Dachdecker Franz Falke-Rohen gegründet.
Er war in den Wintermonaten selbst als Stricker tätig gewesen.
Das Unternehmen hat weltweit 3325 Mitarbeiter.
Die Falke-Gruppe hat Produktionsstandorte in Deutschland (Schmallenberg und Dorfchemnitz, Sachsen), in der Slowakei, Serbien, Italien und Südafrika
Der Umsatz betrug 229 Millionen Euro (im Jahr 2016), 44 Prozent davon im Ausland.