Meschede. Überforderte Mediziner, eine zu kleine Stroke Unit - Leser machen ihrem Unmut über die Schlaganfall-Versorgung Luft. Das Klinikum widerspricht.

Werden Patienten nach Schlaganfällen im Hochsauerlandkreis nicht ausreichend versorgt? Solche Vorwürfe äußerten Leserinnen und Leser nach einem Text unserer Zeitung zum Thema. Der Artikel beschönige die Situation, hieß es bei Facebook. In dem Interview hatte Dr. Christoph Spitzer (Facharzt für Neurologie und Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologieam Klinikum Hochsauerland) erläutert, dass allein die Stroke Unit des Klinikums Hochsauerland pro Tag zwei bis drei Schlaganfälle behandelt werden. Er wies auf Warnsignale und mögliche Folgen hin und riet im konkreten Fall, möglichst schnell den Rettungsdienst zu rufen.

Kritik der Leser

Leser kritisierten viele Schlaganfälle würden überhaupt nicht erkannt, „auch nicht von Ärzten, im Krankenhaus und schon gar nicht im Altenheim“. Das sei auch nicht so einfach, denn beispielsweise ein Migräneanfall habe sehr ähnliche Symptome. Obwohl allen klar sei, dass bei der Behandlung keine Zeit zu verlieren sei, passiere das in der Praxis. So schrieb ein Leser: „Ich habe genug Fälle erlebt, bei denen die Behandlung nur auf massiven Druck der Angehörigen begonnen wurde.“

Dr. Armin Buss (Chefarzt der Klinik für Neurologie) Foto: Klinikum Hochsauerland
Dr. Armin Buss (Chefarzt der Klinik für Neurologie) Foto: Klinikum Hochsauerland © Unbekannt | studiorama photography | fotostudio arnsberg

Außerdem sei die Stroke Unit in Neheim - sie ist die einzige im gesamten HSK - viel zu klein und der Weg meist zu lang. „In der Praxis landet ein Patient mit Verdacht auf Schlaganfall erst einmal im nächsten Krankenhaus.“ Von da aus sei die Datenweitergabe zwischen Notaufnahme, Station und bei einer Verlegung auch wieder ein Problem. „Wenn in einem Notfall kein Angehöriger dabei ist, der sich kümmert und die Situation kennt, ist man verloren.“

Das sagt das Klinikum Hochsauerland

Dr. Armin Buss, Chefarzt der Klinik für Neurologie, nahm auf Nachfrage umgehend Stellung zu diesen Vorwürfen. „Der Hochsauerlandkreis hat eine große Ausdehnung, so dass die Anfahrtswege für Schlaganfallpatienten in der Tat teilweise lang sind.“ Wie viele Patienten mit Schlaganfall in den umliegenden Krankenhäusern der Region ohne Stroke Unit behandelt würden, sei ihm nicht bekannt. Die Stroke Unit am Klinikum Hochsauerland sei aktuell „nahezu immer“ groß für genug teilweise werde auch noch die Intensivstation mitgenutzt.

Er rät: „m Fall eines Schlaganfalls sollte ein Krankenhaus mit einer Stroke Unit aufgesucht werden. Am besten mit dem Rettungsdienst, da uns dieser vorab informiert und wir schon bereit stehen, wenn der Patient kommt. Das bietet Zeitgewinn.“


Dr. Buss widerspricht dem Vorwurf, dass es bei der Datenweitergabe regelmäßig hake. „Patienten werden primär über die Notaufnahme auf die Schlaganfallstation aufgenommen. Hierbei ist das Team der Stroke Unit bereits involviert, so dass kein Zeitverlust entsteht. Andere Kliniken geben uns telefonisch Bescheid, wenn Patienten geschickt werden.“

Auch bricht er eine Lanze für die Kollegen in der Notaufnahme. Keinesfalls würden Schlaganfälle dort regelhaft zu spät oder gar nicht erkannt, wie Leser geschrieben hatten: „Der Rettungsdienst im HSK funktioniert gut und die Teams in der Notaufnahme sind erfahren.“