Meschede. Die Unternehmensgründungen gehen auch in Südwestfalen zurück. Das belegt eine Umfrage der IHK. Woran das liegt und was dagegen unternommen wird.

Immer weniger Menschen wagen den Sprung in die Selbstständigkeit und gründen ein eigenes Unternehmen. Allein seit dem Jahr 2014 sank laut IHK die Zahl der jährlichen Unternehmensgründungen in NRW von knapp 70.000 auf unter 60.000 im Jahr 2018.

„Ein Grund dafür ist die gute Konjunktur“, erklärt André Berude, Leiter des Fachbereichs Existenzgründung und Unternehmensförderung bei der IHK Arnsberg. Dann sei der sichere Arbeitsplatz eben doch attraktiver als eine Selbstständigkeit mit allen Freiheiten, aber eben auch Risiken.

Babyboomer gehen in Ruhestand

Das Problem werde verschärft durch einen weiteren Effekt des demografischen Wandels: Die Generation der Babyboomer geht in den Ruhestand und damit auch viele Inhaber von Familienunternehmen. Laut einer Studie von IHK NRW gelten in der Region Hellweg-Sauerland in den nächsten zehn Jahren rund 2.050 Unternehmen als übernahmefähig. Hier sind laut IHK rund 38.900 Mitarbeiter beschäftigt – und damit 18 Prozent aller Beschäftigten in der Region.

Warum aber sind Neugründungen so wichtig für eine gesunde Wirtschaft, wenn doch eine gute Konjunktur für ausreichend Arbeitsplätze sorgt? „Weil es dann im Kreislauf hakt“, sagt der Experte der IHK. „Aufgrund der Statistik und auch unserer Erfahrungen wissen wir, dass in naher Zukunft einige übernahmefähige Unternehmen wegfallen werden.“

Gründungen im Nebenerwerb

Eine regionale Besonderheit: Mit 62,6 Prozent liegt der Hauptanteil der Gründungen in Hellweg-Sauerland im Nebenerwerb und dementsprechend nur 37,4 Prozent im Haupterwerb. Zum Vergleich: In NRW starten laut IHK 51 Prozent der Gründer im Hauptgewerbe.

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„Auch das liegt an der guten Konjunktur in der Region“, erklärt André Berude. „Man fällt natürlich weicher, wenn man seine Anstellung behält und im Nebenerwerb gründet." Eine Idee zu entwickeln und ein Unternehmen aufzubauen, brauche in der Regel Zeit - und davon habe man allein aus finanzieller Sicht mehr, wenn über eine Festanstellung jeden Monat ein sicheres Gehalt aufs Konto fließe.

NRW-weit bescheinigen 39 Prozent der Befragten dem Land ein gutes oder gar sehr gutes Gründungsklima. Aber: 2017 waren es laut IHK noch knapp die Hälfte. Anstrengungen, das Gründungsklima zu verbessern, sind bereits einige gemacht worden. „Dabei ist insbesondere das Gründerstipendium zu nennen, das nicht unerhebliche finanzielle Anreize bietet, oder das Gewerbe-Service-Portal.NRW, das die An-, Um- und Abmeldung eines Gewerbes online ermöglicht und somit das Verfahren erheblich vereinfacht“, sagt André Berude. „Bis solche Anreize umgesetzt sind und sich die Entwicklung auch in Zahlen niederschlägt, ist es aber ein langer Weg.“

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>>> Weitere Informationen:

- IHK NRW befragte zum zweiten Mal seit dem Jahr 2017 Unternehmensgründer in NRW, um zu erfahren, was sie anspornt, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen beziehungsweise was sie davon abhält.

- In der Region Hellweg-Sauerland brauchten knapp 74 Prozent für die Vorbereitungsphase weniger als sechs Monate.

- Dabei entfielen 82 Prozent der Unternehmensgründungen auf die Gründung eines neuen Unternehmens. Gut 8 Prozent der Befragten übernahmen einen bestehenden Betrieb.

- In der Region bezeichneten über 44 Prozent der Befragten den bürokratischen Aufwand als größte Hürde auf dem Weg in die Selbständigkeit. Etwa 37 Prozent nannten zusätzlich die Steuergesetzgebung als Schwierigkeit.

- Der typische Gründer in der Region ist zwischen 35 und 55 Jahre alt, kommt zu 52 Prozent aus einem Beschäftigungsverhältnis und ist männlich.