Meschede. Die Christuskirche war das erste eigene Gotteshaus der Mescheder. Getauft wurde dort auch der Maler August Macke.

Das denkmalgeschützte Kirchengebäude in der Schützenstraße 4 der evangelischen Kirchengemeinde in Meschede lag bei der Einweihung (1839) am damaligen Ostrand der Stadt. Bauleiter Hoffmann griff Schinkels Entwurf der Berliner Vorstadtkirchen von 1834 auf. Mit dem verputzten klassizistischen Saalbau, dem halbrunden Chor und der übergiebelten Portalfront war man architektonisch auf der Höhe der Zeit. Bewundern darf man diese Leistung auch heute noch.

Die Anfänge

Die Anfänge der evangelischen Gemeinde in Meschede sind Auswirkungen der Geschichte des 19. Jahrhunderts: 1801 musste das Deutsche Reich alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich abtreten (Frieden von Lunéville). Als Ausgleich wurden die rechtsrheinischen Territorien des Erzbischofs von Köln säkularisiert und auf die weltlichen Fürstentümer verteilt. Westfalen und damit Meschede fiel unter die Herrschaft von Hessen-Darmstadt. Damit war der Weg frei, eine protestantische Gemeinde zu gründen.

200 Thaler Zuschuss

In Meschede erwarb der Bremer Kaufmann Runge das aufgehobene Kloster Galiläa und bot den evangelischen Bürgern die stark renovierungsbedürftige Klosterkirche entgeltlos für ihre Gottesdienste an. Das ehemalige Kloster Galiläa ging nach dem Wiener Kongress (1815) in den Besitz des Grafen von Westphalen über. Die evangelische Gemeinde wuchs und der Wunsch nach einer eigenen Kirche verstärkte sich. 200 Thaler Zuschuss der Königlichen Majestät ermöglichten 1827 die Einstellung eines ersten eigenen Geistlichen (Kandidat Schütz) in Meschede. Eine umfangreiche Kirchen- und Hauskollekte, die der Gemeinde erhebliche Opfer abverlangte, ermöglichte 1839 den Bau der eigenen Kirche. Ihren Namen „Christuskirche“ erhielt sie erst später, nach der Einweihung der Johanneskirche im Norden Meschedes (1964).

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Die relativ kleine Mescheder Gemeinde verfünffachte sich durch den Zuzug der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den Ostgebieten in den Jahren nach 1945. Heute zählen rund 14 Prozent der Mescheder Bevölkerung zur evangelischen Konfession (zum Vergleich: rund 62 Prozent sind Katholiken).

Der erste Evangelische

Wer nun der erste Protestant in Meschede war, ist nicht eindeutig festzumachen. Pastor Heidsiek vermerkte 1849 im ersten Kirchenbuch der Gemeinde: „Der Verstorbene …war angeblich der erste Evangelische in hiesiger Gegend.“ Bei dem Verstorbenen handelte es sich um den Amtmann Heinrich Konrad Nausester, der als großherzoglich-hessischer Beamter 1803 nach Meschede gekommen war. Wir haben also einen protestantischen Kaufmann und einen hessischen Schultheiß nebst gewiss auch einigen Handwerkern. Groß war die Anzahl der Protestanten gewiss nicht.

287 Gemeindemitglieder im Jahr 1870

Für das Jahr 1870 liegt eine exakte Zahl vor: 287 Gemeindemitglieder. Diese lebten in einer Diaspora, ihre finanziellen Mittel waren sehr begrenzt, und sie waren oft genug auf die Unterstützung der katholischen Mitbürger angewiesen: Taufen, Aufgebote und Trauungen wurden im Notfall von katholischen Priestern im Auftrag der evangelischen Gemeinde vollzogen, die katholischen Glocken wurden für die Protestanten geläutet, bevor die Christuskirche 1866 eigene Glocken bekam. Die katholische Kirchengemeinde sammelte sogar Spenden für die evangelische Gemeinde.

Der bekannteste Täufling war sicher der maler August Macke, der hier

Eine erstaunlich ökumenisch anmutende Entwicklung, die später auch andersherum funktionierte: Nachdem die St.-Walburga-Kirche im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden war, sammelte sich die katholische Gottesdienstgemeinde vorübergehend in der Christuskirche.

   Der jetzige Pfarrer der Christuskirche, Hans-Jürgen Bäumer, setzt die ökumenische Tradition bewusst fort.   
  Der jetzige Pfarrer der Christuskirche, Hans-Jürgen Bäumer, setzt die ökumenische Tradition bewusst fort.   

Aktuell

Der jetzige Pfarrer der Christuskirche, Hans-Jürgen Bäumer, setzt diese ökumenische Tradition bewusst fort: Ökumenische Feiertage (Gründonnerstag, Pfingsten, Jahreswechsel, Buß- und Bettag), regelmäßige Treffen mit den katholischen und freikirchlichen Kollegen sind inzwischen selbstverständlich.

Die Bibelwochen, besonders die gut angenommenen und erfolgreichen Kinderbibelwochen sind ihm ein Herzensanliegen: Von seinem Mutmachlied: „Mut zum Träumen, Mut zum Glauben, Mut zum Lieben, Mut zum Handeln“ können alle Menschen gemeinsam profitieren.