Meschede. Es fehlen Fahrer, es fehlen aber auch Gäste: Die Lage im Taxi-Gewerbe in Meschede spitzt sich zu. Es gibt einen Vorstoß für eine Besserung.

Taxifahrten in Meschede werden zunehmend schwierig, vor allem abends während der Woche. Die Unternehmer klagen über mangelnde Nachfrage und fehlende Fahrer. Die ersten können sich vorstellen, ihre Lizenz ganz zurückzugeben. Einer regt einen Runden Tisch bei der Kreisverwaltung an.

Es ist eines dieser typischen Beispiele: Ein Montagabend, zwischen 21.15 und 21.30 Uhr: Ein Gastronom versucht für seine Gäste ein Taxi zu bestellen. Bei zwei Anbietern klingelt das Telefon nur durch, der dritte hebt ab und sagt: „Ich habe keinen Fahrer“. Die potenziellen Kunden mussten zu Fuß nach Hause gehen. Einzelfälle sind sie nicht, wie erneute Recherchen dieser Zeitung zeigen.

Engpässe beim Schützenfest Meschede-Nord

Selbst beim Schützenfest Meschede-Nord gab es Engpässe: Bis zu zwei Stunden mussten Festbesucher warten, ehe sie in der Nacht nach Hause transportiert wurden. Probleme dieser Art laufen auch immer wieder an der Pforte des St.-Walburga-Krankenhauses in Meschede auf: Patienten werden eingeliefert und können nach einer ambulanten Behandlung nach Hause - doch nicht immer lässt sich abends und nachts zeitnah ein Taxi für die Heimfahrt organisieren.

Ein Taxameter zeigt den Fahrpreis an. Im Hochsauerland wird der Tarif ab September erhöht - doch das allein reicht nicht für Besserung.
Ein Taxameter zeigt den Fahrpreis an. Im Hochsauerland wird der Tarif ab September erhöht - doch das allein reicht nicht für Besserung. © dpa | Holger Hollemann

„Uns fehlen die Fahrer“, sagt Unternehmer Friedhelm Völmecke (66). Wenn dann noch Urlaub und Krankheit dazukämen, werde es sehr schwer. Zuletzt musste der Unternehmer sogar an drei Samstagen das Geschäft zumachen - was er offiziell gar nicht darf. „Ich hatte einfach keinen.“ Das sei in den vergangenen 45 Jahren noch nicht vorgekommen. Aktuell beschäftigt Völlmecke drei festangestellte Fahrer und eine Teilzeitkraft. Außerdem fahren seine Frau und er.

Für den Mindestlohn von 9,20 Euro sei es unmöglich geworden jemanden zu finden, der sich die Nacht um die Ohren schlägt. „Und bei zwölf Euro zahle ich drauf“, so Völmecke. Die Beschwerden der Fahrgäste sind ihm bekannt. „Aber was soll ich machen, wenn ich keine Leute habe?“, fragt er und nennt ein Beispiel aus der Gastronomie: „Ohne Koch gibt es auch kein Essen.“

Morgen zur Dialyse

Morgens ab 4 Uhr starten die ersten Fahrten zur Dialyse. Die Krankenkassen zahlen diese Fahrten. Allerdings nicht den regulären Fahrtpreis, die eine Privatperson zahlen müsste. Den Vorwurf, dass die Unternehmen dieses Geschäft mitnehmen, aber die Beförderungspflicht in den Abend- und Nachtstunden vernachlässigen, weist Völmecke zurück. „Die Dialysefahrten brauchen wir, um Fuhrpark und Personal überhaupt zu halten. Das ist unsere Basis.“

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Das Taxisterben sei überall auf dem Land so. Und das werde sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Völmecke: „Ich höre in spätestens drei Jahren auf. Einen Nachfolger habe ich nicht.“ Sein Kollege Dieter Spancken wollte eigentlich bereits aufhören, hat die Konzession aber im Februar noch einmal für fünf Jahre verlängert - mangels Nachfolger. Zwei Interessenten waren wieder abgesprungen.

An den Freitagen und Samstagen hat er mehrere Wagen im Einsatz, schon ab den Sonntagen schwächelt das Geschäft nach seiner Erfahrung neuerdings massiv. Und unter der Woche sei es immer schwieriger geworden überhaupt einen Fahrer zu finden - und die Bereitstellung schon eines Taxi rechne sich betriebswirtschaftlich nicht mehr.

Befreiung von der Betriebspflicht

Spancken hofft auf eine Befreiung von der Betriebspflicht, spätestens zum 1. September, wenn zwar die Tarife angehoben werden, aber alle Taxameter neu geeicht werden müssen. Ansonsten kann er sich vorstellen, seine Konzession aufzugeben und - wie viele seine Kollegen anderswo - auf Mietwagen umzustellen. Das bedeutet dann: Er darf nicht mehr auf Taxiplätzen warten und nur noch auf Anforderungen fahren. Zugleich muss er seine Dienste dann aber nicht mehr 24 Stunden anbieten.

Der langjährige Mescheder Unternehmer bedauert, dass keine Absprache mehr zwischen den drei Anbietern im heimischen Raum gelingt. Er regt an, der Hochsauerlandkreis als Aufsichtsbehörde möge zu einem Runden Tisch einladen. Eine Anregung, die auf offene Ohren stößt: „Wenn die Unternehmer auf uns zu kommen: Warum nicht?“, sagt Pressesprecher Martin Reuther.

Steuerliche Zuschüsse?

Spancken stellt zugleich die Frage nach steuerlichen Zuschüsse in den Raum, damit auf dem Lande alltags künftig überhaupt noch Taxis fahren. Auch einen Stück Unternehmergeist vermisst Spancken und wundert sich, dass niemand einen solchen Betrieb übernehmen möchte. Seine Botschaft an die Fahrgäste, die er nicht bedienen kann: „Es tut mir wirklich leid.“ Auch Völlmecke äußert sich auf diese Weise.

Der dritte Betreiber, Hoffmann und Hegener, reagierte dieses Mal nicht auf eine Nachfrage dieser Zeitung. Zuletzt hatte Maik Hoffmann betont, dass sein Unternehmen sieben Tage die Woche 24 Stunden bereit sei. Allerdings: Es betreibt alltags maximal zwei Fahrzeuge für ein Gebiet von Arnsberg über Meschede und Bestwig bis nach Brilon. Oftmals ist er noch der einzige erreichbare Taxi-Unternehmer - lange Wartezeiten und spürbare Engpässe sind programmiert.

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Taxiunternehmer haben eine Betriebspflicht. Sie gelten als Teil des Öffentlichen Nahverkehrs und müssen laut Gesetz an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden lang ihre Dienste anbieten. Verstöße dagegen können unter anderem mit Bußgeldern geahndet werden.

Bei der Kreisverwaltung als Aufsichtsbehörde liegen allerdings keine Beschwerden vor - nicht beförderte Passagiere melden sich in der Regel nicht. Ansprechpartner wäre das Straßenverkehrsamt, 0291 / 944234. Gemeldete Verstöße werden wie eine Anzeige mit Namen und Daten aufgenommen.

Offiziell sind 18 Fahrzeuge für das Stadtgebiet Meschede gemeldet. Alle Konzessionen sind vergeben.