Meschede. Zwei Mescheder haben ein Buch zu Mobbing an Schulen geschrieben. Der Ratgeber für Schule und Elternhaus gibt konkrete Tipps.

Für Gewalt, Mobbing und Cybermobbing ist in der Schule kein Platz. Dennoch kommt es beinahe täglich vor. Unter dem Titel „Null Toleranz bei Gewalt und Mobbing in der Schule“ haben die beiden Mescheder Dr. Harald Gampe und Gerald Rieger ein Buch veröffentlicht. Der Ratgeber für Schule und Elternhaus gibt konkrete Tipps.

Handlungsbedarf

Zahlreiche Publikationen haben die Autoren bereits gemeinsam verfasst. Die erste zur Schulmitwirkung, als 1978 das Schulmitwirkungsgesetz verabschiedet wurde. Während das Duo bisher eher an schulrechtlichen Themen gearbeitet hat, haben sich Rieger und Gampe jetzt mit einer ganz konkreten Problematik im Schulalltag befasst: Mobbing. Weil das Thema aktuell ist, weil es sich mit den digitalen Medien zugespitzt und eine ganz neue Tragweite erreicht hat und weil konkreter Handlungsbedarf besteht.

Das Miteinander

Dr. Harald Gampe und Gerald Rieger haben ein Buch veröffentlicht. Der Ratgeber für Eltern und Lehrer heißt: „Null Toleranz bei Gewalt und Mobbing in der Schule“.
Dr. Harald Gampe und Gerald Rieger haben ein Buch veröffentlicht. Der Ratgeber für Eltern und Lehrer heißt: „Null Toleranz bei Gewalt und Mobbing in der Schule“. © Laura Nowicki

Die Intention der Autoren: „Wir wollen Ursachen erforschen, Erklärungsansätze geben und einen Leitfaden für Pädagogen und Eltern schaffen“, erklärt Dr. Harald Gampe. Denn wichtig sei immer das Miteinander. In jedem Fall raten die Autoren Opfern dazu, das Problem klar anzusprechen. „Kinder sollten sich den Eltern anvertrauen und die Schule informieren“, sagt Gampe. Von einem Handeln gegen den Willen des Kindes rät er ab. „Gemeinsame Absprachen sind wichtig.“

Gefährliche Folgen

Falsch dagegen sei es, das Problem auszusitzen und darauf zu hoffen, dass es von allein aufhört. Denn Mobbing und speziell Cybermobbing als psychische Gewalt in verschärfter Weise könnten langfristig krank machen - zu Depressionen oder sogar Suizid-Gedanken führen.

Cybermobbing

„Widersacher gab es immer schon in der Schule und auch gewaltsame Auseinandersetzungen“, erinnert Gampe. Viele Probleme habe man damals aber mit einer kleinen Prügelei und ein paar blauen Flecken tatsächlich aus der Welt schaffen können. Mit den sozialen Medien und Smartphones sei das Thema Cybermobbing ein ganz neues, ein ganz gefährliches Phänomen. „Cybermobbing endet nicht an der Schulhofsgrenze, es ist nicht greifbar, es ist hinterhältig und häufig auch anonym“, so die Autoren. Auch die strafrechtlichen Konsequenzen seien vielen Eltern und Schülern gar nicht bewusst.

Indikatoren

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Aber wie bemerken Eltern überhaupt, dass ihr Kind gemobbt wird? „Indikatoren sind Schlafstörungen, Angstzustände, Isolation, aber häufig auch ein Nachlassen der schulischen Leistung“, erklärt Gerald Rieger. Besonders häufig sei Mobbing in der 7. und 8. Klasse zu beobachten. In einer ohnehin sehr fragilen Lebensphase, da sich Kinder in dem Alter in der Selbstfindungsphase befänden. Aber auch schon in der Grundschule würden Kinder gemobbt.

Ursachen

Nicht nur die technische Entwicklung, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen nennen die Autoren in ihrem Ratgeber als Ursachen. Werte wie Ehrlichkeit, Respekt, Toleranz und Zivilcourage verlieren zunehmend an Bedeutung. „Werte, die in unserem Grundgesetz fest verankert sind“, betont Gampe. „Wir entwickeln uns hin zu einer Ellenbogengesellschaft.“

Vorbeugen

Auch würden Lehrer oft hilflos und zu spät reagieren, Eltern ratlos. „Die Schule muss ein System aufbauen, wie bei Mobbing gehandelt wird - und nicht von Fall zu Fall entscheiden“, fordern die Autoren. Aber eigentlich müsse noch weit vorher angesetzt werden. Der Gemeinschaftsgeist sei entscheidend. „Dann stimmen nicht nur das soziale Beziehungsgeflecht in einer Klasse, sondern auch die Leistungen.“ Ein Verhaltenskodex, klare Verhaltensregeln, klare Sanktionen und Prävention seien weitere wichtige Bausteine.

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So müsse zum Beispiel auch der verantwortungsbewusste Umgang mit den Neuen Medien gelehrt werden. „Nicht als eigenes Schulfach, sondern als pädagogisches Konzept verteilt auf mehrere Fächer“, empfiehlt Dr. Harald Gampe.

Die Autoren

Dr. Harald Gampe und Gerald Rieger haben langjährige berufliche Erfahrungen im Schuldienst, in der Lehrerausbildung, in der Lehrerfortbildung, Schulaufsicht und in der Schulverwaltung.

Sie verfassten Kommentare zum Schulrecht und Beiträge in pädagogischen Fachzeitschriften.

Das Buch „Null Toleranz bei Gewalt und Mobbing in der Schule“ ist unter der Bestellnummer 9095-5559 im Buchhandel erhältlich und kostet 11,80 Euro.