Meschede. Der Stiftschor gehört zu den Mescheder Traditionen. Seit 100 Jahren singen hier Männer und Frauen gemeinsam - auch schon in der Bullenhalle.
Seit 1919 singen sie jetzt schon: Zunächst unter dem Namen „Katholischer Kirchenchor Meschede“, umbenannt in Kirchenchor St. Walburga in den 1950er Jahren und seit 2004 wieder als „Katholischer Kirchenchor Meschede“. 2018 schließlich gaben sich die Sänger und Sängerinnen den Namen Mescheder Stiftschor. Gesungen wurde unter allen Namen mit Hingabe und Freude. Das lag an den hervorragenden Chorleitern, angefangen bei Johannes Simon, weiter mit Herbert Röcken, Ludwig Kersting, Ulrich Hengesbach, Mark Ehlert und seit 2012 mit der jetzigen Dekanatskirchenmusikerin Barbara Grundhoff.
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„Als Kirchenmusikerin arbeite ich mit allen Altersgruppen: Von den Kindergartenkindern über Jugendliche und Erwachsene bis ins hohe Alter“, beschreibt sie ihre Arbeit. „Mittels der Musik allen Generationen Freude am Glauben zu schenken, betrachte ich als meine Aufgabe.“ Der Mescheder Stiftschor ist damit ein Teilgebiet neben vielen anderen beruflichen Aufgaben. Die Position der hauptamtlichen Dekanatskirchenmusikerin gibt es in Meschede erst seit 2002.
Gesangabteilung der Jungfrauen
Ursprünglich waren im Sauerland die Kirchenchöre den Männern vorbehalten. Erst 1919 wurde ein gemischter Chor eingerichtet. In diesem waren 19 Männer aus dem alten Männerchor und 47 Frauen aus der „Gesangabteilung der Jungfrauen“ vertreten. 1923 konnte dieser Chor stolz auf 2000 Zuhörer anlässlich eines Benefizkonzerts für das Krankenhaus verweisen.
Der Chor überstand die schwierigen Kriegsjahre. Bei einem Bombenangriff in den letzten Kriegswochen verbrannte allerdings das gesamte Notenmaterial, das in einem Schrank hinter der Orgelbühne aufbewahrt wurde. Ein unbezahlbarer ideeller Wert ging verloren. In der Nachkriegszeit war viel Improvisation gefragt. So wurde zum Beispiel das symphonische Lied „Die Mutter“ von Johannes Simon, dem damaligen Chorleiter, in der Bullenhalle, einer Viehversteigerungshalle, aufgeführt, weil kein anderer Ort zur Verfügung stand. Das war den Akteuren egal: Hauptsache, wir singen wieder!
Eigentlich hört es nie auf
1959 übernahm Ludwig Kersting die Chorleitung. Bis 1983 prägte er entscheidend das Gesicht des Kirchenchors. Sein Nachfolger, Ulrich Hengesbach, manövrierte den Chor mit großem Einsatz durch schwierige Zeiten. Das Interesse an geistlicher Musik traf den Zeitgeist nicht mehr, die Anzahl der Chormitglieder verringerte sich, sowohl in der Gemeinde St. Walburga als auch in Mariä Himmelfahrt, deren Kirchenchor unter der musikalischen Leitung von Karl-Heinz Bartmann sang.
Erster Dekanatskirchenmusiker 2002
Maßgeblich forderte und förderte Ulrich Hengesbach das Vorhaben, eine hauptamtliche Stelle für einen Dekanatskirchenmusiker für beide Gemeinden einzurichten, welches 2002 durch das Erzbistum Paderborn verwirklicht wurde. Noch im selben Jahr konnte Mark Ehlert als erster Dekanatskirchenmusiker von Meschede eingestellt werden. Die Kirchenchöre der beiden Gemeinden St. Walburga und Mariä Himmelfahrt wurden zusammengelegt und sangen von nun an gemeinsam als Katholischer Kirchenchor Meschede unter der Leitung von Mark Ehlert. Nach dessen Weggang 2011, konnte die Stelle im Dezember 2012 mit der heutigen Dekanatskirchenmusikerin Barbara Grundhoff neu besetzt werden.
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit ist es, „…den Menschen das Singen als Ausdruck ihres Glaubens wieder näher zu bringen.“ Das fängt bei den Jüngsten an, die sie in dem Pilotprojekt „Kinder singen ihren Glauben“ mit großer Begeisterung anleitet und hört bei den Proben des hochmotivierten Stiftchors auf. „Nein eigentlich hört es nie auf“, schmunzelt Barbara Grundhoff, „Singen ist jederzeit, überall und für alle Menschen bereichernd und Ausdruck unserer Glaubensfreude.“
HINTERGRUND
Der Stiftschor Meschede feiert 2019 sein 100-jähriges Bestehen und lädt ein.
Am 23. November 2019 gestaltet der Chor um 17 Uhr das Festhochamt. Es folgt ein Festvortrag von Professor Dr. Stefan Klöckner aus Duisburg.
Am 8. Dezember findet das Jubiläumskonzert statt.