Ostwig. Junge Leute will der Heimat- und Förderverein in Ostwig mit einer ungewöhnlichen Nutzungsidee für ein altes Bauernhaus im Ort ansprechen.
1800 Stunden lang haben die freiwilligen Helfer des Heimat- und Fördervereins Ostwig geschuftet. In dieser Zeit haben sie den ehemaligen Gasthof Zur Post, einen Schandfleck im Ort, nach und nach von Hand geschossweise abgetragen. Jetzt ist der Blick frei auf das dahinter liegende Bauernhaus aus dem Jahr 1798. Und dafür hat der Verein jetzt neue Pläne.
Bauernhaus freigestellt
Bei dem ganzen Abbau des Gasthofes stand immer dieses namenlose ehemalige Bauernhaus im Blickpunkt. Beide waren in der Vergangenheit baulich miteinander verbunden gewesen. Jetzt ist das Bauernhaus freigestellt. Eigentümer ist der Verein geworden. Ein Nutzungskonzept für das Bauernhaus war nicht gleich entwickelt worden: Zunächst sollte der Rückbau des Gasthofes durchgezogen werden. Jetzt macht der Verein um seinen Vorsitzenden Klaus Schmücker den nächsten Schritt.
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Dabei verabschiedet sich der Verein von der ursprünglichen Idee eines Dorfgemeinschaftshauses. 250 Quadratmeter auf zwei Etagen hätten dafür zur Verfügung gestanden. „Es gibt viele Ideen, die hören sich auch gut an. Aber wenn wir sie genauer prüfen, dann kommen doch Zweifel“, sagt Schmücker. Etwa ein Kochkurs darin: Der würde sicher gut besucht - „aber irgendwann steht das Haus leer“. Und das angesichts von Baukosten in Höhe von 800.000 Euro, die für eine denkmalgerechte Sanierung investiert werden müssen. Hinzu kommt, dass in Ostwig ohnehin jeder Verein schon seine eigenen Räume hat.
Haus soll sich selbst finanziell tragen
Der Verein bleibt bei seinem ursprünglichen Ziel, dass sich das Haus selbst tragen soll. Die laufenden Kosten soll das Haus selbst erwirtschaften.
Deshalb geht der Heimatverein nun einen ungewöhnlichen Weg: In dem Bauernhaus sollen Eigentumswohnungen entstehen und verkauft werden. Insgesamt acht Appartements sind geplant: Für 75.000 bis 80.000 Euro jeweils. Es sollen gezielt kleine Appartements werden, die sich mit Mieten von unter 300 Euro an junge Leute richten sollen. „Je kleiner, umso größer die Rendite“, weiß Schmücker vom Immobilienmarkt – genau diese kleinen Wohnungen würden fehlen.
Belebung des Ortes
So könnte einerseits für Ostwiger Investoren eine Wertanlage vor Ort entstehen. Andererseits soll der ganze Ort eine Belebung dadurch erfahren, wenn junge Menschen herziehen. Klaus Schmücker verspricht schmunzelnd schon einmal: „Wir legen jedem Neuen einen Gutschein von unserer Ehrenamtskneipe Kumm rin aufs Kopfkissen.“
Platz fürs Dorfarchiv
Die Details der Planung sollen jetzt von einem Architekten erarbeitet werden. Vollständig aufgegeben wird die Idee eines Gemeinschaftshauses aber auch nicht. Drei Viertel der Fläche sollen vermietet werden, ein Viertel will der Heimat- und Förderverein für Dorfzwecke behalten.
Überschüsse aus „Kumm rin“ verwendet
Die freie Fläche, auf der der Gasthof Zur Post stand, soll als Dorfplatz erhalten bleiben.
25.000 Euro hat der Heimat- und Förderverein für den Rückbau des Gasthofes zusätzlich zur Eigenleistung aufbringen müssen: Der Verein verwendet dafür Überschüsse aus drei Jahren, die seine Ehrenamtskneipe „Kumm rin“ eingebracht hatten, außerdem Rücklagen.
64 Helfer hatten sich an dem Rückbau mit Eigenleistung eingebracht.
Die Idee, Appartements in dem Bauernhaus einzurichten, wurde bei einer Versammlung des Vereins einstimmig gebilligt.
Auf der Hälfte der unteren Etage sollen Räume für ein Dorf-Archiv (wo dann alle Schriften und Fotos der Vereine digitalisiert und online dann zur Verfügung gestellt werden) und einen Proberaum für Musik entstehen. Der Anteil für den Hausumbau würde sich dann für den Verein auf rund 100.000 Euro reduzieren, für den wiederum Fördergelder erwartet werden: Mit dann noch 30.000 Euro, die tatsächlich aufgebracht werden müssten, wird dieses Projekt realisierbar.