Bestwig soll ein weiteres Stück Bahngeschichte, aber auch einen Schandfleck verlieren: Der alte Wasserturm soll abgerissen werden.
Die Gemeinde Bestwig wird absehbar ein weiteres sichtbares Stück Bahngeschichte verlieren: Der alte Wasserturm in der Nähe des Bahnhofs soll abgerissen werden. Dafür soll der historische Wasserkran künftig an prominenterer Stelle platziert werden, damit er besser zur Geltung kommt und für die Öffentlichkeit wieder zugänglich ist.
Pläne von Team Timber
Hintergrund für die Pläne, mit denen sich der Bürgerausschuss in seiner jüngsten Sitzung befasst hat, ist die Absicht der Team-Timer-Logistik GmbH eine Umschlaginfrastruktur auf dem alten Bahngelände zu errichten. Diese Umschlageinrichtung soll nicht nur für die im Team Timber vertretenen Sägewerke, sondern auch für regionale Forstbetriebe, weitere regionale Sägewerke und holzwirtschaftliche Unternehmen zu Verfügung stehen. Außerdem, so ist es geplant, könnten künftig auch Unternehmen anderer Wirtschaftsbereiche hinzukommen.
Auch interessant
Weil diesen Plänen sowohl der alte Wasserturm als auch der Wasserkran im wahrsten Sinne des Wortes im Wege stehen, sollen sie nun weichen. Dafür hat sich der Bürgerausschuss einstimmig ausgesprochen.
Der imposante Wasserturm, der ebenso wie der historische Wasserkran unter Denkmalschutz steht, soll dabei komplett aus dem Ortsbild verschwinden. CDU und SPD halten ihn angesichts seines Zustandes für nicht erhaltenswert. Er sei dem Verfall preisgegeben, weil sich Jahrzehnte lang niemand um ihn gekümmert habe - auch die Deutsche Bahn als vorletzter Eigentümer nicht, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Winfried Gerold. Sozialdemokrat Paul Theo Sommer fand noch deutlichere Worte: „In diesem Zustand ist der Wasserturm ein Schandfleck und kein attraktives Denkmal“. Zudem machen sich beide Fraktionen um die Standsicherheit des vor sich hin rostenden Turmes Sorgen.
Der alte Wasserkran, der in vergangenen Tagen zum Betanken von Dampflokomotiven diente, soll hingegen künftig einen prominenten Platz bekommen. Auch hierin waren sich die Fraktion einig. Unklar ist aber noch, an welcher Stelle er platziert werden soll.
Einigkeit in den Fraktionen
Die CDU schlägt in diesem Zusammenhang den Bahnhofsvorplatz vor, die SPD kann sich den Wasserkran hingegen sehr gut im Bereich der Abstellgleise der Firma Busch vorstellen. „Die direkt am Ruhrtalradweg gelegene Stelle könnte gleichzeitig mit Bänken und Tischen ausgestattet werden“ so der Vorschlag von Paul Theo Sommer.
Ganz gleich, wo der alte Wasserkran seine neue Heimat bekommen wird: Einig sind sich sich die Fraktionen auch darin, dass dort mit Infotafeln auf die Bahngeschichte der Gemeinde und damit auch auf den Wasserturm hingewiesen werden soll. „Die Entwicklung der Bahn ist gleichbedeutend mit der Entwicklung Bestwigs und der wirtschaftlichen Entwicklung des oberen Ruhrtals“, so Christdemokrat Winfried Gerold.
Ministerium hat im Zweifel das letzte Wort
Auch interessant
Einfach abgerissen werden kann der alte Wasserturm wegen seiner Denkmaleigenschaft allerdings nicht. Er muss zunächst aus der Denkmalliste ausgetragen werden. Im nächsten Schritt wird die Gemeinde daher nun ein entsprechendes Verfahren einleiten. Gehört wird dabei auch das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Wenn man sich dort gegen die Bestwiger Pläne aussprechen sollte, kann sich die Gemeinde zwar darüber hinweg setzen. „Dann aber hat der Landschaftsverband immer noch die Möglichkeit, einen so genannten Ministerentscheid herbeizuführen“, erklärte Bürgermeister Ralf Péus im Ausschuss. Soll heißen: Das letzte Wort in der Sache hätte dann das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung in Düsseldorf.
- Bereits im April hatte das Amt für Denkmalpflege auf Anfrage der Gemeinde Bestwig mitgeteilt, dass sich seiner Ansicht nach Wasserkran und Wasserturm gegenseitig bedingen. Bei einer Versetzung des Wasserkrans, würde die funktionale Einheit, die Wasserturm und Wasserkran bilden, auseinandergerissen.
- Das sieht CDU-Fraktionschef Winfried Gerold anders: Zu diesem angeblich untrennbar miteinander verbundenen Ensemble hätten seiner Ansicht nach auch der Lokschuppen und die Drehscheibe gehört, die jedoch nie unter Denkmalschutz standen und längst abgerissen wurden.