Meschede. . Seit 2010 gibt es die Absicht, die Johanneskirche in Meschede zu verkaufen - jetzt wird das konkret. Im November ist der Abschiedsgottesdienst.
Wohnen in der Kirche, das Gotteshaus soll jetzt zum Wohnhaus werden. Diese Lösung zeichnet sich für die evangelische Johanneskirche im Mescheder Norden ab. Der Verkauf steht vor dem Abschluss: „Wir sind auf einem guten Weg und ziemlich weit in den Verhandlungen“, sagt Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer.
Für den 11. November ist der Abschiedsgottesdienst der Gemeinde von der Johanneskirche geplant. Danach finden dort keine Gottesdienste mehr statt.
Zu viele Gebäude
2010 hatte das Presbyterium beschlossen, sich von der Johanneskirche zu trennen und dies in mehreren Gemeindeversammlungen erläutert. Hintergrund dafür war: Die evangelische Gemeinde Meschede hat zu viele Gebäude und damit fünfmal mehr umbauten Raum als von der Landeskirche empfohlen. Eine kleine Gemeinde kann sich das auf Dauer nicht leisten.
2013 zerschlug sich der Plan, in der Kirche ein Architekturbüro einzurichten – das war bis heute die ernsthafteste Idee einer seriösen Nachnutzung.
Bis sich nun ein privater Interessent aus der Region selbst meldete: Aus „Liebe zu dieser Kirche“, so Bäumer, wolle er sie kaufen. Namentlich möchte er noch nicht genannt werden. Der Käufer will Wohnräume in die Kirche einbauen.
An den Verhandlungen sind das evangelische Landes- und das Kreiskirchenamt und die Denkmalbehörden beteiligt. Die Johanneskirche steht unter Denkmalschutz, die äußere Ansicht und die Gebäudehülle bleiben also erhalten.
Zweiter Abschiedsgottesdienst
Schon vor fünf Jahren hatte es, im Zuge der Architekturbüro-Pläne, einen Abschiedsgottesdienst gegeben. Die Johanneskirche war damals auch entwidmet worden: Entwidmung bedeutet in der evangelischen Kirche die Aufgabe eines Kirchengebäudes für religiöse Zwecke. Als der Verkauf scheiterte, wurden in der Kirche doch noch weiterhin Gottesdienste gefeiert: Einmal im Monat und damit deutlich reduziert in ihrer Anzahl, weil auch die Pfarrstellen reduziert worden waren.
Nun also am 11. November der zweite Abschiedsgottesdienst, diesmal endgültig. Dabei werden feierlich die Gottesdienst-Gegenstände aus der Kirche getragen. Nachher wird sie verschlossen. Was mit den Altargeräten und dem schweren Schieferaltar geschieht, ist offen.
Was wird aus Skulptur?
Und auch: Was geschieht mit der den Kirchenraum dominierenden Christus-Skulptur des Wittgensteiner Künstlers Wolfgang Kreutter, die über dem Altar schwebt? Eine eigenwillig umgesetzte Bronze-Plastik von Christus mit weit ausgestreckten Armen. Die Landeskirche soll an der Suche nach einer Lösung beteiligt werden, so Pfarrerin Karin Neumann-Arnoldi.
Eine emotionale Bindung
„Wir werden weinen“, ist sich die Pfarrerin sicher mit Blick auf den Schließungstermin: „Wir werden viel mit der Trauer konfrontiert. Das wird schlimm.“ Denn vor allem Ältere in der Gemeinde hängen emotional an ihrer Johanneskirche: Sie verbinden sie eben persönlich mit Taufen, Konfirmationen und Trauungen, die sie hier erlebt haben. Die Bauernsiedlung im Mescheder Norden war nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung zur neuen Heimat vieler Protestanten geworden, die sich 1963/64 die Johanneskirche bauten.
Jetzt kommen die Emotionen wieder hoch. Die hatte es auch 2012/13 gegeben, als die ersten Verkaufspläne akut wurden. Danach hatten sie nachgelassen: „Manche haben sich von der Kirche verabschiedet, andere hatten die Hoffnung, alles würde beim Alten bleiben“, sagt Hans-Jürgen Bäumer. Er meint: „Eigentlich war das seit 2012/13 ein nicht abgeschlossener Trauerprozess.“ Jetzt wird er wirklich abgeschlossen.
>>>HINTERGRUND<<<
Die Evangelische Gemeinde nutzt mit der Christuskirche, der Johanneskirche und dem Gemeinsamen Kirchenzentrum drei Kirchen in der Kernstadt.
Schwerpunktmäßig werden an jedem Wochenende Gottesdienste in der Christuskirche angeboten, außerdem auch in der Kreuzkapelle in Freienohl.
„Die Christuskirche ist für jeden zu erreichen“, sagt Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer. Wer nicht hinkommen kann, für den werden Fahrgelegenheiten angeboten: „In der Vergangenheit ist das aber nicht sonderlich genutzt worden.“
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