Meschede. Einblicke in die Drogen-Szene in Meschede: Die hat ein Prozess wegen Drogenhandels am Amtsgericht Meschede ergeben.
Auch in Meschede gibt es harte Drogen. In der Mescheder Drogenszene heißt es: „Heroin kann man bei Aldi kaufen“ – genauer gesagt auf dem Parkplatz davor an der Le-Puy-Straße. Das hat ein Zeuge bei der Mescheder Polizei zu Protokoll gegeben. Und er beschuldigt auch gleich einen 31 Jahre alten Mann, ihm dort zwischen Januar und Februar sechsmal Heroin verkauft zu haben. Oder ist der Fall eine Erpressung, bei der innerhalb der Drogenszene Rauschgift erpresst werden soll?
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 31-Jährigen gewerbsmäßigen Rauschgifthandel vor. Die Übergabe des Heroins habe jeweils auf dem Aldi-Parkplatz stattgefunden. Mit dem Handel habe er sich, so die Anklage, eine dauerhafte Einnahmequelle erschließen wollen.
Alkoholiker- und Drogenszene
Der 31-Jährige weist beim Prozess vor dem Mescheder Amtsgericht alles entschieden zurück: „Das ist reine Unterstellung.“ Obwohl: Ja, am Aldi würden auch Drogen verkauft, sagt er aus Erfahrung. Er erklärt aber die Anklage mit einem Streit, den die Mescheder Alkoholiker- und Drogenszene mit dem Belastungszeugen hat – und den man dort angeblich nicht sehen will.
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Die Szene trifft sich unter der Antoniusbrücke an der Ruhr. „Der Junge kommt ständig dahin und sagt: Gib mir Drogen! Gib mir Drogen!“, sagt der 31-Jährige, der anerkanntes Mitglied der Szene ist. Man jage den Mann dann immer fort. Bei einer Gelegenheit habe er dem Mann dabei auch mal in den Hintern getreten, räumt er ein. Dafür drohte ihm dieser im Gegenzug mit einer Anzeige bei der Polizei – die er aber nicht machen wollte, wenn er doch Heroin verkauft bekäme. „Der erzählt Quatsch, weil er sauer ist“, meint der Angeklagte.
Belastungszeuge abgetaucht
Also eine Art Erpressung innerhalb der Alkoholiker- und Drogenszene? Der Belastungszeuge konnte vor Gericht dazu nicht gehört werden: Er ignorierte seine Vorladung. Nein, versichert der Angeklagte auf Nachfrage von Richter Dr. Sebastian Siepe, es sei auch kein Druck aus der Szene auf den Mann ausgeübt worden. Auch die Fortsetzung des Verfahrens brachte keine Klarheit: Nach dem Zeugen war gesucht worden – der Syrer konnte aber nicht gefunden werden. Er ist offenbar untergetaucht. Die Anklage wegen Drogenhandels wurde fallen gelassen.
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Richter Siepe kennt den Angeklagten berufsbedingt aus vergangenen Strafverfahren: „Sie machen einen guten Eindruck. Ich hätte Sie fast nicht wiedererkannt.“ Der 31-Jährige lebt von Hartz IV. Er war heroinsüchtig, sagte er vor Gericht: „Wegen Heroin habe ich meine Familie verloren. Da hat es Klick gemacht.“ Er macht inzwischen eine Drogenersatztherapie mit Polamidon. Alkohol konsumiert er trotzdem, auch Cannabis. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fand sich bei ihm ein Gramm Marihuana. Das ist wegen Drogenbesitzes auch angeklagt. Er entschuldigte das so: „Wenn der Suchtdruck zu groß ist, dann rauche ich mir einen Joint, damit ich nicht zum Heroin greifen muss.“ Wegen des Marihuana-Besitzes muss der Mann eine Geldstrafe bezahlen.