Meschede/Eversberg. Frank Kutsche hat die Metzgerei seines Vaters vergrößert und das Catering ausgeweitet. Dahinter stecken auch gesellschaftliche Entwicklungen.

Das klassische Handwerk eines Metzgers kann sich jeder vorstellen, doch was Frank Kutsche mittlerweile zu seinem Geschäft gemacht hat, ist weitaus mehr. Wer ahnt schon, dass er sogar die Verpflegung für die IG-Metall Mitarbeiter übernimmt, die zur Demo nach Berlin fahren?

War für Sie immer klar, dass Sie das elterliche Geschäft übernehmen?

Frank Kutsche: Nein, mein Vater hat mir damals sogar abgeraten. Als er 2005 aus dem Geschäft ausschied, habe ich mir dann kurz vor Schluss überlegt, es doch zu machen. Damals war ich 24. Jetzt besteht der Betrieb in vierter Generation. Und ich mache den Job mit Leib und Seele. Meine Eltern fassen zwar noch mit an, wenn es eng wird, sind aber ansonsten raus aus der Verantwortung. Dabei hat mir mein Vater immer freie Hand gelassen.

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Aber Sie arbeiten anders als Ihr Vater?

Das Geschäftsleben dreht sich immer schneller, eigentlich bin ich mehr „Mädchen für alles“ als Fleischer und letztlich im Betrieb immer da, wo es brennt. Ich habe relativ bald festgestellt, dass wir wachsen müssen, um am Markt zu bestehen und 2009 die Mescheder Filiale eröffnet. Auch das Ess- und Kochverhalten hat sich geändert. Darauf haben wir mit dem Mittagstisch reagiert. Die Erbsensuppe beispielsweise, die die Hausfrau früher noch selbst kochte, produzieren wir heute mit dem gleichen Aufwand „wie bei Muttern“, aber in viel größeren Portionen und damit wirtschaftlicher. Gekauft wird sie von Familien, in denen oft beide Eheleute arbeiten, die aber trotzdem Wert auf Qualität legen.

Redakteurin Ute Tolksdorf trifft sich mit Fleischer Frank Kutsche zum Seegespräch. 
Redakteurin Ute Tolksdorf trifft sich mit Fleischer Frank Kutsche zum Seegespräch.  © Ute Tolksdorf | Ute Tolksdorf

Sie haben jetzt drei Geschäftsstellen und das Catering-Geschäft ausgebaut?

Ja, ich kann heute auch kurzfristig große Veranstaltungen vom Menü bis zum Kerzenleuchter stemmen. Mittlerweile habe ich die Mitarbeiterzahl verzehnfacht. Wir liefern das Essen für große Firmenveranstaltungen mit bis zu 1500 Gästen, aber auch die Lunch-Pakete für Firmenevents oder Stammtischtouren gehören zu unserem täglichen Geschäft. Wenn das DRK im HSK unsere kurzfristige Hilfe bei Einsätzen benötigt, sind wir 24 Stunden per Notfalltelefon erreichbar. Dann sind mein Team und ich auch nachts für unsere Kunden im Dienst. Aber ich will wirklich nicht klagen, auf der anderen Seite habe ich als Selbstständiger auch schon mal Zeit, an einem schönen Sommertag nachmittags mit den Kindern ins Freibad zu gehen.

Über zu viele Klagen ärgern Sie sich?

Ja, vor allem, wenn das Mescheder Geschäftsleben schlecht gemacht wird. Ich finde, Meschede ist auf dem richtigen Weg. Die Stadt hat eine starke Entwicklung gemacht. Nehmen Sie die Wiedereröffnung des Henne-Ruhr-Marktes, den Henne-Boulevard, die Henne-Öffnung und jetzt die Sanierung der Ruhrstraße. Wir haben auch erfolgreiche Einzelhändler, dazu immer mehr Urlaubsgäste, die die Einkaufsstadt zu schätzen wissen. Die Mescheder schauen oft neidisch auf Neheim. Aber auch das hat sich entwickelt. Die Apothekerstraße war - als ich vor 20 Jahren dort gearbeitet habe - in einem schlechten Zustand. Und dann fängt einer an, was zu verbessern. Das zieht andere nach.

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Was verbinden Sie mit dem See?

Auch der hat eine tolle Entwicklung gemacht - mit Himmelstreppe, den Live-am-See-Konzerten, mit dem Welcome-Hotel, Chillin’ und H1. Ich finde es immer schön am Wasser. Als Kind bin ich mit dem Rad hergefahren und jetzt will meine Tochter Stand-up-Paddeling ausprobieren. Da muss ich dann wohl ran.

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Haben Sie eigentlich ein Lieblingsessen?

Nein, ich mag alles, von süß bis herzhaft. Und ich esse auch einfach gern. (lacht) Ein gemütliches Essen in einem der lokalen Restaurants mit einem guten Glas Wein dazu - das bedeutet für mich Lebensqualität. Ich finde es schade, dass man sich in Deutschland so wenig Zeit fürs Essen nimmt. Überall sind auch die Lebensmittel teurer. Köche verdienen meiner Meinung nach für die Leistung und die ungünstigen Arbeitsbedingungen zu wenig. Aber in Deutschland kaufen sich die Menschen einen Weber-Grill für 2000 Euro und diskutieren dann über den Preis der Wurst.

HINTERGRUND

Frank Kutsche ist 40 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder (anderthalb und sieben Jahre). Die Hobbys des Eversbergers sind Fahrradfahren, Fußball spielen, Skifahren und Golf spielen.

Kutsche ist Inhaber und Geschäftsführer der Fleischerei Kutsche. Diese hat ihren Stammsitz in Eversberg, die Filialen liegen in der Mescheder Ruhrstraße und in Bremke.

Nach einer Ausbildung zum Metzger hat er in vielen Betrieben hospitiert, auch in einem Feinkostgeschäft in Frankreich. Er bietet neben der Fleischerei mit Mittagstisch auch Catering an.