Hagen. . In 32 Stunden nach Heraklion, in 42 Stunden nach Las Palmas – am Airport Paderborn/Lippstadt häufen sich bei Small Planet Airlines Verspätungen.

Ist die Erde für Small Planet Airlines zu groß? Diese Frage stellen sich Passagiere. Die Abflugzeit eine Empfehlung? Die Route eine Ratespiel? Die Flugdauer eine Schätzung?

Wer mit einer der beiden am Flughafen Paderborn/Lippstadt stationierten Maschinen der litauischen Airline nach Kreta, Mallorca oder auf die Kanaren fliegt, kann mit Wut im Bauch eine Geschichte erzählen.

Flug nach Mallorca hebt erst Stunden später ab

In 32 Stunden bis nach Heraklion, in 42 Stunden nach Las Palmas. Jüngster Fall: Abflug nach Mallorca um 4.15 Uhr am Sonntag, 17. Juni. Eigentlich. Der Flug findet am Ende Stunden später am Nachmittag ab Münster/Osnabrück statt. Ihrem Ärger machen die Betroffenen in den sozialen Medien Luft: Nie wieder.

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Offenbar keine Einzelfälle. Angesprochen auf die Fluggesellschaft ist Anwalt Thorsten Fust sofort im Bilde. „Das ist ein Hauptkunde von mir“, sagt der 42-Jährige aus Lichtenau im Kreis Paderborn. „Ich habe bislang 50 Fälle verärgerter Fluggäste betreut.“ Warum? „Weil die Airline bei Verspätungen die Entschädigung nicht zahlt.“

Störanfällige Maschine sorgt für Verspätungen

Small Planet Airlines verteile bei langen Verzögerungen entsprechende Vordrucke an die Passagiere und verspreche die Zahlung. „Aber es passiert nichts. Sie stellt sich stur.“ Erst bei der Einreichung einer Klage reagiere sie. In der Regel seien technische Mängel die Ursache für die stundenlangen Verspätungen.

Anwalt Thorsten Fust betreut die Klagen von Fluggästen gegen Small Planet Airlines.
Anwalt Thorsten Fust betreut die Klagen von Fluggästen gegen Small Planet Airlines. © Privat

Das bestätigt Jan Limbach, Marketingdirektor der Fluggesellschaft. „Ja“, sagt der 52-Jährige, „es gibt ein Problemflugzeug in Paderborn/Lippstadt, das dem Programm nicht gewachsen und störanfällig ist. Es wird zeitnah durch einen anderen Airbus A 320 ersetzt.“ Das Alter der Maschinen der Fluglinie liegt nach seinen Angaben zwischen sieben und achtzehn Jahren.

Airline geht offensiv mit Pannen um

Für den Unmut der Passagiere angesichts jüngster Vorfälle zeigt er Verständnis. „Da gibt es nichts zu beschönigen. Das ist nicht unser Anspruch.“ Limbach spricht von Verspätungen, „die in diesem Jahr bei über fünf Prozent liegen“.

70 Flüge finden pro Woche ab Paderborn/Lippstadt mit Small Planet Airlines statt. „Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr 150 000 Passagiere mit uns fliegen.“ Auch verspricht Limbach, offensiver mit Pannen umzugehen. „Wir wollen uns nicht verstecken. Wir arbeiten intensiv daran, die Fehler abzustellen.“

Beschwerden über Eurowings häufen sich

Wer glaubt, bei Eurowings sehe es besser aus, der irrt sich. Bundesweit werden vom Billigflieger der Lufthansa Flüge verschoben, gestrichen oder sie sind ebenfalls endlos verspätet. Tausende Beschwerden türmen sich, Episoden von Horrorreisen, „zwei Tage nach Sizilien“, häufen sich. Ein Teil der Probleme hat mit dem Flugplan für die 185 Maschinen zu tun. Zu ambitioniert nennt ihn ein Branchenexperte.

Lufthansa hatte nach der Pleite von Air Berlin einen Großteil der ehemaligen Air-Berlin-Flotte übernommen und der Billigtochter Eurowings zugeordnet. Gleichzeitig erweiterte Eurowings das Angebot an Flügen. In der ersten Jahreshälfte hat es sich fast verdreifacht. Verschärft wird die Lage durch Personalmangel bei den Cockpit-Besatzungen und den Fluglotsen.

Was passiert zum Start der Sommerferien

Für die Sommerferien in gut drei Wochen lässt das alles nichts Gutes erahnen. Reiseveranstalter Thomas Cook beruhigt auf Anfrage dieser Zeitung, wie mit diesen Problemen umzugehen sei: „Wir bitten unsere Gäste um Entschuldigung und versichern, dass wir alles dran setzen, damit die Gäste in den Urlaubsländern und an den Flughäfen betreut werden und wir Flugersatzmöglichkeiten finden.“