Bestwig. Die Idee, Autofahrer an der B7 in Bestwig verstärkt mit Knöllchen zu sanktionieren, stößt auf Kritik. Und die Kritiker finden deutliche Worte.
Die Idee, Autofahrer entlang der Bundesstraße in Bestwig künftig verstärkt mit Knöllchen zu sanktionieren, wenn sie zu weit auf dem Radweg stehen, kommt bei vielen Bestwigern erwartungsgemäß eher weniger gut an.
Wie berichtet, hatte CDU-Fraktionschef Winfried Gerold über die Situation geklagt, weil parkende Autos immer wieder die Sicherheit der Radfahrer gefährden.
Vor allem im Bereich des Panino neben der Schützenhalle und in Höhe von Dürings Imbiss sei die Situation kritisch, weil dort Werbeaufsteller der Geschäfte für zusätzliche Engstellen sorgen. Gerold hatte eindringlich an die Gemeinde appelliert, tätig zu werden und regte an, den möglichen Rückbau von Parkplätzen zu prüfen. Um das Problem in den Begriff zu bekommen, hatte Bürgermeister Ralf Péus auch die Einstellung einer 450-Euro-Kraft ins Spiel gebracht, die sich ausschließlich um die gezielte Überwachung des ruhenden Verkehrs kümmern könnte. Hierüber wollen sich die Fraktionen nun Gedanken machen.
Mülltonnen sind weiteres Problem
Derweil hagelt es bereits Kritik. So schreibt Christian Einheuser auf Facebook: „Eine Dienstkraft der Gemeinde, für die Überwachung des ruhenden Verkehrs, wäre die wohl dümmste und nutzloseste Variante, die in Frage käme.“ Er verweist außerdem darauf, dass Mülltonnen ein zusätzliches Problem darstellen. „An manchen Tagen ist von Ortseingang bis Ortsausgang der komplette Radweg zugestellt“, schreibt er. So würden Radfahrer oft gezwungen, auf den Fußweg auszuweichen, wo sie dann die schwächsten Verkehrsteilnehmer gefährden. „Auch hier reden wir von einer Gefahr für Leib und Leben“, betont Einheuser und nimmt damit Bezug auf die Formulierungen des CDU-Fraktionsvorsitzenden.
Teurer als 50 Knöllchen
Auch Jörg Liese, Inhaber des Panino sieht das Vorhaben kritisch. Für ihn stelle sich vielmehr die Frage, warum mehr als 60 Prozent aller Autos die an der B7 stehen, auf dem Radweg parken. „Da ich nicht davon ausgehe, dass in Bestwig nur Verkehrsidioten parken, muss es wohl an den Parkbuchten liegen“, schreibt Liese in einer Mail an unsere Zeitung. Während man in der Ortsdurchfahrt von Altenbüren sogar Lkw-Parkbuchten vor einer Bäckerei eingerichtet habe, komme man in Bestwig mit gefühlten 1,5 Meter für 2 Meter breite Autos aus. „Und das bei im Moment etwa doppelt so hohem Verkehrsaufkommen wie in Altenbüren“, betont Liese. Wer sich schon einmal seinen Spiegel habe kaputt fahren lassen, wisse: „Das ist teurer als 50 Knöllchen“, sagt Liese. Das sieht Christian Hüwel auf Facebook genauso: „Da zahle ich lieber ein Knöllchen, anstatt einen neuen Spiegel.“
Nicht genug Platz eingeräumt
Letztlich sei die Ortsdurchfahrt durch Bestwig deshalb so gefährlich für Verkehrsteilnehmer, weil dem Autoverkehr nicht der Platz eingeräumt werde, den er benötige, sagt Liese. „Das Bauamt und Straßen.NRW haben also bei der Durchführung der Ortskernsanierung gepfuscht oder besser versagt“, findet er deutliche Worte.
Dass die gewählten Gemeindevertreter nun auf die „Falschparker“ schimpfen, die sie selbst herbeigeführt hätten, sei schon ein starkes Stück. Außerdem sei die Situation mit der Fertigstellung der Autobahn völlig entschärft.
„Eine Dorfpolitesse wäre sofort arbeitslos“, sagt Liese und ergänzt: Es sei denn, sie würde dann lustige Bilder mit Fingerfarbe an die leeren Schaufenster der Ladenlokale in Bestwig malen. Totenhausen lässt grüßen.“ Bestwig sei eine Pendlergemeinde. Wenn sich jemand ein Eis oder ein belegtes Brötchen holen wolle, werde ihm die Wichse von den Schuhen gefahren. 22.000 Autos am Tag stünden 50 Fahrrädern gegenüber. „Bestwig ist nicht Münster - und wer, wie Herr Gerold glaubt, die Dorfbevölkerung auf dem Fahrrad zur Arbeit schicken zu müssen, sei ein Träumer. „Dazu sind die Berge zu hoch, das Wetter zu nass und die Strecken zu weit.“
Vertrauensvoll an Gemeinde wenden
„Die Ratsmitglieder, die sich zu Wort gemeldet haben, sind vermutlich nicht von der prekären Parkplatzsituation betroffen beziehungsweise ist ihnen noch nie ein Spiegel abgefahren worden, sagt Bernhard Ekrod. Sein Vorschlag: „Vielleicht machen sich die Ratsmitglieder dafür stark, dass man sich, wenn man ordnungsgemäß geparkt hat, vertrauensvoll an die Gemeinde wenden kann, wenn das Auto beschädigt wurde, um die Reparaturkosten erstattet zu bekommen.“ Lkw-Fahrer würden oft gar nicht merken, dass sie den Rückspiegel eines Autos abgefahren hätten. „In den meisten Fällen bleibt der Geschädigte auf den Kosten sitzen.“