Enste. Lkw-Fahrer stranden an Wochenenden und Feiertagen oft in Enste. Sie bräuchten dort „menschenwürdige Rastplätze“, sagen Bernd und Carsten Mönig.

Am Wochenende und an Feiertagen stehen die 40-Tonner auf den Seitenstreifen im Gewerbegebiet Enste – 15 bis 20 Lkw, „oft ist hier alles voll“, sagen Carsten und Bernd Mönig. Sie beobachten Lkw-Fahrer aus Litauen, Bulgarien und Polen, die sicherlich gern an anderen Stellen eine Pause machen würden, aber die gibt es in Meschede nicht. Also verrichten sie in Enste ihre Notdurft im Gebüsch, verteilen ihren Müll, kochen und sitzen zusammen am Straßenrand. „Ärgerlich, weil nicht menschenwürdig“, finden das die Inhaber der gleichnamigen Spedition aus Enste.

Mönig-Fahrer sind nicht betroffen: Haben sie Meschede erreicht, sind sie zu Hause angekommen, aber andere Fahrer - vor allem aus Osteuropa - werden von den Lenk- und Ruhezeiten oder auch von geschlossenen Werkstoren schon mal kalt erwischt und landen dann in Enste. „Es gibt Firmen, die schließen freitags um 14 Uhr die Annahme“, weiß Bernd Mönig. „Verspätet sich der Fahrer, weil er beispielsweise im Stau gestanden hat, schicken sie ihn erstmal weg - ins Enster Gewerbegebiet.“

Stellflächen völlig überfüllt

Denn Zeit, dann noch bis zum nächsten Autohof nach Werl zu fahren, bleibe bei den digitalen Tachometern und sekundengenau getakteten Lenk- und Ruhezeiten nicht. „Zumal die Fahrer ja selbst dort auf dem Standstreifen der Autobahn stehen müssten, weil die Stellflächen völlig überfüllt sind“, weiß Carsten Mönig. Doch auch in Meschede sind sie offensichtlich unerwünscht.

Stadt ist dagegen

Zuletzt hatte sich die Stadt gegen die Einrichtung eines Autohofs am neuen Burger King ausgesprochen. „Für einen Rastplatz für Lkw ist uns die Fläche zu wertvoll“, hatte Bürgermeister Christoph Weber betont.

Ein Satz, der der Firma Mönig nicht gefiel. „Das ist schon eine harte Aussage“, postete Geschäftsführer Alexander Schulz unter unseren Text zum Ausbau des Gewerbegebiets bei Facebook. „Das Industriegebiet wächst, jeder ist auf den Lkw angewiesen. Stellflächen soll es aber nicht geben. Zwischen Werl und Diemelstadt hat kein Fahrer die Möglichkeit zu duschen (...). Vielleicht sollte hier ein Umdenken erfolgen.“

Carsten (rechts) und Bernd Mönig vor einem ihrer 47 Lkw: Sie sprechen sich für einen Autohof im Gewerbegebiet Enste aus. Für eine menschliche Pause mit Dusche und Toiletten vor allem für die ausländischen Fahrer.
Carsten (rechts) und Bernd Mönig vor einem ihrer 47 Lkw: Sie sprechen sich für einen Autohof im Gewerbegebiet Enste aus. Für eine menschliche Pause mit Dusche und Toiletten vor allem für die ausländischen Fahrer. © Ute Tolksdorf

Das unterstreicht auch Carsten Mönig: „Wir brauchen Stellplätze, an denen die Fahrer unter menschlichen Bedingungen Pause machen können.“ Er denkt vor allem an Toiletten, eine Dusche, vielleicht einen Aufenthaltsraum. „Das müsste kein Autohof sein.“ Denn an Autohöfen zahlt man in der Regel für den Stellplatz. Die Gebühr wird dann verrechnet, wenn man dort etwas verzehrt. Ob die Fahrer aus Osteuropa bei ihren Stundenlöhnen dafür überhaupt Geld haben, bezweifelt der Unternehmer.

Aber nach viereinhalb Stunden müssen alle Fahrer eine Dreiviertelstunde Pause machen, nach neun bzw. zehn Stunden Fahrzeit sind elf Stunden Ruhezeit Pflicht und am Wochenende zwischen Freitag und Sonntag 48 Stunden. 48 Stunden, die sie - wenn es hart auf hart kommt - am Standstreifen in Enste verbringen. Und das auch an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten.

An Weihnachten eine Kiste Bier

„Unsere Leute haben den Fahrern an Heiligabend schon mal eine Kiste Bier gebracht. Die mussten dann hier ausharren, bis sie am dritten Feiertag wieder weiterfahren durften“, erzählt Carsten Mönig.

Die Inhaber der Firma Mönig sind überzeugt: „Eigentlich müssten alle Betriebe in Enste und auch in den umliegenden Orten ein großes Interesse daran haben, dass die Fahrer einen ordentlichen Pausenplatz bekommen.“ Gefordert wären Stadt und Gewerbetreibende.

In Arnsberg habe ein Unternehmen für seine Lieferanten beispielsweise so einen Dusch-Container aufgestellt. Bernd Mönig rechnet vor: „Nötig wären ca. 2500 Quadratmeter für vielleicht 20 Lkw dazu 200 Quadratmeter für einen Container mit Duschen und Toiletten. Gemeinsam gebaut mit dem Burger King, wäre das ein Abwasch gewesen.“ Ein anderer Investor hatte bereits einen Autohof ursprünglich sogar geplant.

>>>HINTERGRUND

Die Spedition Mönig hat seit dem Jahr 2015 ihren Hauptsitz in Meschede-Enste, gegründet wurde sie 1957 in Grevenstein.

Das Unternehmen Mönig ist außerdem erreichbar an den Standorten in Bremen, Denkendorf, Gotha.

Die Firma beschäftigt 175 Mitarbeiter, davon 60 Fahrer. Der Fuhrpark umfasst 50 Lkw.

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