Bestwig. . Wie geht es angesichts der erschreckenden Anmeldezahlen mit der Sekundarschule in Bestwig weiter? Das wollten wir vom Bürgermeister wissen.

Nur 28 Kinder sind für das kommende Schuljahr an der Sekundarschule in Bestwig angemeldet. Zu wenig für einen langfristigen Fortbestand des Teilstandortes. Das hat die Bezirksregierung jetzt deutlich gemacht. Sie duldet die Einzügigkeit nur für ein Jahr, dann muss eine andere Lösung her. Wir haben mit Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus gesprochen.

Machen Sie sich Sorgen? Muss damit gerechnet werden, dass der Bestwiger Teilstandort der Sekundarschule im kommenden Jahr geschlossen wird?

Ralf Péus Nein. Geschlossen wird unser Bestwiger Teilstandort in keinem Fall. Aktuell geht es um die Frage, ob im Schuljahr 2020/21 eine neue Eingangsklasse gebildet wird. Die Eltern der Kinder, die zurzeit den Teilstandort im Franz-Hoffmeister-Schulzentrum besuchen, können sich sicher sein, dass diese Schülerinnen und Schüler hier auch ihren Abschluss machen können.

In der Vergangenheit wechselten 40 Prozent der Bestwiger Grundschulkinder zur Sekundarschule. Im Schuljahr 2019/20 nur 29 Prozent. Liegen die Gründe in der mangelnden Akzeptanz der Schule?

So einfach scheint die Sache nicht zu sein. In den vergangenen Jahren hat der Teilstandort eigentlich immer problemlos die Zweizügigkeit geschafft - zum Teil mit bis zu 50 Anmeldungen. Ein Faktor könnte sein, dass ganze Gruppen von Viertklässlern an eine bestimmte Schule wechseln, um dort schon einen festen Freundes- und Bekanntenkreis vorzufinden. Letztlich zählt bei der Auswahl der weiterführenden Schule immer der Elternwille - für uns als Schulträger lässt sich das kaum kalkulieren.

Wohin wechseln die übrigen 71 Prozent?

Von den Schülerinnen und Schülern, die nicht unseren Teilstandort besuchen, wechseln in etwa 60 Prozent zu einer Realschule und etwa 40 Prozent zu einem Gymnasium.

Welche Lösungen könnte es für einen langfristigen Erhalt des Teilstandortes geben?

Die Bezirksregierung in Arnsberg empfiehlt eine so genannte „horizontale Trennung“. Das bedeutet, dass jeweils komplette Jahrgangsstufen an einem Standort unterrichtet würden - einige Jahrgänge in Bestwig, die anderen eben in Olsberg. Der Vorteil liegt darin, dass auf diese Weise eine Dreizügigkeit pro Jahrgang ausreichen würde; momentan sind fünf Züge notwendig. Letztlich gilt es, Lösungen mit unserem Partner, der Stadt Olsberg, zu diskutieren.

Ist es eine Option, das System Haupt- und Realschule wieder einzuführen?

Für Schulen in staatlicher Trägerschaft ist das nicht denkbar. Die demographische Entwicklung mit einem Rückgang der Schülerzahlen hat ja eben dafür gesorgt, dass wir an Stelle von Haupt- und Realschule - für die ja insgesamt vier Züge nötig waren - den Teilstandort der Sekundarschule mit zwei Zügen eingerichtet haben. Gerade im ländlichen Raum geht es darum, Antworten auf die Herausforderung zu finden, wie für tendenziell sinkende Schülerzahlen trotzdem ortsnah zeitgemäße pädagogische Angebote geschaffen werden können.

War die Einführung der Sekundarschule angesichts der nun vorliegenden Zahlen im Nachhinein betrachtet ein Fehler?

Nein. Insbesondere die Sekundarschule bietet Antworten auf die Herausforderung, die ich eben beschrieben habe. Zudem hatten wir zuvor eine Elternumfrage durchgeführt, in der die Sekundarschule auf breite Akzeptanz gestoßen ist. Und auch die Anmeldezahlen der vergangenen Jahre haben uns ja recht gegeben.

Die Bezirksregierung hat angekündigt, die Einzügigkeit in Bestwig nur für ein Jahr zu genehmigen und überlässt es der Gemeinde Bestwig und der Stadt Olsberg, wie es perspektivisch weitergehen soll. Was sagen Sie dazu?

Es ist richtig, dass wir die Möglichkeit haben, hier vor Ort Lösungen zu finden - schließlich geht es ja um die jungen Menschen, die hier zur Schule gehen werden. Der Hauptstandort unserer gemeinsamen Schule ist Olsberg - wir warten ab, wie man sich dort zur horizontalen Trennung positionieren wird, die von der Bezirksregierung vorgeschlagen worden ist.

Investitionen in Höhe von zwei Millionen Euro

Bis 2021 will die Gemeinde Bestwig rund zwei Millionen Euro in das Franz-Hoffmeister-Schulzentrum investieren. Die Leitung der Sekundarschule Olsberg-Bestwig und das Team der Gemeindeverwaltung haben ein Raumkonzept entwickelt, das aktuell umgesetzt wird.

Begleitet wird die Umsetzung des Raumkonzepts von einer massiven baulichen Sanierung des Gebäudes.

Probleme gibt es auch am Hauptstandort Olsberg: Erforderlich sind dort 60 Anmeldungen. Aktuell liegen für das kommende Schuljahr jedoch nur 46 vor. Damit verliert die Schule ihre Dreizügigkeit.