Hochsauerland. Überraschend stand auch Friedrich Merz beim Kreisparteitag der CDU am Rednerpult. Die Partei diskutierte vor allem über den Frauenanteil.
Die am Samstagvormittag vom Regen schlaff vor der Schützenhalle Olpe hängende einsame Parteifahne vermittelte einen falschen Eindruck. Denn drinnen im Saal diskutierten 115 Delegierte der CDU-Stadt- und Gemeindeverbände im Kreisgebiet engagiert und durchaus kontrovers über den weiteren Kurs ihrer Partei.
Dass sich die Emotionen der Sauerländer Christdemokraten während ihres Kreisparteitages erhitzten, lag überwiegend an Friederike Galland. Denn Forderungen der 53-jährigen Berlinerin wirkten auf den Großteil der heimischen Parteimitglieder erkennbar provokant. Die HSK-CDU hatte die CDU-Fachfrau für politische Kommunikation eingeladen, um zu erfahren, wie die Ortsverbände mehr Frauen für die Partei gewinnen können.
Mehr Frauen in Positionen
„Ich weiß nicht, ob unsere Partei noch ganz zukunftsfest ist“, so eröffnete die geübte Trainerin ihren Beitrag. Sie verlangte, mehr Frauen in verantwortungsvolle Positionen der CDU zu holen. Frauen sollen hierdurch in der Politik sichtbarer sein und die gesamte Gesellschaft sei abzubilden, so die Expertin. Galland ergänzte dazu: „Beste Ergebnisse gibt es durch diverse Teams.“
Mit einer raschen Auswertung zeigte sie, dass in den Räten im Sauerland 40 CDU-Frauen 195 CDU-Männern gegenüberstehen. Eine Lösung hatte Galland auch parat. Sie empfahl, dass Ratsmitglieder im Rentenalter ihren Platz frei machen sollen für jüngere Frauen. „Wir können uns nicht leisten, bei der Kandidatenaufstellung eindimensional zu sein“, dozierte sie.
Auch interessant
Friedrich Merz, der überraschend ebenfalls an dem Kreisparteitag teilnahm, führte in seinem Grußwort diesen Gedanken fort. „Wir gewinnen zu wenige Frauen für die Räte und Parlamente“, stellte der 63-Jährige fest. Er sah die Verantwortung hierfür überwiegend bei den CDU-Verbänden auf kommunaler Ebene.
Merz versöhnlich
Kern des Beitrags von Merz war aber dann die Bundes- und Europapolitik. Blickend auf die aktuellen Differenzen in der Parteiführung meinte er versöhnlich: „Wir müssen wieder Spaß an der politischen Debatte haben, wir müssen aufhören, Sachdebatten direkt zu personalisieren.“ Der Briloner Jurist appellierte: „Wir wollen alle das Gleiche, nämlich eine gute Zukunft für unser Land.“ Passend dazu war die Finalisierung der eigenen Leitgedanken der HSK-CDU zum neuen Grundsatzprogramm der Volkspartei.
Souverän moderierte Matthias Kerkhoff diesen sensiblen Tagesordnungspunkt, der mit einem einstimmigen Beschluss endete. „Wir sind eine lebendige und diskutierende Partei“, kommentierte der 40 Jahre alte Landtagsabgeordnete.
Die Beiträge von Kerkhoff, Merz sowie Landrat Karl Schneider, Josef Hovenjürgen, Generalsekretär der NRW-CDU, und Staatsekretär Klaus Kaiser zeigten, dass die Themen im Sauerland beeinflusst werden durch die Landes-, Bundes- und Europapolitk. Alle Redner erinnerten an die historischen Ereignisse, den Fall der Mauer exakt 30 Jahre zuvor, aber auch die Pogrome an jüdischen Bürgerinnen und Bürgern im Jahr 1938.
Gegen Linkspartei und AfD
Einhellig kritisierten sie die politischen Gegner von Linkspartei und AfD. „Wir sind die Partei, welche die Gesellschaft zusammenhält“, stellte Josef Hovenjürgen fest und versprach: „Wir wollen aus diesem Land das Beste machen.“ Die CDU bringe Rationalität in die Diskussion und habe einen Lösungsanspruch für die Probleme vor Ort, ergänzte er.
Mit Blick auf die AfD mahnte Klaus Kaiser: „Wir brauchen eine Null-Toleranz-Politik, einen klaren Trennungsstrich.“ Matthias Kerkhoff ergänzte dazu: „Wahlkampf heißt Kampf und wir nehmen diesen Kampf auf.“