Meschede. . Angeklagter gibt Opfer die Schuld: Zugbegleiterin soll ihn zwischen Meschede und Freienohl festgehalten haben - „eine Schande für einen Mann“.

Der 19-Jährige, der im März eine Zugbegleiterin bei der Kontrolle seiner Fahrkarte geschlagen und beleidigt haben soll, bestreitet die Vorwürfe. Vor dem Jugendgericht sagte er aus, dass die Frau ihn am Kopf festgehalten habe. Er habe sich nur befreit: „Es ist eine Schande für einen Mann, dass eine Frau ihn festhält“, sagte der afghanische Flüchtling. Daraufhin habe er sie an ihren Haaren gezogen.

Die Zugbegleiterin konnte am Mittwoch nicht angehört werden, der Prozess wurde deshalb vertagt. Wie berichtet, war der 19-Jährige bei einem ersten Prozesstermin nicht erschienen. Gegen den daraufhin verhängten Strafbefehl über eine Geldstrafe von 1300 Euro legte er Einspruch ein.

19-Jähriger wollte sein Ticket zurück

Die Auseinandersetzung, die sich während der Fahrt zwischen Meschede und Freienohl ereignet hatte, erklärte der 19-Jährige damit, dass er unbedingt seine Fahrkarte von der Zugbegleiterin wiederhaben wollte. Die Frau hatte die Fahrkarte einbehalten, weil sie manipuliert worden war: Der Name darauf war durchgestrichen und durch einen anderen ersetzt worden.

„Das sieht nach Betrug aus“, sagte Richterin Mareike Vogt: Der Name auf dem Fun-Ticket und der im Ausweis müssen identisch sein. Der 19-Jährige erklärte, er habe die Fahrkarte nur selbst verändert, weil die Schreibweise seines Namens darauf falsch gewesen sei.

„Ohne Vorwarnung attackiert“

Der 19-Jährige war mit einer ganzen Gruppe anderer Zuwanderer in Meschede eingestiegen. Ein 20-Jähriger aus der Gruppe konnte als Zeuge gar nichts zur Klärung beitragen: Er will nichts von der Auseinandersetzung mitbekommen haben, weil er mit dem Rücken dazu saß.

Mehr gesehen hatte ein 29-Jähriger in dem Abteil, der nichts mit dieser Gruppe zu tun hatte. Der Bad Berleburger sagte aus, der Angeklagte habe die Zugbegleiterin „ohne Vorwarnung attackiert, in den Schwitzkasten genommen und gegen das Fenster gedrückt“.

„Hohe Gewaltbereitschaft“

Er sprach von „einem Angriff aus dem Nichts“ und einer „hohen Gewaltbereitschaft“. Er habe die anderen aus der Gruppe aufgefordert, ihren Kumpel aufzuhalten. Aber: „Die Jugendlichen fanden die Situation amüsant.“ Der Lokführer rief die Polizei, im Freienohler Bahnhof lief der Angeklagte weg.

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