Eslohe. Nach sieben Jahren als Polizist in Eslohe ist Ludger Siepe jetzt nach Meschede gewechselt. Er schildert seine Erfahrungen als Bezirksbeamter.

Sieben Jahre lang war Polizeihauptkommissar Ludger Siepe als Bezirksbeamter in der Gemeinde Eslohe unterwegs. Jetzt ist er nach Meschede gewechselt. Wir haben zum Abschied von Eslohe noch einmal mit ihm gesprochen.


Herr Siepe, wie kann man sich den Alltag eines Bezirksbeamten in Eslohe vorstellen?

Die Hauptaufgabe besteht aus dem Außendienst. Ein Bezirksbeamter ist ein Kontaktbeamter. Wir sind dafür da, ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen der Bevölkerung und der Polizei zu schaffen. Entsprechend sind Bezirksbeamte viel zu Fuß unterwegs – in der Gemeinde Eslohe aufgrund der Geographie allerdings auch mit dem Auto. Denn der Bezirksdienst erstreckt sich ja nicht nur auf den Kernort, sondern auch auf die Ortsteile der Gemeinde.

Auch interessant

„Kein Sorgenkind“

Gibt es unter den Ortsteilen ein Sorgenkind aus Sicht der Polizei?

Nein, in Eslohe kristallisiert sich wirklich kein Sorgenkind heraus. Vom Einsatzaufkommen liegt der Kernort zwar an der Spitze. Das liegt aber an der Tatsache, dass sich dort viele Menschen aufhalten. Von einem Sorgenkind kann man in diesem Zusammenhang sicherlich nicht sprechen.

Was gehört sonst noch zu den Aufgaben eines Bezirksbeamten?

Das ist eine ganze Menge. Dazu zählt unter anderem die frühkindliche Verkehrserziehung in den Kindergärten und die Schulwegsicherung. Bei Problemen in den Schulen sind Bezirksbeamte immer die ersten Ansprechpartner. Sie kümmern sich aber auch um Ermittlungsersuchen, wenn es etwa darum geht Fahrzeugführer zu ermitteln. Ein Aufgabenfeld, das zuletzt gefühlt immer größer geworden ist, ist die Vollstreckung von Haftbefehlen. Die Zunahme ist allerdings kein Esloher Phänomen, sondern vielmehr ein generelles.

Die Kinder winken schon von Weitem

Fährt man als Bezirksbeamter auch Einsätze?

Grundsätzlich gehört das nicht zu den Kernaufgaben eines Bezirksbeamten, sondern ist Sache des Wachdienstes. Ich bin in Eslohe allerdings dennoch kleinere Einsätze gefahren. Das macht ja auch Sinn, wenn man ohnehin vor Ort ist. Es wäre dem Bürger sicherlich schwer zu vermitteln, wenn wenige Meter neben meinem Büro an der Hauptstraße eine Unfallaufnahme notwendig ist und dafür extra Kollegen aus Meschede anrücken müssen, weil der Bezirksbeamte sagt „Dafür bin ich nicht zuständig“.

Welche Aufgabe hat Ihnen die meiste Freude bereitet?

Gerne habe ich immer die Verkehrserziehung in den Kindergärten gemacht. Aber auch die Schulwegsicherung bereitet große Freude, wenn die Kinder schon von Weitem winken und dich mit Namen ansprechen. Das ist genau das, was den Schutzmann vor Ort ausmacht.

Auch interessant

Darf man Dorfsheriff sagen, ohne Ärger mit ihnen zu bekommen?

Auf jeden Fall! Wenn nicht im Sauerland, wo dann? Die Bezeichnung trifft doch genau das, was einen Bezirksbeamten ausmacht. Hier kann man ruhig Dorfsheriff sagen. Damit habe ich überhaupt kein Problem.

„Nicht alle über einen Kamm scheren“

Immer immer wieder ist mangelnder Respekt gegenüber Polizeibeamten Thema in den Medien. Gibt es das Problem in Eslohe auch?

Ich würde sagen, vereinzelt. Es ist kein generelles Problem, aber es kommt hin und wieder vor – je nachdem, mit welchen Menschen man es gerade zu tun hat. Ich hatte erst kürzlich einen Fall, den ich in 40 Jahren Polizeidienst so noch nicht erlebt habe. Dabei hat mich ein 13-jähriges Mädchen derart mit Fäkalsprache tituliert, wie man es sich kaum vorstellen kann. Das sind aber wirklich Ausnahmen.

Auch interessant

In Eslohe sind immer wieder die Dachdeckerschüler Thema. Sind sie wirklich so schlecht wir ihr Ruf?

Hier kann und darf man sicherlich nicht alle über einen Kamm scheren. Natürlich sind welche darunter, die Probleme machen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass bis zu 300 Schüler die Dachdeckerschule besuchen. Dagegen sind es dann immer nur einige wenige, die Probleme machen. Im Vergleich mit anderen Kommunen ist die Welt in Eslohe wirklich noch in Ordnung – deswegen fallen die aus der Reihe tanzenden Dachdeckerschüler hier besonders auf.

„Ich war quasi mittendrin“

Ist Ihnen der Abschied von Eslohe schwergefallen? Immerhin waren Sie sieben Jahren vor Ort.

Ich habe immer gerne Dienst gemacht in Eslohe. Als Bezirksbeamter braucht man etwa drei bis vier Jahre, um hineinzuwachsen, die Strukturen und Zusammenhänge kennen zu lernen. Einen Kontaktbeamten macht ja die Kenntnis seines Bezirks aus – zu wissen, wie tickt der Wenholthauser, wie der Cobbenroder. Es dauert schon eine ganze Weile, bis man eins wird mit seinem Bezirk. Da war ich quasi mittendrin.

Was werden Sie vermissen?

Die winkenden und freundlichen Kinder auf dem Schulweg. Aber dafür lerne ich in Meschede ja auch ganz bestimmt wieder neue Kinder kennen.

Was würden Sie den Eslohern zum Abschied mit auf den Weg geben?

Ich glaube nicht, dass es mir zusteht, den Eslohern etwas mit auf den Weg zu geben. Die Esloher machen schon ihr Ding und wissen, was sie wollen.

>>>HINTERGRUND<<<

Polizeihauptkommissar Ludger Siepe ist 57 Jahre alt.

Bei der Polizei ist er seit 1979. Nach seiner Ausbildung war er von 1982 bis 1987 in Köln zunächst beim Objektschutz am Flughafen und danach im Wach- und Wechseldienst im Schutzbereich tätig.

Von 1987 bis 1993 war Siepe bei der Autobahnpolizei Anröchte und hat dort die A33, die A44 und die A445 betreut.

Danach wechselte er auf die Leitstelle bei der Bezirksregierung in Arnsberg. 1995 trat er seinen Dienst auf der Wache in Arnsberg an, im Jahr 1997 dann auf der Wache in Meschede. Von 2000 bis 2012 war er hier im Bezirksdienst, bevor er dann nach Eslohe wechselte.