Meschede/Enste. . Weiter gibt es keine Lösung für wild parkende Lkw-Fahrer in Enste. Investoren hatten genaue Vorstellungen. Auch die Unternehmen sind gefragt.
Lkw-Fahrer, die Lenk- und Ruhezeiten einhalten müssen, stranden regelmäßig im Gewerbegebiet Enste. Sie parken dort unter „menschenunwürdigen Bedingungen“, kritisierten Carsten und Bernd Mönig von der gleichnamigen Spedition in unserer Zeitung. Auf Nachfrage äußerten sich nun auch Stadt und IHK zu dem Thema. Auch ortsansässige Unternehmen, die mit Waren beliefert werden, könnten gefragt sein.
Der neue Parkplatz
Kurz vor der Abfahrt Nuttlar entsteht mit dem Ausbau der A46 auf jeder Seite ein Parkplatz mit WC. „Das sind aber Rastplätze und keine bewirtschafteten Anlagen“, betont Oscar Santos, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßenbau. Auch ist es fraglich, ob die Stellfläche überhaupt für den Bedarf ausreicht: Auf jeder Seite gibt es sieben Lkw-Stellplätze sowie Aufstellflächen für Schwertransporte. 14 Lkw-Stellplätze an der Autobahn – für Carsten Mönig ist das eher eine Lösung für den Durchgangsverkehr. „Dafür ist das schon mal sehr gut.“ Aber es helfe den Lkw-Fahrern nicht, die in Enste stranden.
Die Stadt
Trotzdem hoffen Klaus Wahle als Leiter der Wirtschaftsförderung und Bürgermeister Christoph Weber erstmal auf diesen Ausbau. Denn sonst sieht man bei der Stadt zurzeit keine Möglichkeit, das Problem der wild parkenden Lkw-Fahrer in Enste in den Griff zu bekommen. „Wir hatten mehrere Investoren, die gern einen Autohof gebaut hätten“, sagt Bürgermeister Christoph Weber. Nicht unter 10 Hektar sollte die Fläche groß sein. Grundstücke, die man lieber an andere Investoren verkauft hätte, an solche, die viele Arbeitsplätze schaffen und entsprechend Gewerbesteuern zahlen.
Doch da man die Nöte der Lkw-Fahrer sah, habe man zähneknirschend das Grundstück angeboten, auf dem jetzt die Briloner Leuchten ihre Lagerhallen errichten. Doch damit waren die Investoren nicht zufrieden. „Das war ihnen nicht attraktiv genug“, sagt der Bürgermeister. „Sie wollten wenn, dann direkt an der Autobahnausfahrt bauen, vor dem Dorf Enste.“
An der Stelle entstehen jetzt der Burger King und eine Tankstelle mit vier Lkw- und 13 Pkw-Stellplätzen. „Ein Autohof, auf dem nachts bis zu 40 Lkw stehen, die ihre Motoren laufen lassen, kam für uns dort nicht in Frage“, so der Bürgermeister. „Dazu gibt es auch eine klare Abmachung mit den Bewohnern. Wir wollten das Dorf nicht weiter belasten.“ Hinzu komme, dass die Stadt gern die eigenen Unternehmen und Lkw-Fahrer unterstütze, „dass aber“, so Klaus Wahle, niemand sagen könne, wer dann dort parke. „Wir könnten es nicht begrenzen. Wahrscheinlich ist doch, dass dort Lkw aus ganz NRW stehen, die nur zufällig hier landen.“
Es gibt positive Beispiele aus anderen Städten
Lkw-Fahrer, die am Heerweg, Am Steinbach oder am Hundeplatz die Nacht verbringen, dort ihre Notdurft im Gebüsch verrichten, ihren Müll entsorgen oder sogar auf Gaskochern am Straßenrand ihr Essen zubereiten. Das ist nicht ok.
Aber ist es Aufgabe der Stadt, Rastplätze für Lkw-Fahrer zu schaffen?
Vielleicht müssen sich auch Mescheder Firmen, die mit Lkw-Ladungen aus ganz Europa beliefert werden, fragen, was sie zur Lösung des Problems beitragen können.
Dass es geht, zeigen zwei Firmen aus dem Umkreis, die die IHK als positive Beispiele nennt: Der Kartonagenhersteller Reno de Medici (früher Feldmühle) in Arnsberg betreibt seit vielen Jahren einen eigenen Lkw-Parkplatz mit Sanitäranlagen und Video-Überwachung wenige 100 Meter von der Laderampe entfernt. Und bei der Firma Egger in Brilon wurde vor rund drei Jahren ein beleuchteter Lkw-Parkplatz mit Sanitäranlagen direkt vor dem Werkstor eingerichtet.
von Ute Tolksdorf
Die IHK
Auch Thomas Frye, Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik, Innovation und Umwelt bei der IHK Arnsberg, ist das Problem bewusst. Zwar sei das Problem im Sauerland lange nicht so drängend, wie an den großen Transitstrecken – „die Fahrer sind hier in der Regel kurz vor dem Ziel zum Be- oder Entladen“. Gleichwohl müsse man für die Ruhezeiten einen geeigneten Standort finden, „bei Übernachtungen möglichst mit Sanitäranlagen“. Eine solche Infrastruktur gibt es auf der gesamten A445 und A46 bis zum Werler Kreuz nicht. Auch vom Bund ist nichts geplant, was Frye bedauert. Er weiß: „So ein Autohof wäre also nur privatwirtschaftlich zu entwickeln, wobei die zentrale Lage in besonderer Weise für Meschede-Enste spricht.“
Frye versteht, dass die Stadt ihre hochwertigen Industrieflächen, „die es in dieser Lagequalität kaum noch anderswo im Sauerland gibt“, nicht mit großflächigen Parkplätzen belegen will. Alternativstandorte sieht er aber nicht. „Daher bleibt den Lkw-Fahrern außer den Rasthöfen an der A2 oder A44 nur noch die Möglichkeit, in den Gewerbegebieten oder auf den einfacheren Autobahnparkplätzen zu parken.“
Er nimmt den Bund in die Pflicht: „Rast- und Übernachtungsplätze sind Teil der Fernstraßen-Infrastruktur. Sie müssen deshalb auch vom Bund geplant und finanziert werden, der durch Steuer- und Mauteinnahmen ja über ausreichende Finanzmittel verfügt.“
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