Meschede. Nach drei Jahren Leerstand hat mit dem Mescheder Bürgertreff ein Verein das Campus in Meschede übernommen. Was sich daraus entwickelt hat.
Wer das Campus in der Kolpingstraße betritt, fühlt sich an einen englischen Pub erinnert. Dunkle, aufwendig gearbeitete Holzmöbel, rustikale Fliesen, zum Teil ist sogar Kopfsteinpflaster verlegt. Es gibt große Tische, es gibt kleine Nischen, außerdem eine zentrale Theke mit Sitzhockern für die Gäste, die dem Wirt zu später Stunde ihr Herz ausschütten. Eine wirklich schöne Kneipe direkt an der Ruhr, nur dass es eigentlich gar keine Kneipe mehr ist.
Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren wird das Campus nämlich vom Mescheder Bürgertreff betrieben. Die Freiwilligeninitiative hat sich 2014 gegründet und schafft mit ihren Räumen eine Begegnungsstätte für Gruppen unterschiedlichster Art. Ziel ist, die Ehrenamtsarbeit zu stärken.
Konzession erhalten
„Was sich hier entwickelt hat, ist schon toll“, sagt Eberhard Borghoff ein wenig nachdenklich, als er einen Blick auf das Programm für die kommenden Wochen wirft. „Das hätte ich so nicht erwartet.“ Der pensionierte Lehrer hat innerhalb des Bürgertreffs die Verantwortung für das Campus übernommen. Das heißt, er hat nach entsprechenden Schulungen die Konzession für den Betrieb erhalten.
„Ich war sehr gerne Lehrer, aber wenn meine Schüler mich doch mal genervt haben, habe ich immer gesagt: ,Im nächsten Leben mache ich eine Kneipe auf.’“, erinnert sich Borghoff und muss dabei lachen. Ein nächstes Leben brauchte er für dieses Vorhaben nämlich nicht.
Drei Jahre Leerstand
Drei Jahre stand das Campus leer. Mit dem Bau des Gebäudes 1990 - und ursprünglich als Studentenkneipe für die Mieter der Studentenwohnungen gedacht - herrschte seitdem im Erdgeschoss Kneipenbetrieb. Weil Veltins aber keinen neuen Pächter finden konnte und der Mietvertrag auslief, musste eine neue Idee her. Die Räume wurden dem Mescheder Bürgertreff angeboten.
„Wir haben lange überlegt, ob wir das wagen sollen“, sagt Borghoff, der auch zweiter Vorsitzender des Vereins ist. Das Unkraut im Biergarten stand fast einen Meter hoch, Lüftungsanlage und Wände waren verdreckt, die Beleuchtung musste komplett erneuert werden. „Wir haben sehr viel Arbeit reingesteckt“, erzählt Borghoff. „Anfang 2015 haben wir mit der Renovierung begonnen, aber die Arbeit hat sich gelohnt. Alle, die hierher kommen, sind begeistert.“
Großen Respekt
Einen Mietnachlass gibt es nicht. Über den Getränkeverkauf und Spenden muss sich der Betrieb selbst tragen. „Wir müssen aber auch keinen Gewinn erzielen“, sagt Borghoff. Und weiter: „Ich habe großen Respekt vor denjenigen, die ihren Lebensunterhalt damit finanzieren müssen.“ Wenn er den Wirteplan schreibt, kann er auf etwa 30 Personen - im Alter von 18 bis 80 - zurückgreifen, die ausschließlich ehrenamtlich arbeiten.
Als besonderer Veranstaltungsort hat sich das Campus längst herumgesprochen. „Wir kriegen sehr viele Anfragen“, erzählt der Mescheder, der den Terminkalender koordiniert. Kulturveranstaltungen wie Konzerte und Lesungen finden dort regelmäßig statt. „Der Eintritt ist immer kostenfrei, damit jeder dabei sein kann.“
Treffpunkt für Vereine und Gruppen
Aber auch der Spieletreff, das Repaircafé, die Bürgerbusfahrer, Selbsthilfegruppen und viele mehr finden dort zusammen. Samstags ab 17 Uhr ist das Campus für den Publikumsverkehr geöffnet - „das läuft noch nicht so gut. Wir wollen den Mescheder Wirten aber auch keine Konkurrenz machen.“
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>>> Weitere Informationen:
- Der Bürgertreff ist eine Freiwilligeninitiative und möchte Menschen zusammenbringen.
- Neben der Ehrenamtsbörse gibt es eine zweite Säule, den „Raum der Möglichkeiten“. Das heißt, der Bürgertreff stellt Vereinen und Gruppen die Räume im Wiebelhaus, das Campus sowie den Veranstaltungsraum hinter den Kneipenräumen kostenlos zur Verfügung.
- Technik wie zum Beispiel ein Beamer ist vorhanden.