Bestwig. Wird Bestwig einen Bestattungswald bekommen? Jetzt gibt es erhebliche Zweifel daran – auch an dem geplanten Standort bei Velmede.
Im Frühjahr 2020 soll endgültig die Entscheidung fallen, ob die Gemeinde Bestwig auch einen Bestattungswald einrichtet. Inzwischen liegen Details für eine mögliche Umsetzung bei Velmede zu. Und die werfen Zweifel an dem Vorhaben auf. Die Gemeindeverwaltung sieht einen fünften Kommunalfriedhof, der als Ruhewald entstehen würde, deshalb kritisch und rät davon ab.
Entscheidung im Frühjahr
Zu den Akten gelegt hat die Bestwiger Kommunalpolitik das Thema noch nicht. 2016 hatte die SPD-Fraktion sich für einen Bestattungswald stark gemacht. Im Gemeindeentwicklungsausschuss betonte Mechthild Heiken (Ramsbeck) jetzt noch einmal, dass die Sozialdemokraten weiterhin großen Wert auf eine Umsetzung dieser Bestattungsform legen. Bedenken gegen das Vorhaben hat die Gemeindeverwaltung. Die CDU teilt diese Bedenken. Bis zum Frühjahr sollen aber dennoch weitere inhaltliche Fragen geklärt werden. Ein eigener Arbeitskreis will sich bis dahin auch noch mit anderen Bestattungsformen vertraut machen, unter anderem mit dem Urnenhain in Meschede.
Probleme am geplanten Standort
Angedacht ist der Bestattungswald in der Nähe der Veleda-Höhle an der Halbeswiger Straße bei Velmede. Dieses Gebiet ist jetzt auch näher unter die Lupe genommen worden. Bislang, so der Landesbetrieb Wald und Holz, ist dort ein 36 Jahre alter Mischbestand aus Roterlen, Bergahorn, Feldahorn und Winterlinden. Die Erlen sind aber teilweise abgestorben oder abgängig. Das Gebiet muss gründlich durchforstet werden: 15 bis 20 Prozent der Bäume müssten beseitigt werden, neben den Erlen vor allem Zitterpappeln.
Die Fachleute vom Forst empfehlen grundsätzlich dauerhaftere Baumarten wie Eiche oder Buche - sie würden auch der Idee eines Begräbniswaldes eher entsprechen.
Die Eiche erreicht aber nach 20 Jahren erst eine Höhe von fünf bis sieben Metern. Die Behörde spricht außerdem von einem „Unsicherheitsfaktor des Standortes“: Denn der Boden besteht aus Aufschüttungen. Von 1979 bis 1985 verfüllte die Firma Lahrmann hier einen ehemaligen Steinbruch mit 100.000 Kubikmeter Bodenaushub. Ein Gutachter betont: „Die 10 bis 20 Zentimeter mächtige Oberbodendecke ist aufgrund des Organik-Anteils generell als nicht tragfähig einzustufen und somit vollflächig abzuschieben.“ Empfohlen wird eine intensive Nachverdichtung.
So teuer wird es
Erste Kostenschätzungen für die Anlage belaufen sich auf mindestens 65.000 Euro. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten von geschätzten 15.000 Euro. Diese Kosten wiederum müssen auf die Friedhofsgebühren insgesamt umgelegt werden. Hinzu kommen Kosten für die Grabbereitung und die Schilder mit den Namen Verstorbener.
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Die FriedWald GmbH aus Hessen (die 2001 bei Kassel den ersten Bestattungswahl eröffnete und heute deutschlandweit 68 Friedwald-Standorte hat) betont, dass sich drei Menschen pro 10.000 Einwohner für einen Bestattungswald entscheiden. Damit stellt sich für Bestwig die Frage, ob die erwartete Fallzahl den Aufwand rechtfertigen wird. Die Verwaltung schreibt: „Aus Sicht der Verwaltung ist zu vermuten, dass ein vergleichsweise wirtschaftlicher Betrieb eines Bestattungswaldes in der Gemeinde Bestwig nicht möglich bzw. zumindest mit großen Risiken verbunden ist.“
Nach dem Mescheder Vorbild
Neben den klassischen Sarg- und Urnenbestattungen gibt es auf den Friedhöfen der Gemeinde auch Möglichkeiten zur pflegefreien Beisetzung, etwa als Urnenrasengrab oder die Urnenwand. Diese Nachfrage sei auch gestiegen, so die Verwaltung. Nach einem Bestattungswald würden sich aber nur wenige erkundigen: „Der Bedarf wird daher skeptisch gesehen.“
Hinzu kommt die finanzielle Befürchtung, dass durch eine Neuausweisung eines Ruhewaldes die Zahl der Beisetzungen auf den anderen vier kommunalen, aber auch der kirchlichen Friedhöfe, sinkt – wodurch wiederum die Gebühren dafür erhöht werden müssten.
Die Gemeindeverwaltung betonnt, dass sich auch größere Kommunen wie Meschede, Sundern und Schmallenberg gegen einen Bestattungswald ausgesprochen haben und stattdessen ihre Angebote auf den bestehenden Friedhöfen erweiterten. Diesen Weg schlägt auch die Bestwiger Verwaltung vor. So würden insbesondere auf dem Friedhof Velmede durch die steigende Zahl an Urnenbeisetzungen zwangsläufig immer größere, ungenutzte Freiflächen entstehen. Hier könnte zum Beispiel eine 1600 Quadratmeter große Rasenfläche wie ein Bestattungshain mit vereinzelten Bäumen angelegt werden – wie auf dem Nordfriedhof in Meschede.