Meschede. . Andreas Behrmann ist der neue Direktor der Hennesee-Residenz. Er hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf, war Tänzer und Spa-Direktor.

Eigentlich hatte Andreas Behrmann nach 20 Jahren im Geschäft der Hotelbranche den Rücken kehren wollen. Doch dann kam das Angebot aus Meschede. Immer in den Sommerferien treffen wir uns mit Persönlichkeiten am Hennesee. In unserem heutigen Seegespräch verrät der Tanzpädagoge, Fitnesstrainer und Hotelmanager, was ihn dann doch überzeugt hat: „Der Blick“, sagt er, spricht’s und zeigt ein Foto: Man sieht den Hennesee aus seinem Hotelzimmer, die wehenden Gardinen sind zur Seite gezogen. „Das sieht doch aus wie in Italien, oder?“, sagt er und lacht.

Sie haben, als Sie das Angebot der Welcome-Gruppe für Meschede erhielten, sofort zugesagt,warum?

Andreas Behrmann: Mir hat das Haus gefallen, die Lage, dieser fantastische Blick auf den See und nicht zuletzt die Geschichte des Baus aus den 50er-Jahren, die man überall im Haus - von den Lampen bis zur Kellerbar - noch sehen und erleben kann. Aber auch der Empfang durch die Chefs und Mitarbeiter hat mich überzeugt.

Sie sind ja ursprünglich Tanzpädagoge. Wie wird man da zum Hotelmanager?

Ich habe im Spa-Bereich im Hyatt in Hamburg begonnen und später dann den Wellnessbereich von 21 Dorint-Resort-Hotels verantwortet. Mit 39 Jahren habe ich mir dann vorgenommen, du wirst Hotelmanager. Es dauerte noch ein paar Jahre aber 2007 hat es dann im Ostseebad Wustrow geklappt.

Der neue Hoteldirektor der Hennesee-Residenz im Seegespräch mit Redakteurin Ute Tolksdorf.
Der neue Hoteldirektor der Hennesee-Residenz im Seegespräch mit Redakteurin Ute Tolksdorf.

Und was macht einen Tanzpädagogen zu einem guten Hotelmanager?

An beiden Stellen braucht man neben anderem Pädagogik und Kreativität. Menschenführung ist auch für einen Manager wichtig, und Kreativität ist in der Choreographie genauso entscheidend wie in der Leitung eines Hotels, wenn man es aus der Masse der Angebote und der Arbeitgeber herausheben will. Ich will zum Beispiel für unsere Auszubildenden eine eigene Lehrwerkstatt im alten Imbiss einrichten. Sie sollen sich dort erproben dürfen und beispielsweise für Eltern und Freunde kochen und servieren. Später stelle ich mir dort Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Berufskolleg oder anderen Ausbildungsbetrieben aus dem Gastro-Bereich vor.

Kannten Sie das Sauerland?

Ja, aber bisher eher vom Auto aus. Als Leiter der Dorint-Spa-Bereiche war ich auch regelmäßig in Arnsberg und Winterberg. Ich mag die deutschen Mittelgebirge.

Hamburg, Den Haag, Rotterdam - Sie sind ja eigentlich ein Großstädter. Wie kommen sie hier klar?

Das ist für mich kein Problem. Vergessen Sie nicht, ich bin aufgewachsen in Buchholz in der Nordheide und lebe seit 2003 wieder auf dem Land - zuletzt im Ostseebad Wustrow mit 1200 Einwohnern. Aber ein Vorteil aus meiner Zeit in Holland ist, dass ich fließend Holländisch spreche. Und auch mein Französisch ist ganz passabel, so dass ich mich mit belgischen und holländischen Gästen gut verständigen kann.

Die direkte Ansprache ist das eine - Online-Gästebewertungen sind die Kehrseite. Sie sind für Hotels ein wichtiges Marketing-Instrument. Ist das bei Ihnen Chefsache?

Klar. Doch die waren in den letzten Wochen erfreulicherweise sehr positiv. Das liegt vor allem am kompetenten und freundlichen Personal. Mancher Gast hat Recht mit seiner Beschwerde, ein anderer ist sehr kritisch. Wir sind Dienstleister und darauf trainiert, Lösungen zu finden. Reden kann man grundsätzlich über alles.

Was haben Sie für Gäste und woher kommen sie?

Ungefähr 50 Prozent sind Tagungsgäste, 50 Prozent machen hier Ferien. Ich würde mich freuen, wenn wir noch mehr Urlauber von unseren Angeboten überzeugen könnten. Die meisten Gäste sind Deutsche, an zweiter Stelle folgen die Holländer. Maximal dreieinhalb Stunden Anfahrt akzeptieren die meisten für einen Wochenendtrip, wer weiter anreist, bleibt in der Regel auch länger. Es kommen neben Holländern auch Deutsche aus Großstädten, die hier einfach mal die Seele baumeln lassen wollen.

Worauf achten Sie selbst, wenn Sie ein Hotel betreten?

Den Hotelmanager kann ich eigentlich nie ganz ablegen. Ich achte darauf, wie ich empfangen werde, ob mich die Mitarbeiter ansehen, als Tänzer sind mir auch Haltung und Körperspannung wichtig. Wenn ich mich da gut aufgenommen und respektvoll angesprochen fühle, bin ich glücklich. Dann bin ich vielleicht ein kritischer, aber nie ungerechter oder aufbrausender Gast.

Ein Dauerthema in Hotels sind auch die Diebstähle? Was lassen Gäste mitgehen und wie verhindert man das?

Vielleicht sollte man auf jeden Bademantel das Hotel-Logo drucken und ihn als Souvenir mit ausgeben. (lacht) Aus meiner relativ kurzen Zeit in der Hennesee-Residenz kann ich dazu noch nicht viel sagen, aber in einem Hotel hatten wir besonders hochwertige Salz- und- Pfeffer-Streuer. Ein Gast beobachtete, wie ein anderer diese verschwinden ließ und informierte mich. Ich habe den Room-Boy hochgeschickt, der sagen sollte, er habe Salz- und Pfeffer-Streuer im Zimmer vergessen. In dem Fall hat es funktioniert und der Gast hat sie einfach zurückgegeben. Das sind die kleinen Trophäen.

>>>HINTERGRUND

Andreas Behrmann ist 58 Jahre alt, geschieden, lebt in einer Beziehung und hat drei Kinder (12, 14 und 19 Jahre). Geboren in Buchholz, zog er schon früh nach Hamburg. Er machte dort und in Rotterdam seine Tanzausbildung. Anschließend arbeitet er mehrere Jahre als Tänzer.

Zurück in Hamburg, startete er in der Fitnessbranche, war Studioleiter und Personaltrainer. Dazu begleitete er Tanzprojekte und arbeitet in einer Diskothek.

Mit 39 Jahren begann seine Laufbahn im Hotelwesen als Spamanager im Hyatt in Hamburg. Für die Gruppe baute er später den Spa-Bereich in Moskau auf, bevor er Spa-Direktor für 21 Dorint-Resort-Hotels wurde.

Vier Jahre arbeitete er für die Gruppe am Tegernsee, zuletzt als kommissarischer Hoteldirektor. 2007 wurde er Hoteldirektor im Ostseebad Wustrow. 2015 kehrte er der Hotelbranche den Rücken - „Ich wollte weg vom schneller, höher weiter“ - übernahm wieder Tanzprojekte an Schulen und begann Holzfiguren mit der Kettensäge zu schnitzen.

Dann kam das Angebot der mit zwölf Häusern relativ überschaubaren Welcome-Gruppe und Behrmann sagte zu. Ein Grund: „Man hat hier einen kurzen Draht zur Kompetenz-Zentrale in Frankfurt.“

Geplant ist aktuell auch der Ausbau des Spa-Bereichs.