Meschede. Wie die St.-Walburga-Hauptschule das Demokratie-Verständnis ihrer Schüler stärkt. Dazu gehört auch die Gründung einer Genossenschaft.

Das Demokratie-Verständnis spielt an der St.-Walburga-Hauptschule in Meschede eine große Rolle. „Das ist für uns die Grundlage, um mit der Vielfalt umzugehen und eine Willkommenskultur zu leben“, erklärt Schulleiterin Margot Freise. Viele Dinge, die dazu beitragen, gibt es schon seit einigen Jahren und auch an fast allen Schulen, wie zum Beispiel die SV (Schülervertretung). Anderes wie der Klassenrat, die Juniorwahl oder auch die Schülergenossenschaft sind Alleinstellungsmerkmale der Schule.

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Der Klassenrat

In allen Jahrgangsstufen findet wöchentlich ein Klassenrat statt. Die Schüler lernen Verantwortung zu übernehmen, indem sie Regeln aufstellen, Aufgaben wie Tafel- und Ordnungsdienste verteilen und sich auch daran halten. Sie leiten den Klassenrat selbst, führen Protokoll, stimmen demokratisch ab und akzeptieren die Ergebnisse. Im Klassenrat werden außerdem Wünsche und Kritik geäußert sowie Probleme gelöst.

Demokratie fängt nicht erst in den Parlamenten an.
Demokratie fängt nicht erst in den Parlamenten an. © Markus Pohl  

Die Juniorwahl

Im Jahr 2017 - im Vorfeld der Bundestagswahl - hat Lehrer Markus Pohl die erste Juniorwahl an der St.-Walburga-Hauptschule initiiert. Dabei geht es darum, im Vorfeld der großen Wahlen eine eigene Wahl an der Schule durchzuführen - inklusive Wählerlisten, Wahlvorstand, Stimmen auszählen und anschließend die Ergebnisse veröffentlichen.

Bei der Europawahl im vergangenen Jahr haben die Schüler sogar den Kontakt zu den lokalen Kandidaten gesucht und selbst eine Podiumsdiskussion organisiert. Ziel der Juniorwahl ist es, den Ablauf von demokratischen Wahlen kennenzulernen. „Es geht aber auch darum, das System der parlamentarischen Demokratie erlebbar zu machen“, ergänzt Markus Pohl. „Wir wollen zeigen, dass Demokratie nicht im Bundestag anfängt und dass jeder mitgestalten kann.“ Und es gehe letztlich auch darum, den Schülern deutlich zu machen, dass das in der Geschichte nicht immer so war.

Die Schülergenossenschaft

Ein besonderes Projekt, das bald sein einjähriges Bestehen feiert, ist die Schülergenossenschaft. Mit Unterstützung der Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede (SBG) hat sich die bereits bestehende Schülerfirma „Breakfast Company“ im vergangenen Jahr genossenschaftlich organisiert. In den Pausen betreiben die Schüler einen eigenen Kiosk. Genossenschaftliches Handeln und nachhaltiges Wirtschaften stehen im Vordergrund und werden erlebbar. „Es gibt die Gremien, Vorstand und Aufsichtsrat, in denen neben den Schülern und Lehrern auch Mitarbeiter der SBG vertreten sind“, erklärt Lehrer Markus Pohl, der auch dieses Projekt betreut. Für 20 Euro konnten interessierte Schüler Genossenschaftsanteile kaufen. Das erste Geschäftsjahr endet im April, dann soll der erste Gewinn teilweise ausgeschüttet, teilweise ins Unternehmen investiert werden.

An der St.-Walburga-Schule in Meschede gibt es seit April 2019 eine Schülergenossenschaft. Sie betreibt den Schulkiosk. Genossenschaftliche Organisation und das Demokratieverständnis sollen dadurch gefördert werden.
An der St.-Walburga-Schule in Meschede gibt es seit April 2019 eine Schülergenossenschaft. Sie betreibt den Schulkiosk. Genossenschaftliche Organisation und das Demokratieverständnis sollen dadurch gefördert werden. © Markus Pohl

„Das Ganze hat eine unglaubliche Eigendynamik entwickelt“, lobt Margot Freise. Auch die Zusammenarbeit mit der Siedlungs- und Baugenossenschaft sei großartig. Sie habe zum Beispiel den Umbau, sprich die Vergrößerung des Verkaufsraums ermöglicht. Nächstes Ziel der Schülergenossenschaft: „Ganz weg vom Verpackungsmaterial!“

Für die Schulleiterin ist es ein ganz wichtiges Anliegen, das Interesse der Schüler für Politik und Demokratie über mehrere Kanäle zu wecken. „Je eher man damit anfängt, desto sinniger."

>>>HINTERGRUND

Lernen an außerschulischen Orten

- Erst Anfang Februar waren die Neuntklässler auf Einladung des Landtags nach Düsseldorf gereist, um dort am Jugendmedientag teilzunehmen.

- Die Walburga-Hauptschule möchte ihren Schülern so neue Räume öffnen.

- Dass Jugendliche generell sensibel für politische Themen sind, hätten die Klimademos im vergangenen Jahr gezeigt.