Meschede. . Wegen eines defekten Fliegers mussten zwei Frauen aus Meschede auf drei Tage Urlaub verzichten. Auf Entschädigung warten sie seit Wochen.

Auf der rustikalen Anrichte im Wohnzimmer von Marita Kayser (62) liegt ein dickes Fotoalbum, das den Titel „Fuerteventura 2018“ trägt. Die Bilder vom tiefblauen Meer und von Palmen, die in den Himmel ragen, sehen nach Erholung aus. Neben dem Fotoalbum liegt ein steingrauer Aktenordner und auch darauf steht „Fuerteventura 2018“ geschrieben. Aber den Inhalt des Ordners – Beschwerden und Rechnungen – verbindet Marita Kayser nicht mit Erholung, sondern mit Ärger.

Auch interessant

Den Sommerurlaub mit ihrer Freundin Gabriele Paul (60) konnte sie erst mit 73-stündiger Verspätung antreten. Der Flieger der litauischen Fluggesellschaft Small Planet Airlines, der in Paderborn starten sollte, war ausgefallen. Heute, rund elf Wochen danach, warten die Mescheder Frauen immer noch auf eine Entschädigung.

Airbus nach Vogelschlag flugunfähig

„Als ich in der Westfalenpost gelesen habe, dass jetzt wieder Fluggäste von Small Planet Airlines mit einer mehrtägigen Verspätung in Paderborn gelandet sind, kam in mir die Wut hoch“, sagt Kayser, die sich mit einem Leserbrief an unsere Zeitung gewendet hat.

Zur Erinnerung: Kurz vor dem Ende der Sommerferien ist die Geduld von 179 Rhodos-Urlaubern auf eine harte Probe gestellt worden. Mit 53-stündiger Verspätung ist in der Nacht zu Mittwoch, 29. August, eine Maschine der Fluggesellschaft Small Planet Airlines auf dem Flughafen Paderborn-Lippstadt gelandet. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Jan Limbach war der Airbus A 320 nach einem Vogelschlag flugunfähig. Ein Ersatzflugzeug sei anderweitig im Einsatz gewesen. „Wir können uns nur aufrichtig bei unseren Fluggästen entschuldigen“, so Limbach.

Bis zu 600 Euro Entschädigung bei Flugausfall

Wird ein Flug annulliert oder verspätet er sich um mehr als drei Stunden, steht Passagieren laut EU-Fluggastrechteverordnung eine Entschädigung zwischen 250 bis 600 Euro zu.

Die Fluggesellschaft ist verpflichtet, für die Passagiere eine alternative Beförderung zum Zielort zu organisieren. Sie muss ihre Gäste bei Bedarf in einem Hotel unterbringen. Wenn die Airline sich nicht kümmert, kann ein Passagier sich eine Ersatzbeförderung organisieren und die Kosten in Rechnung stellen.

Marita Kayser sieht Parallelen zu ihrer eigenen Reise. Sie musste sogar mehr als drei Tage auf ihren nächsten Flug warten. An einem Samstag im Juni sollte es um 10.50 Uhr von Paderborn aus nach Fuerteventura gehen. Rund eine Stunde nach der geplanten Abflugzeit kam dann die enttäuschende Durchsage: Flug gestrichen. Wegen eines technischen Defekts. Der nächste Flieger nach Fuerteventura solle erst am Sonntag um 9 Uhr in die Lüfte gehen. „Es ging dann recht tumultartig zu. Manche Gäste wurden auch laut“, berichtet Marita Kayser. Die Meschederin und ihre Freundin verbrachten schließlich auf Kosten der Airline eine Nacht im Flughafenhotel.

Am Sonntagmorgen, zurück im Flughafenterminal, erreichte die Sauerländerinnen dann die nächste bittere Durchsage. Auch der Ersatzflug wurde gestrichen. „Das Dreisteste an der ganzen Sache: Uns wurde gesagt, dass es erst ab 18 Uhr es die nächsten Informationen gebe“, sagt Martina Kayser. „Ich konnte nur noch heulen.“

Für die beiden Hausfrauen ging es erstmal zurück nach Hause. Am Montagmorgen wurde für sie im Reisebüro ein neuer Flug gebucht: Dienstag, 12.45 Uhr, ab Düsseldorf. Paul: „Da hat dann endlich alles reibungslos geklappt“.

Veranstalter verweist auf Airline

Der Ärger ging erst wieder los, als Marita Kayser und Gabriele Paul zurück in der Heimat waren. Bei ihrem Reiseveranstalter „schauinsland“ erkundigten sie sich nach einer Entschädigung.

Auch interessant

Immerhin wurde nicht nur ihr Flug gestrichen, sie mussten ja auch mit drei Urlaubstagen weniger auskommen. Rund 600 Euro würden beiden jeweils zustehen. „Aber der Veranstalter fühlt sich nicht verantwortlich und verweist nur auf Small Planet Airlines“, sagt Kayser.

Die Meschederinnen haben die Fluggesellschaft angeschrieben. Die bislang einzige Antwort von Small Planet Airlines: Man habe die Nachricht erhalten und werde sich um das Anlegen kümmern. „Der Pressesprecher sprach in der Zeitung von einer unbürokratischen Entschädigung der Fluggäste“, sagt Marita Kayser. „Wir warten jetzt seit dem 1. Juli darauf.“

Ihnen bleibe nur noch übrig, zum Rechtsanwalt zu gehen. Es ist wahrscheinlich, dass der graue Aktenordner mit dem Schriftzug „Fuerteventura 2018“ dicker wird als das Urlaubs-Fotoalbum.
Lesen Sie auch: wp.de/rhodos