Bestwig. Bis in die 60-er Jahre reichen die Ideen für die A 46. Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus blickt zurück. Er stellt ein Verkehrskonzept in Aussicht.

Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus ist nicht nur glücklich, dass die A46 nach Jahrzehnten endlich für den Verkehr freigegeben werden kann. Er zieht vor allem auch den Hut vor den Planern. Und ein paar Gedanken zur Eröffnung hat er sich auch schon gemacht.

Wann und wie haben Sie damals erfahren, dass die A46 endlich gebaut wird und was haben Sie gedacht?

Die A46 hat eine lange und komplexe Vorgeschichte, in denen es immer mal wieder auf und ab gegangen ist - insofern gibt es nicht den einen Punkt, an dem „alles klar“ war. Sehr wichtig war für mich der Besuch des damaligen NRW-Verkehrsministers Lutz Lienenkämper im April 2009. Der Minister hat damals gesagt, dass es noch im gleichen Jahr losgehen soll - und ich hatte mir gedacht: „Wenn das ein Minister sagt, sollte doch nichts mehr schiefgehen.“ Lutz Lienenkämper hat übrigens Wort gehalten.

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Hätten Sie jemals gedacht, dass es so lange dauern wird, bis die Autobahn eröffnet wird? Immerhin beginnt die Geschichte des Teilstücks bereits im Jahr 1980. Damit liegt der Beginn sage und schreibe 39 Jahre zurück.

Die ersten Planungen und Konzepte reichen ja eigentlich noch viel weiter zurück - zum Teil bis in die 1960-er Jahre. Mit der Diskussion um die verschiedenen Trassenführungen ist enorm viel Zeit ins Land gegangen - und immer, wenn man eine neue Trasse geprüft hatte, mussten die Planer wieder bei Null anfangen. Daneben ging es stets darum, das Projekt im so genannten „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans zu halten - damit schließlich auch die Finanzmittel bereitstehen, wenn der Weiterbau umgesetzt werden soll. Das Baurecht und die Finanzen waren die wesentlichen Herausforderungen, die wir aus Bestwig heraus immer sehr intensiv verfolgt haben.

Die ewige Frage: Wann geht es endlich los?

Was hat Sie im Laufe des 39-jährigen Verfahrens besonders geärgert?

Natürlich ärgert mich das immer größer werdende Verkehrsaufkommen in den Ortsdurchfahrten im Ruhrtal - vor allem vor dem Hintergrund, dass lange Zeit von außen kaum Bewegung in den Planungen zum Weiterbau zu erkennen war. „Wann geht es endlich los?“ - ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie oft mir diese Frage gestellt worden ist. Natürlich haben wir in Bestwig stets versucht, alles zu tun, was nur irgend möglich war - die entscheidenden Weichenstellungen mussten aber auf Bundes- und Landesebene vorgenommen werden.

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Und was hat Sie besonders gefreut?

Dass im Jahr 2009 der Planfeststellungsbeschluss - also quasi das Baurecht - gefasst werden konnte, ohne dass es zu Klagen, Einwänden oder Widersprüchen gekommen ist. Für ein Projekt dieser Größenordnung dürfte das ziemlich einmalig sein. Umgekehrt zeigt das aber auch, wie groß das Einvernehmen auf allen Ebenen für dieses Vorhaben gewesen ist.

Haben Sie mal ausgerechnet, wie viele Stunden Sie in Ihrem Leben im Stau auf der B7 verbracht haben - und was fangen Sie nun mit der gewonnen Zeit nun an?

Das habe ich nie ausgerechnet - und so kurz vor der Eröffnung des Weiterbaus werde ich auch nicht mehr damit anfangen. Persönlich bin ich vom Stau sicher weniger betroffen gewesen als Berufspendler oder Fernfahrer - trotzdem ärgert man sich, wenn es - wieder einmal - nicht voran geht. Da ich nicht nachhalten kann, wieviel Zeit ich im Stau verbracht habe, weiß ich natürlich auch nicht, was ich jetzt gewinnen werde. Warten wir mal ab.

Verkehrsflüsse sinnvoll steuern

Der Rückbau der B7 ist bereits vor Jahren erfolgt. Sehen Sie weitere Möglichkeiten für eine weitere Attraktivitätssteigerung, wenn künftig weniger Verkehr durch die Ortsdurchfahrt rollt?

Mit der Umgestaltung der B7 in den 2000-er Jahren haben wir uns ja eben auf die Situation nach der Eröffnung der Autobahn eingestellt: Radwege sind entstanden, es gibt mehr Platz für Verkehrsteilnehmer, die nicht mit dem Auto unterwegs sind und deshalb als Schwächere besonders geschützt werden müssen.

Ein Bild aus der Baustellenzeit: Hier wird der Hang am Sengenberg aufwendig gesichert, damit er nicht abrutschen kann.
Ein Bild aus der Baustellenzeit: Hier wird der Hang am Sengenberg aufwendig gesichert, damit er nicht abrutschen kann. © Jürgen Kortmann

Wir werden nun abwarten, wie sich die Situation nach der Eröffnung der Autobahn tatsächlich darstellt - Prognosen sind das eine, die Realität ist das andere. Dann werden wir an einem Verkehrskonzept arbeiten, das auch die Nebenstraßen einschließt - und hier könnte es natürlich auch zu der einen oder anderen Änderung kommen, um Verkehrsflüsse sinnvoll zu steuern.

Die Gemeinde Bestwig hat nun nicht nur den einzigen natürlichen Wasserfall Nordrhein-Westfalens, sondern auch noch die höchste Autobahnbrücke des Landes. Macht einen das als Bürgermeister stolz?

Die Talbrücke Nuttlar ist ein imposantes Bauwerk. Ich ziehe meinen Hut vor den Planern und denjenigen, die diese Planungen dann baulich umgesetzt haben - von der gewaltigen Fundamentierung bis hin zum schrittweisen Vorschieben der Fahrbahn. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass auch die anderen Brücken höchst interessant gestaltet sind – in einer Weise, die unsere lokalen Gegebenheiten aufnehmen. Diese Brücken sind ein schöner Beweis, dass Autobahnen nicht „grau in grau“ sein müssen. Die Bauwerke können sich sehen lassen.

Haben Sie sich schon überlegt, was Sie zur Eröffnung sagen werden?

Ganz sicher werde ich zum Ausdruck bringen, dass es ein Tag ist, auf den wir Jahrzehnte lang hingearbeitet haben - und über den wir uns sehr freuen. Über den Rest mache ich mir noch Gedanken.

>>>CHRONOLOGIE<<<

Am 25. März 1982 verabschiedet der Rat einstimmig eine Resolution zum Weiterbau der A 46 bis Brilon. Im Text dieser Resolution heißt es unter anderem „…die Bürger von Velmede und Bestwig, besonders die Anlieger der Bundesstraße 7 sind nicht gewillt, die Umweltbelastungen für Jahrzehnte als Dauerbelastung hinzunehmen.“

Im Mai 1999 nennt der damalige Bundesverkehrsminister Franz Müntefering bei einem Besuch in Bestwig einen Baubeginn im Jahr 2003 eine „sehr realistische Perspektive“.

Im März 2009 teilt das NRW-Verkehrsministerium mit, dass der Weiterbau erst 2010 beginnen kann, weil der Bund erst im Herbst 2009 über die Vergabe der Gelder entscheidet. Diese Mitteilung löst heftige Proteste von Politikern und bei den Bürgern in Bestwig aus.

Im April 2009 teilt NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper bei einem Termin in Bestwig mit, dass noch in diesem Jahr mit dem Weiterbau begonnen werden kann. Der Grund: Finanzmittel aus dem Konjunkturpaket wurden umgeschichtet – zum Vorteil der A 46.

Am 4. September 2009 erfolgt schließlich der erste Spatenstich für den Bau der A46.