Meschede. Am Berufskolleg in Meschede gibt es einen neuen Bildungsgang für junge Leute mit Spaß an der Technik. Die Wirtschaft in der Region freut das.

Die Unternehmen in der Region konkurrieren beim Werben um Fachkräfte mit Betrieben in Großstädten – und sie haben bei Auswärtigen oft das Nachsehen. Die Interessengemeinschaft Mescheder Wirtschaft setzt deshalb stärker auf eigene Lösungen vor Ort. Dabei wird sie unterstützt vom Berufskolleg Meschede.

Neuer Bildungsgang in Meschede eingerichtet

„Wir müssen unseren Nachwuchs aus dem Sauerland bekommen“, sagt Vorsitzender Meinolf Ewers. Denn bei diesem Nachwuchs, hier verwurzelt, sei die Wahrscheinlichkeit viel größer, in der Region zu bleiben oder eben nach einem Studium wieder zurückzukehren. Das Berufskolleg in Meschede unterstützt diese Bemühungen. Dort kann jetzt das Abitur mit dem neuen Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften gemacht werden.

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Der erste Bildungsgang läuft seit dem letzten Sommer, für den zweiten im kommenden Schuljahr ist gerade die Bewerbungsphase. „Wir verstehen uns als wichtigen Teil der Wirtschaftsförderung für die Region“, sagt Schulleiter Carsten Placht. Und aus der Wirtschaft weiß das Berufskolleg um den beginnenden Mangel an Ingenieuren, aber auch um Fachkräfte in den technischen Ausbildungsberufen. Diese Lücke soll geschlossen werden.

Leistungskurs mit drei Fachrichtungen

Im neuen Leistungskurs Ingenieurwissenschaften werden gleich drei Fachrichtungen gelehrt: Bautechnik, Elektrotechnik und Maschinenbautechnik – diese breite Streuung soll alle ansprechen, die sich noch nicht auf ein bestimmtes Gebiet festgelegt haben:

Vor einer CNC-gesteuerten Zyklendrehmaschine: Von links Werkstattlehrer Thorsten Strohdeicher, die Fachlehrer Martin Winter und Dana Pütz, Schulleiter Carsten Placht.
Vor einer CNC-gesteuerten Zyklendrehmaschine: Von links Werkstattlehrer Thorsten Strohdeicher, die Fachlehrer Martin Winter und Dana Pütz, Schulleiter Carsten Placht. © Jürgen Kortmann

„Wir wollen bewusst junge Leute ansprechen, die ein Interesse an Technik haben – aber noch nicht genau wissen, wohin ihre Reise gehen soll.“ Wer vorher Spaß am Werkunterricht hatte und das Abi machen möchte, ist dann am Berufskolleg gut aufgehoben. Die Klassenarbeiten und die Abschlussarbeit sollen alle drei Richtungen abdecken.

Voraussetzung ist neben technischem Interesse der Qualifikationsvermerk zum Besuch der gymnasialen Oberstufe. Das Berufliche Gymnasium dauert drei Jahre, am Ende steht dann die zentrale Abiturprüfung: Schriftlich in den beiden Leistungskursen Ingenieurwissenschaften und Mathematik, schriftlich in Deutsch oder Englisch als drittem Fach, mündlich in Wirtschafts- oder Gesellschaftslehre im vierten Fach.

Praxis in eigenen Werkstätten

Ingenieurwissenschaften als Unterrichtsfach ist noch so neu, dass das Berufskolleg selber noch bei den Inhalten experimentieren kann. Der Lehrplan kann vor Ort entwickelt werden: „Es ist viel Neuland, das wir betreten“, sagt der Schulleiter.

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Der große Vorteil am Dünnefeldweg ist die Verzahnung von Theorie und Praxis – in der eigenen Elektro- und der Metallwerkstatt sammeln die 21 Schüler und Schülerinnen bereits praktische Erfahrungen, als nächstes kommt die Holzwerkstatt hinzu. Vor den Sommerferien wechseln die Abiturienten auch in ein dreiwöchiges Betriebspraktikum.

Motivierter geht es kaum

„Wir produzieren nicht nur Studienanfänger“, sagt Fachlehrerin Dana Pütz, die selbst Bautechnik studiert hat. Denn auch wer nach dem Abitur eine Ausbildung beginnen möchte, erhält hier ein optimales Grundwissen – sei es, um danach als Mechaniker oder als Zimmerer zu starten (und erst danach vielleicht zu studieren). Unterstützt wird Dana Pütz von Fachlehrer Martin Winter (Fachmann für Maschinenbautechnik), im Sommer kommt ein Elektrotechniker hinzu.

Dana Pütz ist voll des Lobes über die 21 Schüler und Schülerinnen – eben weil diese schon ein gemeinsames Technikinteresse mitbringen, seien sie „eine homogene Lerngruppe“: „Die sind motiviert, die wollen mehr wissen, man kann die mitnehmen“. Louis Tebbe (17, aus Sundern-Stockum), zum Beispiel gefällt dieser ganzheitliche Ansatz: „Ich habe Spaß daran gefunden.“ Seine Idee: Nach dem Abi vielleicht Technischer Produktdesigner zu werden. Benjamin Pezold (15, aus Eslohe) ist überzeugt: „Mir hilft es, um bei der Berufswahl sicher zu werden“ – er sieht sich nach dem Abi eher im Baubereich. Jonas Gödde (16, aus Dorlar) kommt von der Realschule: „Ich wusste nicht, in welche Technikrichtung ist gehen sollte.“ Er findet langsam Klarheit – und sieht sich künftig in einem Metall-Beruf.

>>>HINTERGRUND<<<

Anmeldeverfahren für das Berufliche Gymnasium am Berufskolleg Meschede läuft bis zum 29. Februar, danach vom 1. Mai bis 26. Juni.

Für die Interessengemeinschaft Mescheder Wirtschaft IMW ist der Bildungsgang eine Abrundung ihrer Bemühungen, junge Menschen für die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern.

IMW will diese Begeisterung schon mit ihrem Projekt „Kids- Support“ schüren: Hier gehen ehemalige Meister ehrenamtlich bereits in Mescheder Grundschulen, um gemeinsam technische Fragen spielerisch und praktisch zu lösen.