Meschede/Bestwig. Trotz des Ärgers mit den Pesa-Zügen unter anderem rund um Meschede und Bestwig: Die Bahn wird weiter mit dem polnischen Hersteller arbeiten.
Nach den Problemen mit den Pesa-Zügen, die sich unter anderem auf der Ruhrtalbahn zeigen, hat die Deutsche Bahn klar gestellt: Die Zusammenarbeit mit dem polnischen Hersteller werde nicht eingestellt. Auch weiterhin würde die Bahn regelmäßig prüfen, ob Fahrzeuge von Pesa zum Einsatz kommen könnten. Denn die Bahn ist daran gehalten, bei Ausschreibungen das wirtschaftlich günstigste Angebot zu nehmen, betonte eine Bahn-Sprecherin. Hinzu kommt: Die Zahl der Hersteller von Diesel-Fahrzeugen ist überschaubar.
An Ausschreibungen gebunden
Die Bahn setzt darauf, dass durch die „Rollkur“, also eine erneute Überprüfung der Züge im polnischen Werk, Verbesserungen kommen. Im Fall der hessischen Dreieichbahn, wo es ähnliche Probleme mit den Pesa-Zügen gab, sei so ebenfalls an Verbesserungen gearbeitet worden – „derzeit laufen die Fahrzeuge auf der Dreieichbahn stabil“.
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Vergaberechtlich sind europaweite Ausschreibungen für die Lieferung von Neufahrzeugen erforderlich – die eben auch dazu führten, dass Pesa zuletzt mit seinen Modellen vom Typ „Link“ zum Zuge kam. Die Bahn bestätigt, dass es erst einmal bei der Lieferung von 71 Zügen bleibt. Sie nennt auch Hintergründe. Im September 2012 hatten Bahn und Pesa eigentlich einen Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 470 Dieselzügen unterzeichnet.
Rahmenvertrag ausgelaufen
Diese Zahl von 470 sei aber nur eine Option gewesen. Denn bei der Erstellung von Rahmenverträgen mit Fahrzeugherstellern werde berücksichtigt, welches Potenzial der Markt voraussichtlich in den kommenden Jahren habe - etwa, welche Ausschreibungen für welche Netze anstünden und wo neue Fahrzeuge benötigt würden. Darauf basierend wird eine Zahl ermittelt und vertraglich vereinbart. So soll sichergestellt sein, dass ein Unternehmen während der Laufzeit flexibel bleibt und bei Bedarf schnell Fahrzeuge nachbestellen kann – zum Beispiel, wenn die Bahn eine Ausschreibung gewinnt. Umgekehrt sei es auch möglich, nicht alle Fahrzeuge abzurufen, die im Rahmenvertrag als Option genannt werden: „Dies ist ein übliches Verfahren“, so die Bahnsprecherin. Der Rahmenvertrag mit Pesa wiederum sei bereits 2018 abgelaufen. Der weitere Abruf von Zügen sei danach nicht möglich gewesen. Möglich seien jetzt nur Nachbestellungen, die dann auf Einzelverträgen basieren würden.
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Noch kein neuer Zeitpunkt
Die Bahn sei mit Mitarbeitern der DB Regio vor Ort im polnischen Werk von Pesa. Zu möglichen finanziellen Forderungen an Pesa sagt die Bahn zurückhaltend: „Die Geltendmachung der Ansprüche erfolgt zu geeigneten Zeitpunkten und berücksichtigt dabei alle Einflussgrößen, die auf den Fortgang des jeweiligen Projektes wirken.“ Die Bahn habe ein umfassendes „Claim-Management“, in dem alle Ansprüche gegenüber Lieferanten bearbeitet würden.
Pesa in Polen äußerte sich nicht zu Anfragen dieser Redaktion. Unter anderem wollten wir wissen, ob das Unternehmen Erklärungen für die technischen Probleme habe und bis wann sie beseitigt würden.
Auch beim Nahverkehrsverband Westfalen-Lippe, mit dem die Bahn den Verkehrsvertrag unter anderem auf der Ruhrtalbahn abgeschlossen hat, kennt man noch keinen neuen Zeitpunkt, bis die Probleme mit den Pesa-Zügen beseitigt sein sollen. Zuletzt war Ende des Jahres im Gespräch. Bekannt seien bislang Probleme mit der komplexen Fahrzeugtechnik, die in der Software und in der Elektrik liegen würden, Fahrgäste und Anwohner klagen über den Lärm der Klimaanlagen, Bremsen, der Warnsignale und der Lüfter.