Meschede. . Als erster Kreis in NRW hat der Hochsauerlandkreis 2012 das Medizinstipendium eingeführt. Die Bilanz kann sich sehen lassen.

Als erster Kreis in Nordrhein-Westfalen und überhaupt einer der ersten bundesweit hat der Hochsauerlandkreis 2012 das Medizinstipendium eingeführt.

Grund war, dass Landrat und Politik frühzeitig erkannt hatten, dass er dem sich abzeichnenden Ärztemangel in der Region entgegen wirken muss. Nach mittlerweile sieben Jahren zieht Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des Gesundheitsamtes des HSK, eine äußerst positive Bilanz.

Die Zahlen

Inzwischen hat der HSK 37 Stipendien vergeben. Die Studierenden kommen von medizinischen Fakultäten aus dem gesamten Bundesgebiet, unter anderem aus Berlin, Erlangen, Freiburg, Göttingen, München und Tübingen. Einige studieren auch im Ausland - in Innsbruck, Riga und Wien. Für dieses Jahr sind noch drei Plätze frei.

Jährlich werden fünf Stipendien vergeben. „Bisher hatten wir auch immer genügend qualifizierte Bewerber“, betont Kleeschulte. Die Zahl der Bewerbungen lag in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 8 und 13. Die Gespräche mit einer Auswahlkommission werden zum Sommer- und zum Wintersemester geführt.

Die Kriterien

„Wir gucken nicht in erster Linie auf die Noten“, erklärt Dr. Kleeschulte. „Wichtig ist zum Beispiel, inwieweit derjenige motiviert ist, hierher zu kommen.“ Die besten Erfahrungen hätte man bisher tatsächlich mit Studenten gemacht, die aus der Region oder der Umgebung kommen. Voraussetzung für eine Förderung ist der erfolgreiche Abschluss des ersten Teils der Ärztlichen Prüfung (Physikum).

Das Konzept

© KRISCHER, Heinz

Das Medizinstipendium des HSK fördert Medizinstudenten mit monatlich 500 Euro. Der Vorteil: Sie können sich ohne finanzielle Sorgen und Nebenjobs voll auf das Studium konzentrieren. Die 500 Euro pro Monat sind kein Darlehen, welches sie zurückzahlen müssen. Im Gegenzug verpflichten sich die angehenden Mediziner über die Dauer ihrer Förderung als Arzt im Hochsauerlandkreis tätig zu werden - in einem Krankenhaus, einer Praxis, einem MVZ oder dem Gesundheitsamt. Diese Zeit kann natürlich für die weitere Facharztausbildung genutzt werden.

Der Erfolg

„Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung“, sagt Dr. Kleeschulte. „Wir haben ganz hervorragende Stipendiaten gefunden.“ Mittlerweile werde das Projekt auch in vielen anderen Kreisen kopiert und er selbst werde immer wieder angesprochen und um Rat gefragt. Ein solches Vorhaben benötige zwar eine gewisse Vorlaufzeit, aber inzwischen habe sich das Medizinstipendium des HSK unter Medizinstudenten herumgesprochen.

Die Aussichten

Zwölf Stipendiaten sind inzwischen als Ärzte im Kreisgebiet tätig - zehn davon in Krankenhäusern, zwei in Praxen. Ein Schwerpunkt liegt aufgrund der Größe und der verschiedenen Fachrichtungen auf dem Klinikum Hochsauerland, also in Arnsberg und Neheim-Hüsten. Ein Stipendiat beendet sein Studium im April und wird anschließend als Arzt im HSK arbeiten, ein weiterer kommt im Sommer. Drei Studierende werden Ende 2019 fertig und stehen der Region dann ab Anfang 2020 als Ärzte zur Verfügung.

Dr. Peter Kleeschulte, Leiter Gesundheitsamt HSK
Dr. Peter Kleeschulte, Leiter Gesundheitsamt HSK © Pressestelle HSK

Ob die jungen Mediziner aber auch über den Zeitraum ihrer finanziellen Förderung hinaus als Ärzte in der Region bleiben werden, darüber kann Peter Kleeschulte noch keine Aussage machen. „Bisher ist noch keiner unserer Stipendiaten so weit“, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes. Er stehe aber mit vielen in engem Kontakt und sei fest davon überzeugt, dass einige bleiben werden. Wer die Region kenne, Familie und Freunde und somit ein gut funktionierendes Netzwerk habe, fühle sich wohl und könne sich auch gut vorstellen, langfristig im Hochsauerlandkreis zu arbeiten.

Die Kritik

Die Kritik, dass genau diese Studenten auch ohne das Medizinstipendium zurückgekommen wären, kann Dr. Peter Kleeschulte nicht nachvollziehen. Er widerspricht dem vehement: „Wer nach dem Studium erst mal an einem Krankenhaus angefangen hat zu arbeiten, baut sich dort einen neuen Freundeskreis auf, lernt eventuell einen Partner kennen und kommt nicht unbedingt zurück in die Heimat.“ Selbst wenn man sich das zu Beginn der Ausbildung noch vorgenommen habe.

Das Netzwerk im Hochsauerlandkreis

Der Verein zur Förderung der Ärztlichen Berufsausübung „Doktor Job“ kümmert sich unter anderem um die Vermarktung des Medizinstipendiums des Hochsauerlandkreises.

Neben der finanziellen Förderung profitieren die Medizinstudenten von dem vom HSK aufgebauten Netzwerk. So organisiert der Verein jährlich ein Treffen aller Stipendiaten und des Vorstands von „Doktor Job“. Das ermöglicht den Austausch und auch erste Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern.

„Doktor Job“ unterstützt die Stipendiaten bei der späteren Wahl eines geeigneten Arbeitgebers im HSK.

Außerdem findet jährlich eine von „Doktor Job“ organisierte Fortbildung statt, bei der Experten zu aktuellen Themen der Medizin referieren. Diese Fortbildung ist offiziell als solche von der Ärztekammer anerkannt.

Hier geht es zu einem Bericht über den angehenden Hausarzt Christian Decker.

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