Meschede. . Sie bleiben auch auf freier Strecke liegen: Die neuen Pesa-Züge, die auch in Meschede halten, müssen wegen Software-Problemen in die Werkstatt.

Die neuen dreiteiligen Pesa-Link-Züge, die im Hochsauerlandkreis zum Einsatz kommen, sind – wie am Dienstag bekannt wurde – nach ihrer Auslieferung nicht unter realen Bedingungen getestet worden. Das rächt sich jetzt: Nach technischen Schwierigkeiten müssen jetzt alle Pesa-Züge, die auf den heimischen Linien RE 17 und RE 57 zum Einsatz kommen, zurück zur Überprüfung in die Werkstatt.

Wie berichtet hatte die Bahn die Züge bis Ende März auf die Strecken bringen müssen. Dazu war sie gegenüber dem Nahverkehr Westfalen-Lippe vertraglich verpflichtet – nachdem sich die Auslieferung zuvor schon um über zwei Jahre verzögert hatte.

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Weil die Züge erst quasi zum Fristende ausgeliefert wurden, kamen sie direkt auf die Strecken im Sauerland. Zwar seien in Polen die vorgeschriebenen Testfahrten durchgeführt worden, auf Probefahrten in Deutschland wurde aber verzichtet. Mit diesem Resultat: „Mit den neuen Dreiteilern läuft einiges schief. Wir hoffen, dass es noch um Kinderkrankheiten geht, die man rasch und nachhaltig beheben kann“, sagt Uli Beele, Sprecher des Nahverkehrs Westfalen-Lippe. Er bedauert: „Wir müssen leider länger auf die versprochene neue Qualität warten.“

„Rollkur“ im polnischen Werk

Für die Überprüfung reicht die Bahn-Werkstatt in Dortmund nicht aus, die Bahn muss wegen der vielen Züge auch auf weitere Kapazitäten in Münster und Köln zurückgreifen.

Blick in den Leitstand eines Pesa-Link-Zuges.
Blick in den Leitstand eines Pesa-Link-Zuges. © Deutsche Bahn

Bis Ende August wird die DB Regio jetzt Gebrauchtzüge einsetzen, um bei Störungen besser reagieren zu können - dabei handelt es sich um Fahrzeuge vom Typ Bombardier Talent, die bisher auf der RE 17 eingesetzt wurden. Alle Pesa-Link-Neufahrzeuge müssen zudem bis September eine so genannte „Rollkur“ durchlaufen, in der jedes Fahrzeug noch im Werk von Pesa optimiert, nachgebessert und aufgerüstet wird.

Aus technischen Gründen ist es in den letzten 14 Tagen, seitdem die neuen Züge aus polnischer Produktion hier eingesetzt werden, zu einer erhöhten Anzahl an Zugausfällen und Verspätungen gekommen. Die genaue Zahl steht beim Nahverkehr Westfalen-Lippe noch nicht fest, sagt Sprecher Uli Beele. Züge blieben aber teils auf freier Strecke liegen.

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Hintergrund dafür sei die komplexe Fahrzeug-Leittechnik: Es gibt Probleme in der Software zur Antriebssteuerung und bei der elektrischen Kupplung, außerdem an den Schnittstellen dieser Systeme. Das, so Beele, führe zu unvorhergesehenen, plötzlich auftretenden Fehlern. Wenn zum Beispiel in Brilon-Wald Züge zur Weiterfahrt getrennt werden sollten, verweigere die Software das – dann gehe nichts mehr.

So viele Beschwerden

Eigentlich müsse bei Neufahrzeugen ein Referenz-Zeitraum abgewartet werden, um über einen längeren Zeitraum tatsächlich belastbare Informationen sammeln zu können, sagt NWL-Sprecher Uli Beele. Nur: In diesem Fall gab es so viele Beschwerden, dass direkt gehandelt werden musste – beim NWL trafen die aus der Kommunalpolitik und von betroffenen Fahrgästen ein.

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Der NWL hat einen Verkehrsvertrag mit der Deutschen Bahn. Die Bahn muss demnach die Beförderung der Fahrgäste sicherstellen: „Wir beauftragen die DB Bahn damit, dass es draußen einen vernünftigen Betrieb gibt.“

Die Bahn wiederum teilte jetzt dem NWL mit, dass sie in permanentem Kontakt mit dem Hersteller Pesa sei, um die Probleme abzustellen. Es wurde eine Taskforce unter Federführung der Bahn eingerichtet, die aus deren „Flottenmanagement“ und der Instandhaltung, dem Hersteller und Experten der Zulieferer (wie MTU) bestehe. Sie soll nach Lösungen suchen.

Zu laut in Meschede

Ein ganz neues Problem speziell in Meschede ist bislang beim Nahverkehrsverband nicht bekannt gewesen: Demnach seien die Züge seien zu laut, berichten Anwohner. Zuletzt beschwerte sich unser Leser Dieter Vollmer aus Meschede am Dienstag noch bei uns. Als Anwohner der Bahn habe auch er festgestellt, schrieb er uns, dass die neuen Pesa-Züge, die auf der Oberen Ruhrtalbahn eingesetzt werden, um einiges lauter sind: „Trotz neuer, geschlossener Fenster hört man die Züge erheblich lauter als vorher.“ Auch das soll geprüft werden.

>>>HINTERGRUND<<<

Insgesamt werden in der Region 16 so genannte Dreiteiler von Pesa-Link eingesetzt. Dieser Zug hat 356 Plätze, dazu 36 Stellplätze für Fahrräder.

Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 140 km/h, dadurch sollen sie spurtstark sein, um An- und Abfahrten besser einhalten zu können.

Die Bahn wirbt auch mit höherem Komfort der Züge, unter anderem Wlan, Ticketautomaten und größerer Toilette.

Der Liefervertrag zwischen Bahn und Pesa hat einen Umfang von 1,2 Milliarden Euro.

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