Meschede. Ein junger Syrer wird Mechatroniker in Meschede - seine Geschichte ist außergewöhnlich - allerdings nicht klassisch, wie die Zahlen zeigen.

Im Jahr 2015 flüchtet er aus der syrischen Stadt Homs. Er geht nach Deutschland. Heute, im Jahr 2019, ist er Auszubildender in Meschede - Ahmad Shama ist ein Vorzeigekandidat. Seine Geschichte hat die Start NRW GmbH jetzt in Meschede präsentiert

„Ich habe mich schon als Kind für alles interessiert, was vier Räder hat“, sagt Ahmad Shama. Seit 2015 lebt der 26-Jährige in Meschede und fühlt sich sehr wohl im Sauerland. Nicht zuletzt deshalb, weil er seit August 2018 seinen Traumberuf erlernt: Kfz-Mechatroniker.

Einjähriges Praktikum

Im Jahr 2017 vermittelte ihm die Agentur für Arbeit durch das Einstiegsqualifizierungsjahr ein einjähriges Praktikum bei der Firma Autofit in Meschede. „Wir haben gleich gemerkt,dass Ahmad Shama für den Kfz-Beruf brennt“, erinnert sich Marko Ludwig, Geschäftsführerund Inhaber von Autofit. „In Syrien hat er seit seinem 17. Lebensjahr in verschiedenen Werkstätten gearbeitet. Die praktische Arbeit hat er sich selbst angeeignet, ein Prozedere, das vor Ort gang und gäbe ist. In dieser Zeit hat er viel an Autos und sogar Lkw und Bussen rumgeschraubt. Das haben wir gleich gemerkt.“

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Gern hätte Ludwig ihn als Auszubildenden eingestellt, aber die Stelle für das Ausbildungsjahr 2018 war schon vergeben. Doch das Jobcenter vor Ort wusste eine Lösung und setzte sich mit David Gierse, dem Niederlassungsleiter der Start NRW GmbH in Meschede, in Verbindung. In Zusammenarbeit mit dem Personaldienstleister war es schließlich möglich, gemeinsam mit Autofit Ludwig für Ahmad Shama eine zusätzliche Ausbildungsstelle zu schaffen. „Wir haben gleich gemerkt, dass Ahmad Shama für den Kfz-Beruf brennt.“

Chancen auf dem Arbeitsmarkt

David Gierse beschreibt den gemeinsamen Weg: „Wir haben Herrn Shama bei uns angestellt und kümmern uns um alle Formalitäten. Wir begleiten seinen schulischen Unterricht und zahlen Arbeitskleidung sowie Fortbildungen. Bei ihm war dies ein fachlicher Sprachkurs für die Berufsschule und Nachhilfestunden. In der Werkstatt erhält er dann das praktische Wissen. Auf diese Weise schaffen wir zusätzliche Ausbildungsstellen und sichern so den Fachkräftebedarf. Außerdem helfen wir bei der Integration, geben Perspektiven und schaffen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, damit Geflüchtete wie Shama hier Fuß fassen können.“

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Marko Ludwig ist froh, dass er Ahmad Shama insgesamt dreieinhalb Jahre ausbilden kann. Er weiß, wie schwer es ist, guten Kfz-Nachwuchs zu finden. Deshalb lernt er seine Leute gerne selbst an. Viele von ihnen werden nach der Ausbildung übernommen. Dies ist auch Ahmad Shamas Ziel und er stellt sich den sprachlichen Herausforderungen seines Jobs. „Seit einiger Zeit schreibe ich alle Werkstattaufträge selbst. Am Anfang konnten die Kollegen im Büro meine Ausdrucksweise nicht verstehen und mussten viel nachfragen, aber jetzt wird es immer besser“, freut sich Shama. „Das Tollste aber ist für mich jeden Tag in der Werkstatt zu sein, denn ich mache gerne komplizierte Reparaturen, z.B. an der Elektrik.“

Beispiel ist eine Ausnahme

Nach der Ausbildung möchte er eine Meisterschule besuchen, um noch mehr Erfahrungen und Wissen zu sammeln. Sein größter Wunsch: eine eigene Kfz-Werkstatt.

Auch das gehört zum vollständigen Bild dazu: Ahmad Shama gilt als erfolgreiche Ausnahme, das zeigen die Zahlen der Agentur für Arbeit. Auf Nachfrage teilte die Behörde mit: Von 2032 Bewerbern für Lehrstellen im Hochsauerlandkreis sind 81 als Flüchtlinge gemeldet. 27 von ihnen haben bislang eine Ausbildungsstelle bekommen.