Meschede. Die neuen Pesa-Züge sorgen in Meschede weiter für Ärger – diesmal nicht nur bei Fahrgästen. Die Bahn sucht mit dem Hersteller nach Lösungen.
Der Ärger mit den neuen Pesa-Zügen hält an: Sie sind zu laut - lauter als ihre Vorgängermodelle, die sie auf der Oberen Ruhrtalbahn ersetzen. Anwohner im Mescheder Norden bekommen als Nachbarn diesen Lärm ständig ab, wenn die Züge des polnischen Herstellers Pesa in den Bahnhof einfahren und dort abbremsen. Das Problem ist bei der Deutschen Bahn bekannt.
Ein Dauerproblem
„Ein schreckliches Geräusch. Wir nehmen das alle wahr“, sagt zum Beispiel Bodo Kirtz, der an der Straße An Klocken Kapelle wohnt. Er spricht von einem „Heulen“, dass beim Bremsen entstehe: „Sehr unangenehm“ sei das Geräusch - lasse man nachts das Fenster offen, werde man morgens um 5 Uhr vom ersten Zug, der bremst, geweckt. Kirtz hatte anfangs noch gehofft, dass es sich um eine Kinderkrankheit der neuen Technik gehandelt habe und die Lokführer womöglich noch nicht das richtige Gefühl für die Bremsen entwickelt hätten.
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Inzwischen ist das Bremsgeräusch aber zum Dauerproblem geworden. Vormittags fahre immer ein mit Holz beladener Güterzug durch den Bahnhof - in voller Fahrt: „Der Güterzug macht weniger Lärm als der angeblich moderne Pesa-Zug“, so Kirtz. „Das ist schon ein Thema“, bestätigt Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn das Lärm-Problem. Auch aus anderen Orten gebe es ähnliche Beschwerden. Tatsächlich seien die Bremsvorgänge lauter geworden als bei den Vorgängermodellen: „Es ist nicht nur subjektiv lauter geworden.“
Auch Beschwerden von Fahrgästen
Durch die Getriebebremse entstehe Energie, über die Dachlüftung dringe dann dieses laute Geräusch nach außen. Die Bahn habe dieses Problem Pesa und dem Motorenhersteller mitgeteilt: „Wir sind an dem Thema dran. Wir schauen nach Möglichkeiten, etwas zu verändern.“ Möglicherweise könnten schon Software-Änderungen für eine Verbesserung sorgen: „Schon ein Dezibel weniger würde ja schon viel ausmachen“, hofft Pohlmann. Er erinnert allerdings auch daran, dass das Eisenbahn-Bundesamt als Genehmigungsbehörde den Pesa-Zügen die Zulassung erteilt habe: „Die Züge entsprechen den Anforderungen.“ In Hessen haben Messungen am Pesa-Link einen Wert von 90 Dezibel ergeben. Das erfüllt zwar die gesetzlichen Regelungen und Grenzwerte, vertraglich vereinbart waren aber nur 83 Dezibel.
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Auch beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), einer von drei Zweckverbänden, die in NRW den Personennahverkehr im Schienenverkehr organisieren, ist das Lärm-Problem angekommen – „aus unterschiedlichen Richtungen“, sagt Sprecher Uli Beele, sowohl von Anwohnern von Bahnhöfen als auch von Fahrgästen, die sich über Lärm in den Zügen beschweren. Der NWL mit Sitz in Unna hat den Verkehrsvertrag mit der Deutschen Bahn abgeschlossen, wonach die Bahn die Beförderung der Fahrgäste unter anderem auf der Oberen Ruhrtalbahn sicherstellen muss.
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Dort vertraut man darauf, dass die Bahn Verbesserungen zugesagt habe. Die Bahn habe dem Zweckverband gegenüber erklärt, so Beele, dass die neuen Pesa-Züge auch ein größeres Leistungsvermögen hätten, stärker motorisiert und damit spurtstärker seien – „das hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Emissionen“. Auch Beele verweist darauf, dass das Eisenbahn-Bundesamt keinen Grund gesehen habe, die Züge nicht zu genehmigen. Der NWL hatte im April darauf hingewiesen, dass die Pesa-Züge „aufgrund der verspäteten Auslieferung auch nicht über entsprechende Tests verfügen, um den geplanten Einsatz bereits im Vorfeld unter realen Bedingungen zu simulieren und dort auftretende Fehler bereits im Rahmen der Produktion zu beseitigen.“
„Rollkur“ bis September
Nachdem sich im gesamten Sauerlandnetz aus technischen Gründen zu einer erhöhten Anzahl an Zugausfällen und Verspätungen gekommen war, müssen alle neuen Pesa-Züge bis September 2019 eine so genannte „Rollkur“ durchlaufen, in der jedes Fahrzeug noch einmal im Werk von Pesa optimiert, nachgebessert und auf den aktuell bekannten Stand der Technik aufgerüstet wird.
Taskforce sucht Lösungen
In der Region werden 16 so genannte Dreiteiler des Typs Pesa-Link eingesetzt. Jeder Zug hat 356 Plätze, dazu 36 Stellplätze für Fahrräder.
Um die Probleme abzustellen, ist eine „Taskforce“ eingerichtet worden: Die Federführung hat die Deutsche Bahn. Mitbeteiligt sind darin das „Flottenmanagement“ und die Instandhaltung der Bahn, der Hersteller Pesa sowie Experten der Zulieferer (wie MTU).
Um bei Störungen besser zu reagieren, setzt die Bahn bis Ende August noch Gebrauchtzüge vom Typ Bombardier Talent ein.