Meschede. . Nach dem Ärger um abgeschaltete Telefone bei Schulen in Meschede: Bürgermeister Weber spricht von einer „Posse“ - die aber Konsequenzen hat.

„Selbstverständlich nehmen wir im Rathaus Kündigungen ernst“, sagt Bürgermeister Christoph Weber. Dass die Telekom die Telefon-Anschlüsse der städtischen Hauptschule und der städtischen Realschule in Meschede tatsächlich abschaltete, hat ihn in diesem speziellen Fall aber überrascht. Denn die Umsetzung der angedrohten Kündigungen sei in laufenden Gesprächen zwischen der Stadt und Telekom über die künftige Telefonversorgung der städtischen Schulen insgesamt geschehen. Weber selbst spricht von einer „Posse“. Die Posse hat aber jetzt Konsequenzen für die Telekom, für die Schulen – und auch für Eltern.

Wie berichtet, konnte aus der Realschule seit dem 29. April und aus der Hauptschule seit dem 6. Mai nicht mehr telefoniert werden. Die Telekom hatte, wie angekündigt, die ISDN-Anlagen abgeschaltet. Sie stellt deutschlandweit das Telefonnetz um, ISDN ist ein Auslaufmodell. Das ist im Rathaus lange bekannt.

Weber wollte die Umstellung deshalb nutzen, um die Telefonversorgung aller zwölf städtischen Schulen und der beiden Kitas zu modernisieren. Die Besonderheit: Schulen und Kitas haben viele Telefone, schätzungsweise 80, von denen aber tatsächlich nur die im Sekretariat und bei der Schulleitung genutzt werden. Andere, in den Turnhallen zum Beispiel, sind reine Not-Telefone.

Pilotschule für die Umstellung sollte die Konrad-Adenauer-Schule in Freienohl sein. Cloud-basiert sollte das neue System sein: Dann wären zum Beispiel die Schulsozialarbeiter oder die Hausmeister immer unter der gleichen Nummer erreichbar. Und, was den Bürgermeister als Vater selbst stört: Bei der nächsten Krankheits-Welle landet man nicht in der Warteschleife und bekommt ein Besetztzeichen („Mich als Bürger wurmt das“), sondern das Kind könnte jederzeit rechtzeitig abgemeldet werden.

Cloud-Lösung konnte nicht ausprobiert werden

Für die Adenauer-Schule bot die Telekom der Stadt im letzten Jahr auch eine Cloud-Lösung an. Ausprobiert werden konnte sie aber nicht: „Wir warten seit neun Monaten auf neun Endgeräte“, sagt der Bürgermeister – bei Nachfragen sei der Stadt dann zum Beispiel mal erklärt worden, der Auftrag sei falsch ausgefüllt worden, mal hätten Unterschriften gefehlt. Weber sagt: „Ich kaufe keine Lösung von der Telekom, die wir nicht rechtzeitig bekommen.“

In der Zwischenzeit seien immer wieder die Kündigungsmitteilungen der ISDN-Anschlüsse gekommen – zum Beispiel sollte auch die Grundschule Freienohl im Dezember abgeschaltet werden. Dieser Kündigungstermin verstrich folgenlos, wie andere auch. Die Gespräche zum Pilotprojekt gingen währenddessen weiter. Zur Überraschung der Stadt machte die Telekom dann jetzt im Fall von Haupt- und Realschule ernst: „Plötzlich macht die Telekom das, was sie vorher ignoriert hat.“ Er vermutet: Eine Entscheidung in der Konzernzentrale, die ISDN-Kündigungen tatsächlich auch durchzuführen – „nur, diesen Hinweis hat uns aber keiner gegeben.“

Telekom-Sprecher Frank Domagala verweist darauf, dass die ISDN-Technik bundesweit abgeschaltet werde bzw. schon abgeschaltet sei: „Somit gibt es keine regionale Entscheidung.“ Weitere Kommentare möchte er nicht machen: „Die Fakten sind geschildert und das Problem wurde einer Lösung zugeführt“, schreibt er. Wie berichtet, habe die Deutsche Telekom „fristgerecht und rechtzeitig gekündigt“. Zuvor sei mehrmalig erinnert, letztmals die Stadt schriftlich am 12. März auf das Kündigungsdatum 30. April hingewiesen worden.

Stadt zieht Konsequenzen

Die Kündigungen führen zu Konsequenzen seitens der Stadt. Sie hat ihren Pilotversuch an der Freienohler Hauptschule am Montag eingestellt. Die Sekretariate in der Mescheder Haupt- und in der Realschule haben vorerst städtische Handys bekommen, um gegebenenfalls nach außen telefonieren zu können.

Und statt der modernen Cloud-Lösung wird es künftig eine klassische Telefonlösung für alle Schulen und Kitas durch örtliche Händler geben, mit dezentralen IP-fähigen Telefonanlagen. Das ist nicht der große technologische Wurf, den Weber wollte: „Wir hatten uns perspektivisch mehr vorgestellt.“ Und die Lösung geschieht ohne die Telekom: „Denn woher sollen wir jetzt das Vertrauen haben?“, fragt Weber. Eltern muss der Bürgermeister leider sagen: „Bei der Grippe werden Sie weiter auf besetzte Anschlüsse in den Schulen treffen.“

>>>HINTERGRUND<<<

Die Stadt Meschede hat drei Ansprechpartner in Sachen Telefone und Internetversorgung.

Über die Telekom läuft die Breitbandversorgung. Über T-Mobile wiederum läuft der Mobilfunk für die über 70 Handys der Stadtverwaltung.

Das Großkundengeschäft läuft über T-Systems: Hier hakt es nach Angaben von Bürgermeister Christoph Weber - „wir kommen nicht richtig in Kontakt“. So habe es auf die Anfrage der Stadt für eine Cloud-Lösung nicht einmal eine Rückmeldung gegeben.

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