Meschede. . Die Spuren eines Brandanschlags auf ein türkisches Vereinsheim führen nach Hamm, Dortmund - und nach Meschede.
Das Verfahren war schon eingestellt, keine Hinweise auf die Täter. Doch jetzt haben Staatsschutz und Staatsanwaltschaft neue Erkenntnisse: Sie ermitteln wieder nach dem Brandschlag auf ein türkisches Vereinsheim in Meschede. Am Sonntag, 11. März 2018, waren gegen 1.40 Uhr mehrere Molotowcocktails gegen das Gebäude am Lanfertsweg geschleudert worden.
Die neuen Spuren sind offenbar konkret: Demnach könnten die Täter aus Dortmund, Hamm und Meschede stammen. In allen drei Orten bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Am heutigen Mittwoch werden zudem Fahndungsplakate in deutscher und türkischer Sprache in Meschede aufgehängt. Der Staatsschutz hat für den Fall eine neue Ermittlungskommission gegründet, sie trägt den Namen „Molly“ - in Anlehnung an die Brandsätze.
In Bierflaschen von Becks abgefüllt
Eine neue Erkenntnis: Das Benzingemisch wurde in Bierflaschen der Marke Becks abgefüllt, ehe es in jener Nacht entzündet und gegen das Gebäude geworfen wurde. Die Täter hatten sich dabei gefilmt. Die Aufnahmen waren anschließend ins Internet gestellt worden: Zu sehen sind dunkel gekleidete, vermummte Personen mit Kapuzen - und ein greller Feuerschein. Nach den Männern in dem Video sucht die Polizei. Sie beschreibt sie als drei Jugendliche oder junge Erwachsene.
Im Internet war die Szene mit dem Anschlag auf verschiedenen Seiten veröffentlicht worden, präsentiert von kurdischen, zum Teil militanten Kreisen. Bekannt zu der Tat hatte sich zum einen die PKK, die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans. Sie kämpft als Untergrundorganisation für politische Autonomie in den Teilen der Türkei, die von Kurden besiedelt sind. Zum anderen ist von einer deutsch-kurdischen „Antifa“ die Rede und von Jugendlichen, die „eine Aktion gegen einen Verein der Grauen Wölfe in Meschede durchgeführt haben.“
Der türkisch-deutsche Freundschaftsverein in Meschede formiert offiziell als „Meschede Ülkü Ocagi“. Übersetzt heißt das der Club der Idealisten.
Darin sind die „Grauen Wölfe“ in Deutschland organisiert, eine rechtsextreme türkische Organisation mit engen Kontakten zur Nationalisten-Partei (MHP), deren Vertreter regelmäßig als Redner in der ehemaligen Gaststätte am Lanfertsweg willkommen geheißen werden. Ihr Symbol ist ein heulender Wolf - so wie er an der Wand im Vereinsheim angebracht ist.
Hoffen auf entscheidenden Durchbruch
Für die Ermittler galt ein politisch motivierter Anschlag seinerzeit als heißeste Spur. Ob es weiterhin in diese Richtung geht, gilt als geheim: „Ich möchte momentan nichts dazu sagen“, erklärte Staatsanwalt Klaus Neulken auf Nachfrage dieser Zeitung.
Er bestätigte lediglich neue Erkenntnisse, die jetzt zur Wiederaufnahme des Verfahrens geführt hätten. Die Ermittler hoffen auf Hinweise und einen entscheidenden Durchbruch. Geführt wird das Verfahren wegen Brandstiftung. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.
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