Meschede. In Meschede entsteht ein Musterhaus - das erste seiner Art. Es erzeugt mehr Energie als es verbraucht. Wie genau das funktioniert.
Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Wohngesundheit - das sind Begriffe, die es vor 20 Jahren gar nicht gab. Die aber im modernen Neubau eine immer größere Rolle einnehmen. In Meschede im Neubaugebiet Liegnitzer Straße/ Görlitzer Straße entsteht jetzt ein KfW40-Plus-Haus, sprich ein Haus, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Wie genau das funktioniert, wer es baut und warum.
Die zweigeschossige Stadtvilla mit Walmdach soll ein Musterhaus werden, das für jeden Interessierten zur Besichtigung offen steht. Das erste seiner Art in Meschede. Gebaut wird es vom Musterhausanbieter Streif, der seinen Sitz in der Eifel in Weinsheim hat.
Meschede als idealer Standort
Auf die Frage, warum ausgerechnet in Meschede mitten in einem Wohngebiet ein Musterhaus entstehen soll, erklärt Verkaufsleiter Thilo Ueckeroth: „Wir wollen das Thema KfW40-Plus-Haus im HSK bekannter machen.“ Verkaufsberater Walter Gläser kommt aus Grevenstein und hat das Projekt ins Rollen gebracht. Meschede liege zentral und mit der direkten Anbindung an die Autobahn sei der Standort nahezu ideal.
Ein weiterer Vorteil: Es gibt Bauland in Meschede und Umgebung. „Da muss man schnell sein“, ergänzt Georg Rüther von der Neheimer Firma ProjektA Grundbesitz GmbH, die das Neubaugebiet erschlossen hat. Er findet es wichtig, dass sich die Leute vor Ort einfach mal angucken können, was möglich ist. Neue Baustoffe, neue Techniken - im Bauwesen habe sich in den letzten Jahren so viel getan. „Das muss man sehen“, sagt Rüther.
Nachhaltiges Bauen in Meschede
Das Konzept: Das Musterhaus in der Görlitzer Straße 17 soll nach zwei Jahren veräußert werden. Bis dahin soll in diesem Haus gezeigt werden, was modernes Bauen bedeutet. Allein der Baustoff Holz bringe das Thema Nachhaltigkeit mit sich: „Unsere Häuser werden aus märkischer Kiefer aus nachhaltiger, heimischer Forstwirtschaft gebaut“, erklärt Thilo Ueckeroth. Mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe mit integriertem Lüftungssystem und einer Photovoltaikanlage werde die Haustechnik komplett CO2-frei sein.
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„Man spricht auch gar nicht mehr von Heizen, sondern von kontrolliertem Lüften“, ergänzt Ueckeroth. Grund dafür ist die gedämmte Gebäudehülle, die ein Aufwärmen der Räume eigentlich nur zu den Spitzen, also im Winter bei -5 Grad (oder aber im Hochsommer zum Kühlen), über die Luft-Luft-Wärmepumpe erforderlich mache. Über den Wärmetauscher werde außerdem das Brauchwasser erwärmt - eine weitere Stellschraube für die Energieeffizienz.
Dazu gehört auch eine Photovoltaikanlage. Die Besonderheit: Der aus Sonnenlicht erzeugte Strom wird in eine Strom-Cloud eingespeist. „Das ist seit etwa einem Jahr möglich“, erklärt Thilo Ueckeroth. „Wer mehr Strom verbraucht als er einspeist, zahlt nur die Differenz.“ Da eine Einspeisevergütung von maximal 12 Cent/kWh nicht mehr attraktiv sei, eine gute Lösung. Hinzu komme: „Man spart den Batteriespeicher - auch das trägt zur Nachhaltigkeit bei.“ 25 bis 30 Euro Stromkosten werden für eine vierköpfige Familie monatlich veranschlagt. Zusätzliche Heizkosten fallen keine an.
Haus aufstellen
Nach Spatenstich und Bodenplatte soll in den nächsten ein, zwei Wochen das Fertighaus aufgestellt werden. „Das dauert zwei bis drei Tage, dann ist das Dach zu und der Innenausbau kann beginnen“, erklärt Walter Gläser. Nach weiteren zwölf Wochen Innenausbau soll die Stadtvilla bezugsfertig oder besser gesagt besichtigungsfertig sein.
Und was kostet so ein Haus? „Bei 250.000 Euro geht es los - ohne Keller, ohne Grundstück. Je nach Wünschen der Bauherren ist das Ende nach oben offen.“
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>>> Drei Fragen an Carsten Peters, Energieberater der Verbraucherzentrale in Arnsberg:
1. Ist Holz ein Baustoff, den Sie als Energieberater empfehlen würden?
Ja, auf jeden Fall. Holz ist ein ökologischer Rohstoff, der nachwächst. Von der statischen Funktion her gibt es keinen Unterschied zur gemauerten Bauweise. Hinzu kommt, dass Holz teilweise besser dämmt als Stein.
2. Was sollten Bauherren außerdem beachten, wenn sie nachhaltig, wohngesund und energieeffizient bauen wollen?
Eine gute Dämmung ist wichtig. Da empfehle ich ein ökologisches Material, keine Mineralwolle. Eine ökologische Dämmung ist auch wesentlich unempfindlicher, wenn doch mal Feuchtigkeit eintritt. Wichtig ist außerdem, eine Lüftungsanlage im besten Fall mit Wärmerückgewinnung einzuplanen. Da die Gebäudehülle dicht sein muss, könnte sich andernfalls im Laufe der Zeit Schimmel bilden. Beim Kochen, Duschen, Atmen entsteht Feuchtigkeit - das alles heraus zu lüften, kriegt man selbst gar nicht hin. Eine Beratung von einem unabhängigen Fachmann lohnt sich bei diesem Thema.
3. In Meschede entsteht ein KfW40-Plus-Haus. Was sagen Sie dazu?
Das ist der höchste Standard, sozusagen High-End. Bauherren können bei einem solchen Haus natürlich auch von Förderungen profitieren. Zum Beispiel von einem zinsgünstigen Darlehen mit Tilgungszuschuss von der KfW-Bank.