Ramsbeck. Manfred Schreck ist Grubenführer und technischer Leiter im Schaubergwerk Ramsbeck. Er ist der Letzte, der das Grubenhandwerk noch gelernt hat.
Manfred Schreck ist der letzte Grubenführer im Schaubergwerk Ramsbeck, der noch selbst unter Tage gearbeitet hat. Allerdings nicht in Ramsbeck, sondern in der Lennestädter Grube Meggen. „Ramsbeck hat mir damals vor der Nase zugemacht“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Heute arbeitet er trotzdem wieder in der Heimatstadt, als Grubenführer und technischer Leiter des Museums.
Bis 1998 hat er für das Bergwerk in Meggen gearbeitet, dann hat man auch das stillgelegt. Seine Arbeit für die Sachtleben Bergbau AG hat ihn in die unterschiedlichsten Minen geführt. „Ich war zum Beispiel in Bergwerken für Kohle, Salz oder Gold“, erzählt Schreck. Er habe bei Tunnelbau und -sanierungen geholfen. „Eigentlich habe ich alles gemacht, was mit Bergbau zu tun hatte.“ Und das nicht nur in Meggen, sondern im In- und Ausland. „Ich habe in einem Goldbergwerk in Australien gearbeitet und in einer Zink-Erzgrube in Tunesien. Die haben wir von Null an aufgebaut“, erinnert er sich.
Ramsbeck suchte Nachfolger
Als die Produktion in der Grube Meggen eingestellt wurde, kam die Frage des Ramsbecker Museums nach neuen Mitarbeitern gerade rechtzeitig. „Ihre damaligen Grubenführer gingen in Rente und das Museum suchte Nachfolger“, sagt Schreck. Meggen sei eines der Bergwerke gewesen, in denen man nachgefragt habe. „Auch mich.“
Er weiß: Museumsführer zu sein ist nicht jedermanns Sache. „Manche Kollegen haben es versucht, konnten es aber nicht.“ Vor Leuten zu reden, das müsse man sich erstmal trauen. „Es gibt nichts Schlimmeres, als vor einer Gruppe zu stehen und keine Antwort zu wissen.“
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Von den Grubenführern, die derzeit im Museum arbeiten, ist der 60-Jährige der letzte, der das Bergbauhandwerk noch gelernt hat. „Aber das macht nichts“, sagt Schreck. „Wir profitieren von der Vielfalt.“ Die Jüngeren führen mit den Älteren mit, lernen so, was sie später für ihre eigenen Fahrten brauchen. Aber auch wenn das grobe Gerüst bei jeder Grubenfahrt dasselbe ist, Überraschungen erwarten die Besucher trotzdem. „Wir haben hier Leute, die kennen sich besser mit den Erzen aus oder dem Abbau. Ich erzähle am liebsten mehr von der technischen Seite des Bergbaus“, sagt Schreck.
Jeder Grubenführer lässt seine persönlichen Interessen und Kenntnisse einfließen. „Auch bei mir sind nicht drei Fahrten am Tag gleich.“ Seine Empfehlung für Besucher: Öfter kommen und mit unterschiedlichen Führern fahren.
Jeder Tag ist anders
Gibt es Zeiten, an dem seine Arbeit wenig Spaß macht? „Man arbeitet mit vielen unterschiedlichen Leuten“, erzählt er. „Am schlimmsten sind die, die nicht hier sein wollen.“ Manche Kinder bei einem Klassenausflug zum Beispiel. „Aber manchmal wird man doch überrascht.“ Er hätte schon ebenso oft erlebt, dass eine wilde Horde unter Tage plötzlich handzahm geworden ist.
Es sei aber auch die Herausforderung, die ihm Spaß mache. „Ich muss Bergbau sowohl Kindergartenkindern als auch Rentnern erklären können“, sagt er. „Das ist nicht einfach.“ Und die Touren in den Berg hinein sind nicht die einzige Arbeit, die für ihn am Tag anfällt. „Ich kümmere mich als technischer Leiter auch darum, dass die Führungen überhaupt stattfinden können.“ Im Schaubergwerk Ramsbeck müsse jeder mit anpacken und auch mal eine Schaufel in die Hand nehmen.
Warum Schreck die Arbeit noch immer macht? „Weil es mir gefällt. Ich mag das Team und die Arbeit mit so vielen verschiedenen Leuten. Wenn es mir nicht mehr gefallen würde, würde ich es nicht mehr machen“, sagt er pragmatisch. Immerhin: Demnächst ist es auch für ihn an der Zeit, aufzuhören. Für immer? „Das weiß ich noch nicht“, sagt er schmunzelnd. Er kann sich gut vorstellen, wie die anderen Ehemaligen weiterhin als Aushilfskraft einzuspringen. „Man kann einfach nicht loslassen. Es ist schön, gebraucht zu werden.“
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Ein Bergwerk im Wandel der Zeit
Eine moderne Idee war die Einrichtung des Schaubergwerkes Ramsbeck, als das Ende der Erzförderung nahte. Museumsleiterin Friederica Ihling erzählt vom Anfang des Besucherbergwerkes: „1974 wurde der Grubenbetrieb geschlossen.“ Für die Wirtschaft in Ramsbeck ein harter Treffer. „Es gab ja erstmal nichts anderes als Bergbau hier.“
Deshalb habe man sich damals die Frage gestellt: Was soll man machen? Durchgesetzt hat sich eine für die Zeit moderne Idee, aus dem Bergwerk ein befahrbares Schaubergwerk zu machen. Eine Idee, die sich in den vergangenen 45 Jahren bewährt hat. Ende 2018 knackte das Museum die 3,5 Mio. Besucher-Marke. „Das Schöne an unserem Standort ist, dass man noch so viel Ursprüngliches vom Bergbau entdecken kann“, schwärmt Ihling.
50.000 Besucher im Jahr
Natürlich sei die ein oder andere Maschine inzwischen verschwunden oder überarbeitet worden, doch im Großen und Ganzen könnten Besucher eine Reise zurück in die Zeit machen, als im Bergwerk noch Zink- und Bleierze abgebaut wurden. „Kluft, Kittel und Helm an, in die kleine Bahn quetschen und dann rattert man ins Dunkel“, so Ihling. „Das ist das Bergwerk-Gefühl gleich da.“
Rund 50.000 Besucher sind es laut Ihling, die jedes Jahr einen Ritt mit der Grubenbahn antreten. Vorrangig Touristen: Paare, Familien, Schulklassen oder Reisegruppen. Für die hohe Zahl an niederländischen Gästen hat das Besucherbergwerk Ramsbeck mittlerweile einen niederländischen Audio-Guide.
Menschen aus der Region schauen eher selten im Museum vorbei. „Leider“, wie Ihling gesteht und sagt mit einem Augenzwinkern: „Dabei sind wir wetterunabhängig und haben auch in Hitzephasen konstante 10 Grad unter Tage.“ Wer sich also abkühlen möchte, sollte sich einen Pullover mitnehmen und statt im überfüllten Freibad lieber ein paar Stunden in der Grubenbahn verbringen.
Angebot für Wanderslustige
Wen die Lust zum Wandern überkommt: Direkt am Museum startet ein elf Kilometer langer Bergwerk-Wanderweg rund um Ramsbeck herum. Der Förderverein Sauerländer Besucherbergwerk hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bergwerkspuren im Dorf wieder sichtbar zu machen. „Die pflegen das wirklich engagiert und haben mehr als 40 Infotafeln aufgestellt“, sagt Ihling begeistert. „Museum über Tage, Schaubergwerk unter Tage und den Wanderweg: Ich denke, das ergänzt sich wunderbar.“