Bracht. . Josef Schauerte entdeckt das tote Tier und vermutet einen Wolfsangriff. Eine Expertin: Die Ursache ist möglicherweise nicht mehr feststellbar.

Josef Schauerte stapft zielsicher durch seine Weihnachtsbäume. Es ist völlig ruhig, die Luft weit oben über Bracht ist klar. Auf dem Boden liegt Schafswolle verteilt. Hinter einem der Bäume liegt ein totes Schaf.

Viel ist von dem Tier nicht mehr übrig - „als ich es gefunden habe war es fast komplett zerfleddert und bestand fast nur noch aus Gerippe. Es muss schon mehrere Tage tot gewesen sein. Aber man hat noch deutlich gesehen, dass es am Hals gerissen wurde“, sagt Josef Schauert. Er ist sich sicher: „Das war ein Wolf.“

In 25 Jahren, die er seine Schafsherde nun hält, ist ihm so etwas noch nie passiert, sagt er. Er ist verärgert - vor allem, weil sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen lässt, ob das Schaf tatsächlich von einem Wolf gerissen wurde.

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Denn: „Wenn sich Spuren von mehreren Tieren überlagern, die am Kadaver gefressen haben, ist eine eindeutige Zuordnung sehr schwierig“, sagt Birgit Kaiser de Garcia, Pressesprecherin beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV).

Schaf fehlt bei der Zählung

Seit vielen Jahren hat Josef Schauerte bereits seine kleine Schafsherde. „Meistens stehen sie oben am Waldrand bei meinen Weihnachtsbäumen, um das Unkraut wegzufressen. Dann muss ich dort nicht spritzen“, sagt er.

Das Gelände liegt sehr abgeschieden mitten im Wald. Es ist sehr groß und von außen schlecht einsehbar - auch durch die Bäume bedingt. „Nachdem die Schafe ein paar Tage oben waren, habe ich sie wieder zusammengetrieben, um sie auf eine andere Weide weiter unten zu bringen“, erinnert sich Schauerte.

Ein Schaf fehlte. „Ich sah schon den Bussard kreisen“, sagt er - kurz darauf findet er sein totes Schaf zwischen den Bäumen. Es hatte erst vor kurzem gelammt.

Bisswunde am Hals erkannt

Der Forst- und Landwirt erkennt aber noch eine Bisswunde am Hals, sagt

Der Rest der Herde steht jetzt auf einer anderen Wiese in Bracht.
Der Rest der Herde steht jetzt auf einer anderen Wiese in Bracht. © Laura Handke

er.

„In diesem Moment stand für mich fest: Hier muss ein Wolf gewesen sein. Vor kurzem wurde ja erst einer in Rüthen gesichtet.“

So schnell wie möglich kontaktiert er den zuständigen Wolfsberater - diese sollen anhand der Spuren am Kadaver feststellen, ob es sich tatsächlich um einen Wolfsangriff handelt oder um einen Fehlalarm.

Aber Josef Schauerte ärgert sich: „Weil ich das Tier erst ein paar Tage nach seinem Tod gefunden habe, kann man jetzt wahrscheinlich nichts mehr feststellen. Ich werde vermutlich nie genau erfahren können, was hier oben wirklich passiert ist.“

Spuren überlagern sich

Wird ein Kadaver gefunden und ein Wolfsangriff vermutet, dann werde so schnell wie möglich einer der Wolfsberater zum Ort des Geschehens geschickt, erklärt Birgit Kaiser de Garcia.

Dieser ist bisher in Bracht noch nicht vor Ort gewesen. „Leider können wir ohne genetisches Material keinerlei Untersuchungen veranlassen, die den Wolf als Verursacher des Risses entweder bestätigen oder auch entlasten. Deshalb werden wir abwarten müssen, was der Wolfsberater abschließend berichtet“, sagt sie.

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Aber auch sie geht davon aus, dass es in einem solchen Fall schwierig werden könnte: „Mit Fotos und Proben wird am Todesort alles dokumentiert. Speichelproben, die in einem Labor in Hessen analysiert werden, können beispielsweise Aufschluss über das Tier geben, das am Kadaver gefressen hat. Waren es mehrere Tiere, dann überlagern sich die Spuren.“

Herde abschaffen - oder Wildkamera?

Für Josef Schauerte ist der Vorfall sehr ärgerlich. Er überlegt nun, seine Herde - sie besteht aus zehn erwachsenen Tieren und mehreren Lämmern - komplett abzuschaffen.

„Hier oben kann man nicht die ganze Zeit aufpassen oder alles im Blick haben. Wenn nochmal etwas passiert, dann gebe ich die Tiere auf jeden Fall weg“, sagt er.

Eine weitere Überlegung: „Vielleicht stelle ich einfach mal eine Wildkamera bei mir unten an der Weide auf. Vermutlich bringt es nichts, weil sie näher an der Straße gelegen ist und sich der Wolf nicht so weit raus traut, aber vielleicht habe ich ja doch Glück.“

>>>> INFO: Sichtungen und Nutztierrisse

Wer weitere Informationen zum Thema haben möchte, der kann sich auf der Seite www.wolf.nrw informieren. Dort gibt es auch Tipps, wie man sich bei der Sichtung eines Wolfs verhalten sollte.

Haare, Kot, Blut oder Speichelreste eignen sich für die genetische Analyse. Alle in NRW gefundenen Spuren werden im Senckenberg-Forschungsinstitut Gelnhausen analysiert und mit anderen gefundenen genetischen Wolfsspuren verglichen.

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