Schmallenberg. Eine kleine Sensation zum Stadtjubiläum: Archäologen des LWL haben Reste der Stadtmauer freigelegt - und einen weiteren Hinweis gefunden.

Es gab Hoffnung, aber jetzt gibt es auch Gewissheit. Die mittelalterliche Stadtmauer verläuft dort, wo sie die Archäologen vermutet haben. Bei Grabungen hinter dem Rathaus haben die Mitarbeiter des LWL Archäologie für Westfalen ihre gut sichtbaren Überreste gefunden.

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Die Wehranlage gründet in 1,60 Meter Tiefe, und man kann auch noch die oberen, früher freiliegenden Steine sehen. „Mission erfüllt“, freut sich Holger Entian vom Amt für Stadtentwicklung. Begeistert ist auch Grabungsleiter und Archäologe Wolfram Essling-Wintzer: „Befund und Mauerwerk passen zur Überlieferung. Das ist ein hervorragendes und wichtiges Ergebnis. Hier liegt der Ursprung von Schmallenbergs Siedlungsgeschichte.“

Anstoß durch den Arbeitskreis zum Jubiläum

Den konkreten Grabungspunkt hatten Aufnahmen einer Fachfirma aus Marburg aufgezeigt, nachdem der Arbeitskreis zum Stadtjubiläum den Anstoß zur Suche im Dezember vergangenen Jahres gegeben hatte. Die Marburger hatten mithilfe eines Georadars an zwei Stellen Erdverfärbungen festgestellt, die auf die Steine schließen ließen. Die zweite allerdings brachte eine kleine Enttäuschung: Dort, wo die Archäologen weitere mittelalterliche Spuren erhofft hatten, stießen sie nur auf eine Gruft aus dem Jahr um 1900. Nichts Spektakuläres: Hinter dem Rathaus lag von 1825/26 bis 1916 der alte Friedhof.

An Schmalen Haus: Archäologe Wolfram Essling-Wintzer (rechts) und Holger Entian vom Amt für Stadtentwicklung zeigen auf eine mögliche weitere Fundstelle.
An Schmalen Haus: Archäologe Wolfram Essling-Wintzer (rechts) und Holger Entian vom Amt für Stadtentwicklung zeigen auf eine mögliche weitere Fundstelle. © Ute Tolksdorf

„Ein neuzeitlicher Friedhof auf mittelalterlichem Grund ist keine gute Nachricht für Archäologen“, erläutert Essling-Wintzer, „denn dann ist alles einmal bereits umgegraben worden. Spuren, wie Tonscherben oder Münzen, die auf das Alter der Erdschichten schließen lassen, sind dann meist verschwunden.“ Tatsächlich sieht man direkt neben der Mauer nicht nur die Steine der Gruft, sondern auch eine eckige Aussparung. „Dort hat sich der Totengräber sogar tief in die alten Steine eingegraben, um einen Sarg versenken zu können“, erläutert der Archäologe.

Dokumentiert und zugeschüttet

Jetzt wird die Stadtmauer von der Archäologen beschrieben, vermessen und fotografiert, so dass der Befund für die Forschung nachvollziehbar bleibt - und dann wahrscheinlich wieder zugeschüttet. „Es ist noch zu früh, um über mögliche Präsentationen zu sprechen“, sagt Bürgermeister Bernhard Halbe. Eine Glasabdeckung kommt laut Essling-Wintzer nicht in Frage: „Die würde durch die aufsteigende Bodenfeuchtigkeit beschlagen.“ Aber andere Städte hätten den alten Mauerverlauf auch einfach durch ein Metallband sichtbar gemacht oder als Sitzbank wieder aufgemauert.

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Aber erstmal gilt es jetzt noch eine weitere mögliche Fundstätte zu untersuchen. Holger Entian zeigt auf einen historischen Stadtplan, „der - so zeigt es ja die Lage der Stadtmauer - offensichtlich historisch korrekt ist.“ Dort sieht man unterhalb von Schmalen Haus noch ein altes Steinhaus. Von dem hofft Wolfram Essling-Wintzer nun bis Samstag auch noch Überreste zu finden - diesmal vielleicht mit weiteren verwertbaren archäologischen Spuren.

Von all diesen Arbeiten können sich Besucher Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr vor Ort - hinterm Rathaus und unterhalb von Schmalen Haus überzeugen.