Oberkirchen/Westfeld. . Die Stadt erhofft sich eine Verbesserung der Situation: „Der Lärm war gesundheitsgefährdend“. Aber die Entscheidung wird auch kritisch gesehen.
Seit die Stadtverwaltung die Sperrung der B 236 für Motorräder an den Wochenenden und den Feiertagen beschlossen hat (wir berichteten), klingelt bei Dietmar Albers (CDU) das Telefon: verärgerte Anwohner, verärgerte Gastronomen, verärgerte Touristiker.
Als Bezirksausschussvorsitzenden und politischen Vertreter der Ortschaften sehen sie ihn mit in der Verantwortung. „Und ich kann den Ärger verstehen. Auch ich bin sauer und enttäuscht über die Entscheidung, die nicht mit den Kommunalpolitikern abgesprochen wurde und entgegen allen Vorschlägen oder Ideen getroffen worden ist, die es zur Verbesserung der Situation gab. Ich trage diese Entscheidung nicht mit“, sagt er dazu.
„Als politischer Verantwortlicher für das Obere Lennetal fühle ich mich übergangen.“ In seinen Augen sei die Sperrung der B 236 in Fahrtrichtung Albrechtsplatz „falsch.“
Dabei ist dies eine Entscheidung, die Kraft Gesetzes der Bürgermeister trifft, sagt Bürgermeister Bernhard Halbe dazu„und keine Entscheidung, über die die Kommunalpolitik entscheiden kann.“ Er bittet Bürger und Anwohner darum, die Entwicklungen abzuwarten. „Wir werden die Testphase auswerten und hoffen auf positive Ergebnisse.“
Seit zwei Jahren Thema
Vor gut zwei Jahren sei die Lärmbelästigung durch die Motorradfahrer zum ersten Mal zum Thema geworden, erinnert sich Albers zurück. „Ich habe dann alle Ortschaften, also deren Verkehrsvereine, und den Bürgermeister an einen Tisch geholt.“ Der Wunsch, der dabei deutlich wurde: eine Sperrung. „Allerdings nicht, wie jetzt beschlossen, in Fahrtrichtung Albrechtsplatz, sondern genau andersherum.“
Denn das Problem sei vor allem, dass die Motorradfahrer so immer wieder drehten und die Straße als Rennstrecke nutzten. „Mit einer Sperrung von oben hätte sich das verteilt.“ Der Bezirksausschuss Oberkirchen/Westfeld habe damals eine Empfehlung an den Rat beschlossen, das Tempolimit für Motorräder dort auf 60 km/h runterzusetzen.
Westfeld und Nordenau belastet
Er ärgert sich über die zuständige Straßenverkehrsbehörde - in diesem Fall die Stadt Schmallenberg. „Die Entscheidung kam für alle sehr überraschend. Sie hat nichts damit zu tun, was vom Bezirksausschuss damals empfohlen worden war. Es handelt sich nur um eine Verlagerung des Problems.“
Denn jetzt fahre der ganze Verkehr über die Ortschaften Westfeld und Nordenau. „Diese Orte werden also zusätzlich belastet, das können wir so auch nicht verantworten.“
Mit einer Sperrung ab Albrechtsplatz Richtung Oberkirchen hätte sich die Belastung laut Albers besser verteilt – und es wäre eine Lösung gewesen, mit der alle Beteiligten einverstanden gewesen wären. „Aber die wurde einfach verworfen und die neue Lösung einfach angeordnet. Das kann ich nicht verstehen.“
„Radaubrüder“ abschrecken
Bürgermeister Bernhard Halbe hofft jedoch auf eine Verbesserung der Situation: „Die Motorradfahrer gehören hier zu gern gesehenen Gästen. Es gibt natürlich auch Fahrer, die mit getunten Zweirädern herkommen, rücksichtlos sind und eine Menge Lärm verursachen.“
An der B 236 habe das „gesundheitsgefährdende“ Ausmaße erreicht. „Dem mussten wir entgegenwirken und auch deutlich machen, dass wir so etwas hier nicht hinnehmen.“
Die Sorge der beiden anderen Ortschaften könne er verstehen: „Aber unsere Hoffnung ist es, dass die Radaubrüder durch die Maßnahme abgeschreckt werden und gar nicht mehr kommen.“
Denn vorwiegend die B 236 sei von ihnen als Rennstrecke genutzt worden, weil sie am breitesten und besten ausgebaut sei. „Die Sperrung wird diesen Sommer getestet. Wir werden die Ergebnisse auswerten und schauen, was sich getan hat. Bis dahin kann ich nur darum bitten, dass alle Beteiligten abwarten.“
>>> INFO: Lärmmessung wenig sinnvoll
Lärmmessungen in dem betroffenen Bereich an der B 236 seien schwierig, so Bernhard Halbe: „Denn es liegt keine dauerhafte Lärmgrundbelastung vor. Es handelt sich dabei um Lärmspitzen an Wochenenden und den Feiertagen bei schönem Wetter. Aber dann übersteigt der permanente Motorradlärm die Grenzen, die die Anwohner hinnehmen können.“