Meschede. . Schüler der St.-Walburga-Hauptschule in Meschede wollen in Eigenregie gemeinsame Projekte umsetzen. Dafür haben sie eine kluge Geschäftsidee.

An der St.-Walburga-Hauptschule hat sich eine Schülergenossenschaft gegründet. In Eigeninitiative wollen sich diese jungen Genossen künftig für gemeinsame Projekte einsetzen. Ein erstes ist schon gefunden worden: Der Pausenverkauf soll verbessert werden. Anleitung bei der Umsetzung der Genossenschaftsidee geben Profis von der Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede.

Aus Zeitungs-Patenschaften entsteht Bleibendes

Über Zeitungs-Patenschaften fanden beide Seiten zusammen. Die Siedlungs- und Baugenossenschaft stiftete der Hauptschule 2018 zwei Abos unserer Tageszeitung für den Unterricht. „Dadurch hat es die erste Entwicklung genommen“, sagt SBG-Vorstand Josef Lumme. Auch Schule und Genossenschaft lernten sich dadurch besser kennen.

Da kam die nächste Idee auf, ob man über das Lesen und Diskutieren der Berichte aus dem Lokal- und Wirtschaftsteil der Zeitung hinaus nicht auch selbst wirtschaftlich nachhaltig aktiv werden könnte. Erstmals in NRW beteiligt sich damit eine Wohnungs-Genossenschaft an der Gründung einer Schülergenossenschaft.

Erstes Projekt: Pausenverkauf verbessern

Und ein erstes Projekt der Schüler wurde rasch gefunden. Der Pausenverkauf an der Hauptschule geschieht aktuell an einem bislang wenig attraktiven Kiosk mit dürftigem Angebot (täglich besetzt von jeweils zwei Schülern im Schichtbetrieb in den beiden Pausen).

Auch Lehrerin Petra Hannemann tritt sofort der Schülergemeinschaft bei.
Auch Lehrerin Petra Hannemann tritt sofort der Schülergemeinschaft bei. © Jürgen Kortmann

Wer ein Getränk oder einen Snack möchte, geht eher nach nebenan in die Mensa am Städtischen Gymnasium. Das dauert, der Andrang dort mit Schülern von Haupt-, Realschule und Gymnasium ist groß. Warum nicht stattdessen die eigene Situation an der Hauptschule verbessern?

Genau das passiert jetzt über die Schülergenossenschaft. Die Siedlungs- und Baugenossenschaft stiftet den Schülern einen attraktiveren Kiosk mit dann mehr Verkaufsfläche.

Lehrer Markus Pohl wirbt für die Genossenschaftsidee.
Lehrer Markus Pohl wirbt für die Genossenschaftsidee. © Jürgen Kortmann

Der Umbau erfolgt in den Osterferien. Danach wirtschaften die Schüler alleine. Croissants, Laugenbrezel, belegte Brötchen gibt es bei ihnen künftig, dazu heiße Getränke. Um keinen neuen Müllberg zu produzieren, wird gleich ein Pfandsystem für Tassen mit eingeführt. Die Schüler lernen zu wirtschaften, mit Rechnungen und Lieferscheinen umzugehen, kaufmännisch zu denken.

Hilfe kommt von den Genossenschafts-Profis

In der Gründungsversammlung traten gleich 17 Schüler und Lehrer ihrer Genossenschaft bei. Mitglied werden kann jeder Schüler der Klassen 8, 9 und 10 für einen Geschäftsanteil von 20 Euro, auch die Eltern oder jedermann als fördernde, aber dann nicht stimmberechtigte Mitglieder.

Die Siedlungs- und Baugenossenschaft ihrerseits schießt für jeden Schüler einmalig 20 Euro hinzu. Das Geld verbleibt auf Dauer als Eigenkapital in der Schülergenossenschaft. „Das soll euer Ding sein“, sagt Markus Pohl zu den Schülern, der als Lehrer das Genossenschaftsprojekt betreut: „Eine Genossenschaft lebt von denen, die mitmachen.“

Verantwortung übernehmen, sich einbringen

Josef Lumme kennt das aus Erfahrung seiner SBG. „Wer sich einbringt, übernimmt Verantwortung“, rät er – je mehr das tun, umso besser: „Die Vorteile werden nicht sofort erkennbar, aber im Laufe der Zeit.“ Das steckte auch hinter der Gründungsidee der Siedlungs- und Baugenossenschaft 1935: Gemeinschaftlich etwas zu tun, um der Wohnungsnot damals zu begegnen. Erfolgreich, wie man weiß.

>>>HINTERGRUND<<<

Beim Führen der Schülergenossenschaft begleitet die Siedlungs- und Baugenossenschaft die Jugendlichen. Demokratisch gewählt wird, wie bei einer „großen“ Genossenschaft, auch hier der Aufsichtsrat als Kontrollgremium des Vorstandes.

Und wie bei einer „großen“ Genossenschaft ist auch hier die Zahlung einer Dividende nicht ausgeschlossen. Ein Bilanzgewinn soll aber nach Möglichkeit wieder in die Schule fließen.

Die Siedlungs- und Baugenossenschaft bietet Mitgliedern der Schülergenossenschaft an, bei der Suche nach Praktikums- oder Ausbildungsstellen zu helfen: „Wir haben schließlich einen guten Draht zur Wirtschaft“, so Vorstand Josef Lumme.

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