Meschede. .

Die letzte Ruhestätte unter einem Baum – das können sich auch in Meschede viele Menschen vorstellen. Auf dem Nordfriedhof wird es diese neue Form der Bestattung ab Januar 2016 geben. In einem bisher ungenutzten Teil des Friedhofsgeländes ist ein Urnenhain entstanden. Für jeweils 20 Jahre kann man sich dort eine Grabstätte an den Wurzeln eines Baumes kaufen.

Asche geht in Kraft des Baumes

Die klassische Friedhofskultur habe sich verändert, erläutert Bürgermeister Uli Hess: „Wir gehen heute ganz anders mit dem Thema Tod um.“ Pflegefreie, anonyme Bestattung auf einer Wiese, muslimische Bestattungsformen – all diesen Wünschen war man bereits entgegen gekommen. Im Stadtrat war auch das Thema „Baumbestattung“ zur Sprache gekommen. Friedwälder oder einen Ruheforst könne man sich vorstellen. Doch „jegliche Form der Bestattung außerhalb unserer Friedhöfe“, so Uli Hess, würde „die Gebühren noch weiter steigen lassen“. Heinz Hiegemann, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur, hatte die Idee, einen Urnenhain einzurichten. „Die Leute suchen ganz bewusst nach Möglichkeiten, die Nachkommen nicht mit einer Grabpflege zu belasten.“ Anonyme Urnenfelder haben sich dabei allerdings nicht durchgesetzt, so Hiegemann: „Die Leute wollen einen würdigen, individuellen Bestattungsplatz, der ohne die regelmäßige Pflege auskommt.“

Da lag die Idee vom Urnenhain nahe. Rundherum um einen Baum werden die Urnen bestattet. Für jeden der dort Bestatteten wird eine kleine Metallplatte auf dem Boden angebracht. So entsteht nach und nach ein geschlossener Kreis um den Baum herum. Pater Abraham Fischer, Prior und Schmied der Abtei, hat das Konzept erarbeitet: „Die Schilder bilden abschließend eine Art Namensbordüre um den Baum.“

Die Asche gehe in die Lebenskraft des Baumes ein und schütze und tröste in den Zweigen und Blättern die Hinterbliebenen: „Der Baum wird zum Sinnbild der Zukunft und gibt einen Hinweis, dass der Tod nicht nur Ende eines Lebens ist, sondern verheißt ein – wie auch immer konkretes – Weiterleben der Gestorbenen.“ Diesen Gedanken folgt auch sein Vorschlag, nur solche Urnen zuzulassen, die sich „möglichst schnell auflösen und die Asche des Bestatteten an die Wurzeln des Baumes abgeben“.In den vergangenen zwei Jahren wurden nach und nach Bäume gepflanzt. Das Baumtor am Eingang wurde aus zwei Hainbuchen gestaltet. Ca. 100 Urnen sollen unter Walnuss-, Mammut-, Buchen- oder Eichenbäumen ihren würdigen Platz finden.

300 Bestattungen pro Jahr

Bei den etwa 300 Bestattungen pro Jahr verschob sich zuletzt das Verhältnis Erdbegräbnis-Urnenbestattung immer mehr. Die Folge: „Wir hatten über viele Jahre ein dickes Minus im Gebührenhaushalt“, so Hiegemann.

Beide Bestattungsformen wurden angeglichen, inzwischen ist die Urnenbestattung sogar ein wenig teurer als das Erdbegräbnis. Denn: „Für die Stadt bleibt durch die Verschiebung hin zur Urne und die gleichzeitige Aufgabe zahlreicher Wahlgräber immer mehr Fläche in Streulage, die zu pflegen ist. Dabei ist jedoch der Pflegeaufwand insgesamt unabhängig, ob ein Urnen- oder ein Erdwahlgrab erworben wird.“ Die positive Folge: Erstmals seit vielen Jahren können ab 2016 die Gebühren gesenkt werden.