Meschede. . Das wird ein schmerzlicher Moment für die Evangelische Gemeinde in Meschede: Der letzte Abendmahlsgottesdienst in ihrer Johanneskirche naht.

Es wird ein schmerzhafter Tag für Meschedes evangelische Gemeinde: Am Sonntag feiert sie das letzte Mal einen Gottesdienst in ihrer Johanneskirche im Mescheder Norden – danach nie wieder. Die Kirche wird verschlossen. Auf Dauer soll aus dem bisherigen Gotteshaus ein Wohnhaus werden.

1964 geweiht

Entwidmung lautet in der Evangelischen Kirche der offizielle Begriff für die Aufgabe einer Kirche. Danach ist sie eigentlich kein Ort mehr für Gottesdienste. Im Mescheder Fall ist es komplizierter: Die Johanneskirche, 1964 geweiht, war bereits 2013 entwidmet worden.

Allerdings hatten sich danach Pläne, die Kirche in ein Architekturbüro umzuwandeln, wieder zerschlagen. Auch Gottesdienste wurden deshalb noch gefeiert. Jetzt soll es der allerletzte sein: Der Vollzug der Entwidmung.

Erinnerungen

Wie berichtet, muss sich die Gemeinde von der Kirche trennen, weil sie zu viele Gebäude vorhält. Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer hat seit 23 Jahren Gottesdienste in der Johanneskirche gefeiert. Jetzt feiert er am Sonntag den letzten: „Das sitzt mir schon in den Knochen“, gesteht er ein.

Sein einziger Trost: „Wir sind ja nicht an Gebäude gebunden, wenn wir einen Gottesdienst feiern wollen“ – theologisch sei dafür eigentlich kein Kirchengebäude nötig, es braucht keinen gesonderten Raum dafür. Das Gefühl der Menschen ist natürlich ein anderes, weiß Bäumer: In der Kirche stecken Erinnerungen an das ganze Spektrum des Lebens, von den Tauf- bis hin zu den Trauerfeiern.

Der Ablauf

Am Sonntag um 11 Uhr beginnt der Abschiedsgottesdienst, begleitet vom Posaunenchor und von Orgelspiel. Superintendent Alfred Hammer hält die Predigt. Gemeinsam wird zum letzten Mal das Abendmahl gefeiert.

Die eigenwillige Christusfigur in der Johanneskirche.
Die eigenwillige Christusfigur in der Johanneskirche. © Jürgen Kortmann

Zum Ende werden die sakralen Gegenstände symbolisch aus der Kirche getragen: Die Osterkerze, die Bibel, das Altarkreuz, die Abendmahlsgeräte, das so genannte Antependium von der Kanzel – ein Stoffumhang, der die Kirchenjahreszeiten zeigt. Tragen werden sie Menschen, die sich in der Gemeinde vielfältig engagiert haben: Heidrun Parplies aus dem Presbyterium, die ehrenamtliche Küsterin Renate Struwe, Sigrid Hielscher aus der Jugendarbeit, die ehemalige Küsterin und Hausmeisterin Lore Goesmann, die ehemalige Küsterin Grete Fuchte, der Vikar Dominic Faisca Martins, der die Läute-Ordnung für die Glocken der Johanneskirche entworfen hat.

Die Zukunft

In der Kirche soll neuer Wohnraum entstehen. Es gibt dafür einen Investor, der namentlich noch nicht genannt werden will, weil der Kaufvertrag noch nicht unterzeichnet ist. Pfarrer Bäumer sagt: „Wir sind auf der Zielgeraden. Wir gehen auf einen Verkauf zu.“

Auch für ihn bedeutet die Abwicklung einer Kirche völliges Neuland – im Theologiestudium wird man darauf schließlich nicht vorbereitet. Weil die Kirche unter Denkmalschutz steht, mussten im Vorfeld der Kirchen-Aufgabe noch mehr Behörden, Institutionen und Experten beteiligt werden – von den Denkmalschutzbehörden über die Evangelische Landeskirche und den Kirchenkreis bis hin zu Orgel-, Glocken- und Kirchenfenstersachverständigen.

Das Inventar

Was mit dem Inventar der Johanneskirche geschieht, ist noch offen. Die Orgel soll verkauft werden, wenn sich ein Interessent findet. Für den schweren Altar aus Schieferplatten wird eine neue Verwendung gesucht.

Das Taufbecken in der Johanneskirche.
Das Taufbecken in der Johanneskirche. © Jürgen Kortmann

Eine besondere Herausforderung wird die übergroße, eigenwillige Christus-Skulptur aus Bronze sein, die über dem Altar hängt. Die Gemeinde hat mit der Tochter des Wittgensteiner Künstlers Wolfgang Kreutter schon Kontakt aufgenommen, damit die Bronze-Plastik umgehängt werden darf – wohin, ist offen. Vermutlich wird die Christus-Figur nur von einem Kran abgehängt werden können.

Die Glocken

Täglich um 12 Uhr läuteten noch die vier Glocken der Johanneskirche. Wann sie verstummen, ist ebenfalls noch ungeklärt. Prüfen möchte die Gemeinde eine Idee der ehemaligen Küsterin Lore Goesmann, eine der vier Glocken in der Christuskirche in der Innenstadt aufzuhängen.

Mit diesen Knöpfen werden die Glocken geläutet. 
Mit diesen Knöpfen werden die Glocken geläutet.  © Jürgen Kortmann

Dort hängt nur eine Glocke, aber eigentlich waren es einmal zwei. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg war eine eingeschmolzen worden, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die zweite nicht mehr aufgehängt.

Ein Glocken-Sachverständiger hat bereits herausgefunden, dass die Töne beider Kirchenglocken zusammen passen würden. Ein Statiker wird prüfen müssen, ob das auch baulich umzusetzen ist. Wenn das klappen würde, dann könnte man wenigstens als Erinnerung die Johanneskirche noch weiterhin hören.

>>>HINTERGRUND<<<

Zum Abschieds-Gottesdienst ist jeder eingeladen, der sich der Johanneskirche verbunden fühlt. Nach dem Gottesdienst gibt es noch Gelegenheit, gemeinsam miteinander zu sprechen und eine Suppe zu essen.

Bereits am Freitag hat, als Martins-Gottesdienst, der Abschiedsgottesdienst für den Johannes-Kindergarten stattgefunden. Künftig werden in der Kita die Kinder-Gottesdienste gefeiert.

Gemeinde-Glieder aus dem Norden, die nicht mobil sind, aber künftig am Gottesdienst in der Christuskirche teilnehmen möchten, können sich samstags bis 18 Uhr bei Taxi Völmecke melden. Sie werden dann am Sonntagmorgen abgeholt – die Kosten übernimmt die Evangelische Gemeinde.

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