Meschede. Zu den bekannten Maschen des Enkeltricks und des Polizeianrufs haben Betrüger in Meschede noch eine Schippe drauf gelegt.. Die Schäden sind enorm.
In der Mescheder Schultenkampstraße haben am Dienstagmittag Betrüger versucht, Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen - mit einer ungewöhnlichen Ergänzung.
„Hier die Kripo“, sagte der Anrufer und nannte auch seinen angeblichen Namen, Frank Weber. Gezielt fragte er nach dem Hausherrn. Und erklärte dann, dass Einbrecher aus Bulgarien in seiner Straße unterwegs seien. „Haben Sie das Auto mit dem bulgarischen Kennzeichen gesehen?“ Nein, hatte der Mescheder nicht. Am Ende der Straße sei bereits eingebrochen worden, behauptete der Anrufer. Deshalb sei auch ein Streifenwagen unterwegs.
Angeblicher Krypto-Anruf
Doch so groß ist die Schultenkampstraße nicht, man kennt sich. Von einem Einbruch wusste der Mescheder nichts. Auch wenn ihm der Anruf bereits seltsam vorkam, spielte er das Spiel mit und hakte nach: „Sagen Sie, ich kann Ihre Nummer gar nicht sehen.“ Auch darauf hatte der Anrufer eine Antwort: Geheimnisvoll erklärte er, dass das aus Vorsicht geschehe: „Das ist ein Krypto-Anruf - ihr Telefon wird abgehört.“ Da wurde es dem Mescheder nun doch zu bunt. Als er erneut nach dem Namen des Anrufers fragte, legte dieser auf. Die Mescheder erstatteten Anzeige bei der Polizei.
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„Genau richtig!“, lobt Polizeipressesprecher Sebastian Held. „Jede Information bringt uns weiter.“ Von der seltsamen Warnung vor Kryptoanrufen hatte auch er noch nichts gehört. Weiß aber, dass die Betrugsmasche allgemein gerade wieder im Umlauf ist. Insgesamt 19 Fälle von „falscher Polizei“ wurden am Dienstag bei der Polizei in Meschede gemeldet: aus Neheim, Langscheid und Meschede. Für ihn ein gutes Zeichen: „Wir haben mittlerweile ein deutlich verbessertes Anzeigeverhalten“, so Held.
Telefonbuch wird gezielt durchsucht
Dabei durchsuchten die Betrüger die Telefonbucheinträge gezielt nach älter klingenden Vornamen. Diese würden dann der Reihe nach abtelefoniert. „Deshalb kannte der Anrufer auch den Namen des Hausherrn und auch die Straße.“ Im Telefondisplay erscheine oft als Anrufer die 110. Dafür werde die Technik mit einfachen Tricks überlistet.
Anschließend teilten die Betrüger den Angerufenen wie auch in Meschede mit, dass eine Straftat gegen sie bevorstehe. Mit einer trainierten Gesprächsführung würden die Opfer unter Druck gesetzt und Angst aufgebaut. Das gehe soweit, dass den Angerufenen glaubhaft gemacht werde, dass selbst Polizisten der ortsansässigen Wachen und Bankmitarbeiter in die bevorstehende Straftat verwickelt sind.
11,2 Millionen Euro Schande bundesweit
Anschließend würden die Opfer aufgefordert, ihre Wertsachen von der Bank zu holen und an einen vermeintlichen Kriminalbeamten auszuhändigen. Die Wertsachen sollten dann bei der Polizei verwahrt werden, bis die Gefahr gebannt ist. Dann würden die Sachen selbstverständlich zurückgegeben. Durch diese Vorgehensweise wurden schon einige Personen um ihr gesamtes Erspartes gebracht. Held nennt die eindrucksvolle Summe, die bundesweit 2019 durch solche Betrügereien ergaunert wurde: 11,2 Millionen Euro in den ersten neun Monaten des Jahres.