Meschede. . Mit Humor und Heimatliebe begeistert Schauspieler Thomas Kramer die Zuschauer in der Grevensteiner Schützenhalle. Seehofer war Ehrengast ...
Rund 280 Besucher waren zur satirischen Kneipenkonferenz gekommen, ausgerichtet von der Dorfgemeinschaft Grevenstein. Auf der Bühne: Jazzmusikerin Cindy Weinhold und der gebürtige Grevensteiner Thomas Kramer.
Scherzhafter Kerngedanke war die Generalversammlung des Vereins „Relativ hochgelegenes Sauerland e.V.“ mit Thomas Kramer als 1. Vorsitzenden. Hauptthema der Versammlung war die existentielle Bedrohung der Sauerländer und ihrer Kultur und der Schutz dieser, denn dadurch werde die Definition von Heimat auch vermischt. Traditionell wurde die Versammlung mit der Hymne eröffnet. Hier allerdings mit der sauerländischen Hymne „Sauerland“ der Band ZOFF.
Vergleich West und Ost
Durch „Buiterlinge“ wie Amerikaner, die vor Trump flüchten, die Engländer, die vor dem Brexit flüchten, oder einfach nur Musikerin Cindy Weinhold als 2. Vorsitzende, die aus dem Osten kommt, sei die Definition von Heimat und Kultur im Sauerland vermischt worden, so Kramer. Traditionen wie Doppelkopf und Doppelkorn könne man kaum aufrechterhalten. Diesem entgegnete Weinhold, sie habe noch nirgends auf der Welt so etwas Absurdes getrunken wie Fanta-Korn. Beim Vergleich West und Ost wurde schnell klar, „wenn bei uns im Westen die Rede von reicher Ernte ist, meinen wir Schnaps“, so Kramer.
Seehofer war Ehrengast
Neben der Rolle des ersten Vorsitzenden spielte Kramer auch Heimatminister Horst Seehofer, der von Schriftsteller Max Frisch, gespielt von Weinhold, interviewt wurde. Seehofer war Ehrengast auf der Versammlung des Vereins.
Zwischen Liedern, Berichten und kleineren Umbauten auf der Bühne gab es den ein oder anderen Korn. Kramer: „Es hat ja niemand gesagt, dass das hier Spaß machen soll.“ Passend hierzu habe der Deutsche bekanntlich statt des Stammhirns einen Stammtisch, man könne Deutschland also als einen einzigen kollektiven Stammtisch sehen.
Deutsche Identität
Kramer sprach die Frage nach der deutschen Identität an. Man sei nicht bayerisch, nicht nordisch und nicht sauerländisch. Nicht einmal die Sprache sei einheitlich, denn kein Sauerländer könne in der Eifel vernünftig nach dem Weg fragen. Auch die Frage nach einem typisch deutschen Gericht sei schwierig. Deshalb mischten Kramer und Weinhold Gerichte wie Matjes, Weißwürste, Grünkohl oder Schwarzwälder Kirsch, um allen Deutschen gerecht zu werden.
Als 2. Vorsitzende erstattete Weinhold Bericht von einer Dienstreise auf „eine Art Volksfest in den Tiefen des Sauerlandes, um deren Kultur zu erforschen“. Sie berichtete von uniformierten Menschen, die mit Blumen verzierten Schlagstöcken von Heerescorps begleitet und ihrem König angeführt über die Straßen marschierten.
Treffen sorgen für große Euphorie
Dort gäbe es, so scheint es, noch keine Trennung von Staat und Kirche, denn auch der Pastor marschiere mit. Man schieße dort zudem auf einen hölzernen Vogel und Treffen sorgen für große Euphorie. Die Menschen seien friedlich, grölten dennoch zu Helene Fischer, PUR und ähnlichem und tranken das ein oder andere frische Veltins.
Sie bat um eine erneute Dienstreise im nächsten Jahr und bekam vom Publikum die Erlaubnis. Mit selbst geschriebenen Stücken untermalten Kramer und Weinhold ihre Konferenz musikalisch und begleiteten sich selbst auf Klavier, Gitarre, Akkordeon und dem Klacken der Schreibmaschine.
Gefühl der Gemeinschaft
Kramer selbst ist überrascht von der Resonanz des Stückes und freute sich, dass so viele Grevensteiner, aber auch Auswärtige den Weg in die Grevensteiner Halle gefunden hatten. Weinhold gab zu bekennen, sie sei überwältigt von diesem Gefühl der Gemeinschaft. Jeder würde jedem helfen, alle packten auch bei der Generalprobe und den Vorbereitungen in der Schützenhalle mit an.
Hier finden Sie noch mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus Meschede und dem Umland.