Schmallenberg. Gibt es noch Reste der Stadtmauer? Das wollen Archäologen bei einer Ausgrabung zum Stadtjubiläum herausfinden. Die Arbeiten haben schon begonnen.

Gibt es im Umfeld vom ‚Schmalen Haus‘ und vom Rathaus wirklich noch Reste der alten Stadtmauer? Wo verlief diese, wie sah sie aus und gibt es tatsächlich noch Reste im Boden? Diesen und weiteren Fragen versucht die Stadt mit Hilfe der Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe im Rahmen des Jubiläums auf den Grund zu gehen. Dazu wird ein offener Grabungsschnitt angelegt. Bei den Arbeiten können die Besucher live zuschauen. Holger Entian vom Amt für Stadtentwicklung erzählt im Interview etwas zu Hintergründen.

Eine Stadtmauer rund um Schmallenberg - das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Warum gab es diese Mauer?

Holger Entian: Der Grund, warum es die Stadtmauer gab, ist einfach: Sie sollte der im 13. Jahrhundert zur Stadt erhobenen Siedlung Schutz bieten. Vermutlich um 1240 herum wurde die „Smalen Burg“ in Kämpfen zerstört. 1244 kam es zu einer Vereinbarung zwischen allen involvierten Parteien – dem Bischof von Köln (Konrad von Hochstaden), der Burgmann (Ritter Johann Kolve), dem Kloster Grafschaft und den Einwohnern der Siedlung: Der Erzbischof von Köln beschloss, gemeinsam mit dem Kloster Grafschaft, die Siedlung zu befestigen. Die Kosten für die Befestigungsanlage bzw. Mauer wurden gemeinsam getragen.

Und irgendwann gab es keine Notwendigkeit mehr für eine Sicherung durch die Mauer?

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Schmallenberg seine Funktion als Grenzbefestigung. Somit wurde auch die Mauer zur Sicherung nicht mehr benötigt. Die Mauer und die Tore wurden dann nicht mehr so erneuert und in Stand gehalten, wie dies vorher notwendig war. Die Tore wurden im Laufe der Jahre abgebrochen, die Mauer ebenfalls (wohl um 1800). Dies erfolgte auch, weil die damalige Siedlung wuchs und sich weiterentwickelte.

Aber es könnte hier jetzt noch Überreste geben?

Genau. Das vermuten - beziehungsweise hoffen wir. Im Rahmen der Planungen für das Jubiläum tauchte diese Frage in der Stadtverwaltung auf. Wir kennen zwar den Verlauf der Stadtmauer, wissen aber nichts über den Aufbau, die Ausmaße, die Beschaffenheit oder das Material. Archäologen vom Landschaftsverband Westfalen Lippe vom Referat „Mittelalter“ wollen uns nun helfen, diese Frage zu beantworten. Dazu wird eine Ausgrabung im Umfeld des „Schmalen Hauses“ und des Rathauses durchgeführt. Wir sind optimistisch, dort Überreste der Mauer oder andere historische Befunde freilegen zu können.

Wie läuft diese Ausgrabung ab?

Die Arbeiten haben Donnerstag begonnen. Eine Fachfirma aus Marburg hat vorab mit Hilfe eines Georadars Aufnahmen vom Erdreich gemacht, die den Archäologen Anhaltspunkte bei ihrer Grabung liefern können. Es handelt sich um eine sog. geophysikalische Prospektion, die Strukturen und archäologische Befunde im Boden

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zerstörungsfrei lokalisieren kann. Dann wurde ein grober Grabungsschnitt festgelegt.

Wir wissen, dass die Kapelle „Auf dem Werth“ damals außerhalb des Mauerrings lag, das Schmalen Haus wurde vermutlich auf Resten der Mauer oder einem der Mauertürme gebaut. Dementsprechend erwarten wir, im näheren Umfeld Überreste der Mauer oder Burgstätte finden zu können. Dazu wird zuerst Bodenmaterial in dem Bereich abgetragen, bis die Archäologen hoffentlich auf Mauergestein stoßen. Dieses würden sie in Feinarbeit freilegen und untersuchen. Die Experten können dann anhand des Aufbaus bzw. der Anordnung und Beschaffenheit der Steine feststellen, ob es sich um solche Überreste handelt.

Und wenn sie nichts finden?

Dann wären wir natürlich enttäuscht. Aber das ist eben das Wagnis, welches man bei einer Ausgrabung eingeht. Da der Georadar aber erste Hinweise für die Archäologen liefert, sind wir sehr optimistisch. Die ersten Arbeiten verliefen gut. Wenn wir etwas finden, wäre das ein großes Ereignis für Schmallenberg. Am Jubiläum könnten die Experten den Besuchern diese Reste zeigen, Fragen beantworten und ihre Funde erläutern. Das wäre eine einmalige Gelegenheit zum Stadtjubiläum.