Meschede/Bestwig. Das Corona-Virus ist zwar in Meschede offiziell noch nicht angekommen, aber seine Auswirkungen sind bei heimischen Unternehmen schon spürbar.
„Das wird Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft haben.“ Jörg Hohmann, Geschäftsführer von ITH in Meschede ist überzeugt, dass „wir alle die Folgen der aktuellen Corona-Epidemie noch längere Zeit spüren werden.“ Wir haben bei heimischen Firmen nachgefragt, wie sich die Situation dort darstellt.
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Busch und Veltins
Noch gibt es keinen Corona-Fall im Hochsauerlandkreis, deshalb auch noch keine Quarantäne-Szenarien. „Wir stehen über das Werksarztzentrum in Meschede aber in engem Kontakt zum Kreis-Gesundheitsamt “, so berichtet Stephan Rosenkranz von der Firma Busch in Bestwig.
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In allen Betrieben sind die Hygienevorkehrungen verstärkt worden. „Bei uns gibt es sowieso maximale Hygienevorschriften“, erklärt Ulrich Biene, Pressesprecher der Brauerei Veltins. „Desinfektionsmittel stehen jetzt zusätzlich für alle leicht zugänglich bereit.“ Veltins ist selbst zwar kein Anbieter von Großveranstaltungen, spürt aber die Auswirkungen. „Weil die ITB abgesagt wurde, fällt dort auch der Sauerland-Abend aus, den wir immer mitgestaltet haben“, berichtet er. Insgesamt sorge die Angst vor Corona für eine gewisse Distanz. Biene beobachtet: „In unserer Kultur begrüßt man sich mit Handschlag, wenn das ausbleibt, ist das erst mal ungewohnt.“
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Ewers und IMW
Negativmeldungen wegen des Corona-Virus sind bei Meinolf Ewers noch nicht angekommen. Er ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Mescheder Wirtschaft (IMW) und Geschäftsführer von Ewers Karosseriebau. „Jedenfalls noch nicht aus der Mescheder Wirtschaft“, erzählt er.
Sehr wohl merkt er aber die erhöhte Alarmbereitschaft seiner Partner, die deutschlandweit im Katastrophenschutz tätig sind. „Ein Anbieter hat aus einem Wagen, der bei uns stand, Schutzanzüge und -masken extra von einem Kurier abholen lassen.“ Noch spüre er keine Auswirkungen bei der Ersatzteilbeschaffung, „aber selbst Firmen wie wir, die alle Teile in Deutschland beziehen, können plötzlich von einem Scharnier abhängig sein, dessen Bestandteile dann doch wieder aus China kommen.“
Theleico
Eigene Tochterfirmen in China haben Theleico und ITH. An beiden Standorten mussten die Mitarbeiter zwei bis drei Wochen zu Hause bleiben. Bezahlen müssen das die Firmen. Unterstützung vom Staat gibt es nicht. „In Wuxi läuft das Leben gerade langsam wieder an“, berichtet Frank Grans, Geschäftsführer von Theleico. Er selbst reist zwei bis drei Mal im Jahr nach China. Die letzte Reise hat er abgesagt. Sie war für Ende Februar geplant. Auch zwei Leitmessen in Augsburg und Düsseldorf im März sind abgesagt worden.
Einige Kunden wünschten keine Besuche von Lieferanten. „Wir haben erstmal einen Reisestopp eingelegt“, berichtet Grans. Doch dass Rohstoffe knapp werden und deshalb die Produktion gefährdet wäre, dass sieht er noch nicht. Bei Theleico werden von rund 100 Mitarbeitern industrielle Schleifwerkzeuge für unterschiedlichste Anwendungen hergestellt. Auch Grans schätzt, dass Auswirkungen auf die Konjunktur zu spüren sein werden. „Ich denke, wenn es eine Epidemie wäre, die sich auf China beschränkt hätte, hätten die Chinesen das wieder aufholen können. Jetzt ist er sicher: „Das Jahr bleibt wirtschaftlich gesehen unruhig.“ Er würde es deshalb begrüßen, wenn die Bundesregierung ein Paket zur Unterstützung der Wirtschaft auflegt.
ITH
Das sieht auch Jörg Hohmann so. ITH ist vor allem von den Einschränkungen im Flugverkehr betroffen, weil Teile deutlich länger brauchen, bis sie der Luftfrachtspediteur in China abliefern kann. Auch die Zollabfertigung laufe sehr schleppend. „Statt drei sind es jetzt zehn Tage“, berichtet Geschäftsführer Jörg Hohmann. Doch einen Ausfall gab es noch nicht.. „Jedes Produkt hat bisher China erreicht, nur eben später.“
In Shanghai, wo ITH eine Tochterfirma unterhält, die vor allem den Vertrieb und Reparaturen regelt, sind weiterhin alle Restaurants geschlossen. „Das öffentliche Leben ist quasi zum Erliegen gekommen“, weiß Hohmann. „und das in einer Stadt, in der es bei 15 Millionen Einwohner ganze 330 Infizierte gab.“ Auch wenn seine Mitarbeiter dort jetzt wieder normal arbeiteten, schätzten chinesische Medien, dass es bis April oder Mai dauere, bis in Shanghai das Leben wieder normal laufe. „In Wuhan rechnen die Chinesen mit einer Normalisierung nicht vor Juni.“ All’ das so ist Hohmann sicher, werde auch große Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben. „Das werden wir alle spüren.“