Ostwig. . Alles in Eigenleistung: In Ostwig wird der ehemalige Gasthof Zur Post in Handarbeit abgebaut. Nach und nach wird ein neues Schmuckstück sichtbar.
Wer aufmerksam hinschaut, der sieht bereits vom Kirchplatz aus den Steinberg oberhalb von Ostwig. Es entsteht ein neuer schöner Blickwinkel – weil nach und nach der leer stehende und vergammelnde Gasthof Zur Post verschwindet. Helfer des Heimat- und Fördervereins reißen den quadratischen Klotz gerade bis zu den Grundmauern ab, alles von Hand.
Ein Schatz wird gehoben
Ende Oktober soll das Gebäude ganz beseitigt sein. Dann wird auch das dahinter liegende, längliche Haus wieder frei stehen. Denn auf das richtet der Verein sein Augenmerk. Das ehemalige Bauernhaus aus dem Jahr 1798 ist bislang mit dem Gasthofgebäude aus dem 19. Jahrhundert davor verbunden – und verschwindet bislang dahinter.
Es ist der eigentliche geschichtliche Schatz an dieser Stelle, der gehoben werden soll. Jetzt werden die Verbindungen beider Gebäude gekappt. Das Dach des Gasthofes ist an zwei Tagen abgebaut worden, über den Dachboden waren beide Häuser verbunden. Das Dach des Bauernhauses wurde in diesem Zuge wieder dicht gemacht.
Abbau ganz in Handarbeit
Scheibchenweise verschwindet der Gasthof mit seinen 300 Quadratmetern an Nutzfläche.
Das muss eben von Hand passieren, sonst würde das Projekt finanziell jeden Rahmen für den Verein sprengen: Insgesamt wird mit Deponiekosten von etwa 25 000 Euro gerechnet, ein Abriss durch eine Fachfirma hätte rund 70 000 Euro gekostet.
Und Helfer kann der Heimat- und Förderverein um seinen Vorsitzenden Klaus Schmücker immer mobilisieren. Und wer nicht mit anfasst, der hilft im Ort eben anders: Beim Dachabbau stellte sich Schmücker kurzerhand mit einem Stehtisch an die Straße unten – am Ende des Tages waren 500 Euro von vorbeifahrenden Autofahrern zur Unterstützung im aufgestellten Sparschwein gespendet worden.
Viele Bausünden
Auf die Helfer wartet im Gasthaus reichlich Arbeit. Jetzt läuft der Abbau im ersten Stock. Hier sind Eichenbalken noch mit Stroh umwickelt und mit Lehm verstärkt, die klassische Fachwerkbauweise. Alles sehr solide.
Aber: Im Laufe der Zeit ist immer wieder etwas zugebaut, aber nie etwas beseitigt worden. So kommen hinter der einen Wand, die gerade abgerissen wird, plötzlich neue Holzpaneele, Gips oder Vertäfelungen zutage. „Hier sind viele Bausünden begangen worden. Hinter den Wänden gammelte es schon“, sagt Karl-Josef Borggrebe, einer der Helfer.
Freifläche wird dann gestaltet
Nach dem Abbau wird hier eine neue Freifläche sein, eine schöne Ergänzung zum Marktplatz und der Ehrenamtskneipe „Kumm rin“ daneben, die der Heimat- und Förderverein ebenfalls in Eigenregie wieder zu einem Vorzeigeobjekt gemacht hat.
„Wir können nicht so einen wunderschönen Marktplatz schaffen und dann so eine Bude vergammeln lassen“, sagt Klaus Schmücker. Seit zehn Jahren stehen der Gasthof und das dahinter liegende Wohnhaus leer. Wie der Platz optisch gestaltet werden soll, ist noch offen. Ein Planer soll 2019 dazu seinen Rat abgeben, wünscht sich Schmücker. Er kann sich auch gut eine stattliche Linde als Mittelpunkt vorstellen. Aber: „Das ist wie ein lebendiger Organismus. Das ändert sich ständig.“
2019 wird dann auch überlegt, wie das historische Gebäude mit Leben genutzt werden könnte. Ziel ist, das Haus müsse sich selbst tragen, betont Klaus Schmücker. Wie, das ist noch offen. Ohne Fördergelder wird es nicht gehen. Ein Wunsch ist es, darin ein digitales Dorfarchiv einzurichten – bislang hat jeder Verein sein eigenes, „aber seit den 90er Jahren schlummert doch alles digital auf irgendwelchen Festplatten“. Hier könnte das gebündelt werden, das Archiv mit seinen Fotos könnte dann auch jederzeit von zuhause aus besucht werden.
Bislang ohne Musikkapelle
Denkbar auch: Ein Unterrichtsraum für Musik. Ostwig hat bislang keine Musikkapelle. Schließlich ist es ein Zeitaufwand für Eltern, Kinder zu den Musikschulen nach Meschede, Olsberg oder Brilon zu fahren. Ein örtliches Angebot würde vielleicht eher genutzt. Man merkt es schließlich im „Kumm rin“: Da bietet seit zwei Jahren eine private Musikschule einmal wöchentlich Unterricht auf Blasinstrumenten an. Inzwischen gibt es daraus einen festen Kreis an Kindern, die für den Heimatverein beispielsweise die Adventsfeier der Senioren mitgestalten: „Das ist eine Bereicherung für den Ort“, sagt Schmücker.
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